Die Vorgeschichte der Entstehung des Frauenklosters der Hl. Elisabeth in Minsk nimmt ihren Anfang im Jahre 1994. Zwei Gemeindemitglieder der Kathedrale der Hll. Apostel Peter und Paul, von denen die eine im 2. Städtischen Krankenhaus, die zweite im Psychiatrischen Krankenhaus der Republik arbeiteten, wanden sich an den Priester Andrej Lemeschonok mit der Bitte, zu ihnen in die Krankenhäuser zu kommen, um schwer kranken Patienten die Krankenkommunion zu erteilen.
Von diesem Moment an begannen Vater Andrej und seine geistlichen Kinder regelmäßig in diese Krankenhäuser zu fahren. Sie erzählten ihren Schützlingen über Christus und die Orthodoxie, sie bemühten sich die Leidenden zu unterstützen und zu trösten, von denen viele von der Gesellschaft allein gelassen worden mit ihren Leiden.
Im April 1996 fand im Psychiatrischen Klinikum der Republik die erste Andacht (Moleben) statt. Aber am 27. September diesen Jahres am Fest der Kreuzerhöhung wurde hier die erste göttliche Liturgie gefeiert. Von diesem Moment an fanden die Gottesdienste wöchentlich statt. Der Kreis der Gemeindemitglieder, die in ihrer von Studium und Arbeit freien Zeit die Krankenhäuser besuchen, wuchs allmählich an. Binnen kurzem entstand so in Minsk die Schwesternschaft zu Ehren der Heiligen Märtyrernonne Elisabeth.
Am 7. Dezember 1996 segnete der Metropolit von Minsk und Sluzk Filaret, Exarch des Patriarchen von Moskau für ganz Weißrussland die Schwestern für ihren Weg des Dienstes an Gott und den Nächsten. Als er sich an die Schwestern der Barmherzigkeit wandte, sagte er: „Ich danke Ihnen und segne Sie, liebe myrontragenden Frauen unserer Tage dafür, dass Sie mit dem Myron körperliche und seelische Wunden heilen, die Leiden der Menschen lindern und die rauen Sitten der heutigen Zeit mildern.”
Einige Zeit nach der Gründung der Schwesternschaft entstand die Idee, eine Kirche auf dem Gelände des Psychiatrischen Krankenhauses der Republik in der Siedlung Nowinki zu errichten. Doch es waren keine Geldmittel vorhanden und auch der Versuch, Sponsoren zu finden, blieb erfolglos. Es entstanden auch andere Schwierigkeiten: Misstrauen bei den Anwohnern, Probleme bei der Erstellung von Dokumenten. Daraufhin fuhr Erzpriester Andrej Lemeschonok (der geistliche Vater der Schwesternschaft) zu Starez Nikolaj (Gurjanow), der auf der Insel Salit (im Pskower See) lebte, um seinen Rat und Segen einzuholen. Starez Nikolaj riet nicht zum Bau einer Kirche, sondern segnete die Errichtung eines Klosters und überreichte einen Fünf – Rubel – Schein mit der Abbildung einer Kirche, und sagte dazu: „Den Rest legen die Menschen oben drauf.“
In der Lichten Woche des Jahres 1997 gingen die Schwestern mit ihren Spendenboxen erstmalig auf die Minsker Straßen hinaus, um die finanziellen Mittel für den Kirchen- und Klosterbau zu sammeln. Und die Menschen legten tatsächlich „drauf“. Jeder Ziegelstein der Kirche bzw. des Klosters ist eine Opfergabe, ein Schmerz oder eine Freude, eine Bitte ums Gebet.
Die Leiterin der Schwesternschaft der Barmherzigkeit, Sinaida Lobosowa, erzählt:
„Wir haben Schuhkartons genommen, haben sie schön beklebt, und haben darauf geschrieben, wer wir sind und wofür wir Spenden sammeln. Das waren unsere ersten Spendenboxen. Damals, vor vielen Jahren, gingen wir, sozusagen als die erste Gruppe, auf die Straßen. Viele von uns studierten oder arbeiteten, deshalb machten wir uns vor allem an den Wochenenden auf, um Spenden zu sammeln.“
Es erforderte Mut, in der Schwesterntracht auf die Straßen zu gehen; ein öffentliches Bekenntnis zu Glaube und Kirche. „Wir haben die Passanten doch gleich beim ersten Anblick an Gott erinnert“, formuliert Schwester Sinaida (Lobosowa).
Aber auch den weißrussischen Wetterbedingungen trotzten sie: Regen, glühender Sonne, scharfem Wind und klirrender Kälte. Motivation gewannen sie aus ihrem Vorhaben, ihrem Herzensanliegen. Für jeden einzelnen Spender beteten sie, und jede noch so kleine Spende zählte.
Am 23. August 1998 wurde die erste Nonnenweihe vollzogen – eine der Schwestern wurde ins Kleine Schima eingekleidet. Dies geschah in der Nähe von Minsk, im Frauenkloster des Hl. Johannes des Theologen.
Im Frühling des Jahres 1999 übergab der Minsker Landrat eine Liegenschaft im Dorf Lysaja Gora (ca. 30 km von Minsk entfernt). In der Folgezeit entstand hier auf einer Fläche von 120 ha ein Klostergut zur Selbstversorgung, das später zum Resozialisierungszentrum für Männer ausgebaut werden wurde.
Als Gründungstag des Frauenklosters der hl. Elisabeth wird der 22. August 1999 angesehen. An diesem Tag erteilte der Metropolit von Minsk und Sluzk Filaret, der Exarch des Moskauer Patriarchen für ganz Weißrussland, seinen Segen für die Registrierung des Klosters und nahm die Einkleidung von weiteren drei Schwestern in Rasophorennonnen vor.
Zum Fest der Kreuzerhöhung, am 27. September des gleichen Jahres wurde das Kuppelkreuz der Hl. Elisabeth – Kirche geweiht und aufgerichtet.
Am 10. Dezember 1999 erfolgte die Weihe der Krypta des Klosters. In dieser Kirche zu Ehren des Hl. Nikolaus, Bischof und Wundertäters, wurden weitere Nonnenweihen vorgenommen.
Am 24. März 2000 konnten die Schwestern des Klosters die neu geweihten ersten Wohn- und Arbeitsräume beziehen.
Am 5. Mai desselben Jahres wurde die Bruderschaft des Klosters gegründet.
Stetig entfalteten sich das Klosterleben und vor allem eine rege Bautätigkeit in und um das Kloster. Es entstanden allmählich die verschiedensten Werkstätten, die für die unterschiedlichen Vorhaben des Klosters von Nöten sowie anderweitig nützlich waren und sind. So zum Beispiel als Therapieplätze sowie zur Wiedereingliederung von Patienten in den Arbeitsprozess.
Am Tag der Weihe der Hl. Elisabeth – Kirche am 12. Januar 2005 wird auch die Vorsteherin des Klosters, die Nonne Jewfrossinja (Laptik) zur Äbtissin geweiht.
Im September 2007 kann der zweite Wohnkomplex des Klosters bezogen werden.
Am 25. Oktober 2008 besucht Seine Heiligkeit Alexej II. Patriarch von Moskau und ganz Russland das Kloster der Hl. Elisabeth. Der Patriarch vollzog die Weihe der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone „Die Thronende“.
Am 3. Januar 2010 weihte der Metropolit Filaret auf dem Klostergut in Lysaja Gora die Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone „ Der Unerschöpfliche Kelch“ und erteilte weiteren sechs Brüdern die Mönchsweihe.
Im Jahre 2011 wird im Dorf Wischnjowka ein Klosterhof für Frauen geschaffen, in den im Juni die ersten Bewohnerinnen einziehen. Diese Einrichtung entwickelt sich ebenfalls zu einem Resozialisierungszentrum.
In den folgenden Jahren wurden noch weitere Bauprojekte verwirklicht. Es entstanden ein Schulgebäude, eine Pilgerherberge und ein Gebäude für viele neue Werkstätten.
Das Kloster wächst und entwickelt sich weiter. Das aktuelle Bauvorhaben ist die Errichtung der „Arche“, eines Ausstellungs- und Konzertzentrums.