Eine Schwester empfängt den Segen von Vater Andrej
Nach langer Mühe und Anstrengung fand ich bei den heiligen Vätern folgende Überlegung: Der Anfang alles Guten und alles Bösen ist der dem Menschen gegebene Verstand und der Verstand entspricht dem Willen. Der Beginn der Erlösung besteht darin, dass der Mensch seinen Willen und seine Vernunft aufgeben soll, damit Gottes Wille und Vernunft in ihm wirken kann. Vor dem Gesetz, im Gesetz und in der Gnade werden viele gerettet, weil sie den Willen Gottes und seine Vernunft ihrer eigenen Vernunft und ihren Wünschen vorgezogen haben; und wieder werden in dieser Zeit viele Verlorene gefunden, die ihre eigenen Wünsche und Vernunft denen Gottes vorgezogen haben. Aber der Wille Gottes (in bestimmten Fällen) kann nur durch das Urteilsvermögen erkannt werden, jedoch nicht durch das eigene Urteilsvermögen, sondern durch das Befragen derjenigen, die die Gabe der Unterscheidung besitzen und erfahrener sind. Nur so lernen wir, was Gott von uns will. Wenn nicht, können wir in keiner Weise gerettet werden. Ohne dies kann selbst das, was wir für gut halten, nicht gut sein, entweder weil es zu früh dafür ist oder weil es unnötig ist.
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Wenn ein Mensch um Gottes willen seine Begierden abschneidet, dann wird Gott selbst ihn mit unaussprechlicher Güte ohne sein Wissen zur Vollkommenheit führen.
Wenn man dies bemerkt, ist ein Mensch sehr überrascht, wie von überall her Freude und Wissen über ihn ausgegossen wird, und aus jedem zieht er Nutzen, und Gott herrscht in ihm, als ob er keinen Willen besäße, da er Seinem heiligen Willen gehorcht und wird zum Herrscher. Wenn er über etwas nachdenkt, dann empfängt er es ganz einfach von Gott, der sich besonders um ihn kümmert. Dies ist der Glaube, über den der Herr sagte:“ ... wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn ... und nichts wird euch unmöglich sein (Mt 17, 20).
Heiliger Petros Damaskenos
Der heiligste Gehorsam wurde von Gott an drei Orten gepflanzt: im Himmel, im Paradies und auf Erden. An diesen drei Orten wuchs die Frucht des gesegneten Gehorsams und die Frucht des verdammten Ungehorsams. Im Himmel wurde der Gehorsam in die Kräfte des Himmels gepflanzt und durch den eigenmächtigen Willen des Teufels verletzt, dessen Frucht der Sturz aus dem Himmel und der Entzug des göttlichen Lichts ist; im Paradies wurde es in die ersten Menschen gepflanzt und spontan, aus Stolz, von ihnen vergewaltigt, und die Frucht davon ist die Vertreibung aus dem Paradies und der Tod des gesamten Menschengeschlechts; auf Erden wurde endlich der göttliche Gehorsam von Christus - dem Sohn Gottes - in die heiligen Jünger und Apostel gepflanzt. Und das majestätisch unerreichbare Bild des Erlösers selbst wird für alle Zeiten das Vorbild des Gehorsams bleiben.
Heiliger Paisij Welitschkowskij
Nichts hilft dem Menschen so sehr, wie den eigenen Willen abzuschneiden, und wirklich, daraus zieht ein Mensch mehr Nutzen als aus jeder anderen Tugend. Und so wie ein Mensch, der zu Fuß läuft, einen Stock findet und ihn mitnimmt, und so mit Hilfe dieses Stockes, den größten Teil seines Weges absolviert. So geschieht es auch mit dem, der den Weg geht und seinen Willen abschneidet. Er erwirbt Gelassenheit, und aus Gelassenheit erwächst mit Gottes Hilfe völlige Leidenschaftslosigkeit.
Heiliger Abba Dorotheos
Der Novize fällt ein Urteil über sich selbst; denn wenn er um des Herrn willen vollständig gehorcht, dann ist er, obwohl er nicht glaubt, vollständig gehorsam zu sein, von seinem Urteil (das heißt den Anklagen des Gewissens) befreit. Wenn er nun irgend worin seinen eigenen Willen tut, auch wenn es ihm scheint, dass er gehorcht, trägt er seine Last allein. Einfach ausgedrückt, gehen diejenigen, die um des Herrn willen gehorchen, glücklich ihren Weg.
Heiliger Johannes Klimakos
Nur wenige Menschen kennen das Geheimnis des Gehorsams. Der Gehorsame ist groß vor Gott. Er ist ein Nachahmer Christi, der uns in sich das Bild des Gehorsams gegeben hat. Der Herr liebt eine gehorsame Seele und gibt ihr Seinen Frieden, und dann ist alles in Ordnung und sie empfindet Liebe für alle. Der Gehorsame setzt seine ganze Hoffnung auf Gott, und deshalb ist seine Seele immer in Gott, und der Herr gibt ihm seine Gnade, und diese Gnade lehrt die Seele alles Gute und gibt Kraft, im Guten zu bleiben. Er sieht das Böse, aber es berührt seine Seele nicht, denn bei ihm ist die Gnade des Heiligen Geistes, die ihn vor aller Sünde bewahrt, und er hat Frieden und betet leicht zu Gott.
Wenn du deinen Willen abschneidest, dann hast du den Feind besiegt und du wirst Seelenfrieden als Belohnung erhalten, und wenn du deinen Willen tust, dann bist du vom Feind besiegt, und Mutlosigkeit wird deine Seele quälen.
Heiliger Siluan vom Berge Athos
(aus der Zeitschrift “Das Treffen” № 30, 2002)