Seit vielen Jahren führt Vater Andrej Lemeschonok Gesprächsabende mit Gemeindemitgliedern durch, bei denen er ihre Fragen beantwortet. Vor einigen Jahren erschienen die Fragen und Antworten in Buchform in russischer Sprache. Auf unserer neuen Webseite haben Sie nun Gelegenheit, einige dieser Fragen und Antworten auf deutsch zu lesen. Außerdem laden wir Sie ein sich daran zu beteiligen. Sie können uns Ihre Fragen gern per E-Mail schicken oder sie interessierende Themen aus den vorhandenen Rubriken auswählen. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!

Stellen Sie dem Priester Ihre Frage

ANTWORTEN DER PRIESTER NACH THEMEN SORTIERT

Frage

Raten Sie mir, bitte, wie ich eine Gebetsregel für mich zusammenstellen soll, was ich wann am besten lese. Ich lese ab und zu die Akafisti der Heiligen, die ich verehre und zu denen ich bete, die Abendgebete (nicht immer). Es kommt vor, das ich, ehrlich gesagt, keine Kraft habe nach der Arbeit. Wie soll man das machen? Wie den Psalter, das Evangelium lesen?

Antwort
Um das geistliche Maß seiner Gemeinschaft mit Gott im Gebet zu finden, muss man auf seine Lebensumstände schauen, die Bedingungen und die Möglichkeiten. Und man muss auch die Qualität seiner Gebete bedenken, denn man kann sehr viele lesen, aber eben herunterlesen, rein äußerlich, aber in die Seele dringt kein einziges Wort ein. Aber damit es ein achtsames Gebet, das fokussiert ist, wird, muss man sein Maß finden, dass für Sie am heutigen Tag machbar ist. Denn es hängt viel von Ihrer Tagesordnung, von den Belastungen, von der physischen Müdigkeit, von jenen Menschen, die mit Ihnen zusammen leben, ab. Es kommen auch solche beklemmenden Umstände vor, dass der Mensch inmitten ungläubiger Menschen lebt, dann ist es sehr schwer, äußerlich offen und frei zu beten. Ich hätte gern, dass wir kreativ an die Frage der Gebetsregel heran gehen. So, zum Beispiel, wenn die Seele auf Akafisti reagiert und sich für sie erwärmt, sie uns sehr gefallen, dann sollte man das ausnutzen und sie in seine Gebetsregel einschließen. Nach dem Gebet sollte der Mensch seine Verbindung zu Gott fühlen, und das Herz sollte sich erwärmen, auftauen aus dem sündhaften Permafrost und jene Kräfte erhalten, die wir für die Liebe benötigen. Deshalb, so scheint mir, sollte man die Regel ganz individuell auswählen, entsprechend der Situation. Es gibt Morgen- und Abendgebete, die von der Kirche deshalb gesammelt wurden, damit der Mensch seinen Tag mit dem Segen Gottes beginnt und beendet, damit er beim Herrn um Kräfte, Achtsamkeit und Geduld bittet, damit der Geist Gottes ihn nicht verlässt, sondern ihn zu jeder guten Tat ermahnt. All das wurde aus den Gebeten der Heiligen gesammelt, als ein goldenes kirchliches Erbe, das für unsere Rettung unerlässlich ist. Aber wir können zu Gott auch mit unseren eigenen Worten sprechen, und das ist auch wunderbar, wenn sie in unserem Herz geboren wurden. Es gibt eine bestimmte Begrenzung unserer Zeit und Kräfte. Verständlicherweise können wir nicht ununterbrochen beten, man muss sich auch erholen, arbeiten gehen, irgendwelche Verpflichtungen in dieser Welt erfüllen. Deshalb muss man jenes Minimum bestimmen, das Sie einhalten werden, und allmählich kann man ein wenig zu dieser Regel hinzufügen, sie modifizieren. Es wäre nicht schlecht, wenn Sie täglich das Evangelium, die Epistel, den Psalter lesen würden. Das Lesen der geistlichen Bücher ist auch Gebet, ein an Gott denken, und es hilft sehr in seinem geistlichen Wachstum. Also suchen und finden Sie, wählen Sie für sich das aus, was für Sie heute notwendig ist, worauf ihre Seele reagiert. Das Jesusgebet kann man zu jeder Zeit, an jedem Ort beten, und wenn man einige Minuten freie Zeit hat, kann an sich bemühen, sich zu konzentrieren und das Jesusgebet zu lesen. Für uns ist das Gedenken Gottes sehr wichtig, seine Gegenwart in unserem Leben. Durch den kreativen Zugang und im Bemühen können Sie für sich den Gebetsumfang festlegen, der für Sie heute für Ihr geistliches Leben und Ihre Entwicklung notwendig sind. Die Liebe Gottes ist unbegrenzt und der Kelch der Liebe Gottes ist unerschöpflich.

Frage

Sagen Sie, welche Gebete kann man für die Rettung Russlands und für das russische Volk lesen?

Antwort
Der heilige Seraphim von Sarow sagte: „Bewahre in Dir Friede, und Du wirst tausende um dich herum retten.“ Man muss auf christliche Weise leben. Es gibt sehr viele Bußgebete, in denen wir um Gottes Hilfe bitten. Aber es ist notwendig, dass das Gebet in unser Leben eintritt, damit wir nicht von irgendetwas träumen, selbst von der schönsten Regierungsform Russlands: politisch oder ökonomisch. Sondern uns erinnern, wie viel ein Mensch tun kann, der in der Liebe Gottes lebt, der das kirchliche Leben lebt, der für die betet, die bei ihm sind und für alle Menschen, die ihn umgeben, in seiner Stadt, seinem Land und überhaupt in der ganzen Welt, und nicht nur in Russland. Man darf das Werk der Rettung nicht auf einen bestimmten Fleck auf einer geographischen Karte einengen. Wir sprechen über den ganzen Adam, der fiel, von jedem Menschen, der umherirrt, ob in Afrika oder in der Antarktis, der sich quält und ohne Gott stirbt. Wenn Ihre Seele vom Heiligen Geist angerührt wird, dann wird sie beten, denn die Seele wird leiden und mitfühlen mit den Menschen, sie wird sich dadurch quälen, dass die Menschen nicht verstehen, sich gegenseitig nicht sehen, sich gegenseitig Schmerz zufügen. Und so wird Ihr Gebet zur Rettung sowohl für Russland als auch für Ihre Nächsten.

Frage

Kann man die Abendgebete nicht vor dem Schlafengehen, sondern vor dem Abendessen, ungefähr 17 Uhr lesen? Nach dem Abendessen überfällt mich eine Schwäche. Ich lege mich hin, schlafe ein, und die Regel muss ich lesen, wenn ich aufwache. Kann man nach dem Lesen der Abendregel noch zu Abend essen?

Antwort
Nicht der Mensch ist für die Regel, sondern die Regel ist für den Menschen gemacht. Wenn Sie sehen, dass am Ende des Tages vor dem Zubettgehen die Aufmerksamkeit nicht ausreicht und auch keine Kraft mehr da ist, die Regel zu lesen, wie es sich gehört, so glaube ich, dass Sie diese Frage genau richtig gelöst haben. Das Wichtigste ist, dass sie nicht einfach die Regel runter lesen, sondern dass die Worte Ihr Herz berühren. Es ist sehr wichtig für jeden von uns, Urteilsvermögen und Verständnis dafür zu haben, was eine Regel, was Gebet ist. Das Gedächtnis Gottes, das Gespräch mit Ihm, der Kampf mit der Welt, die versucht uns von den Worten abzulenken, die wir Gott darbringen wollen. Es ist gut, dass Sie die Möglichkeit suchen, aufmerksam zu sein, damit das Gebet die Kraft gibt, mit Gott zu leben.

Frage

Was bedeutet „ der Verstand soll ins Herz eingehen“? Wie kann man das verstehen?

Antwort
Der Mensch war eine Einheit, aber nach dem Sündenfall wurde diese Gesamtheit zerstört: der Verstand irrt umher, das Herz ist in irgendeiner Verwirrung, befindet sich in Schwermut, aber auf der Seele liegt eine Last – dies alles sind die Folge davon, dass der Mensch sich nicht kontrollieren kann, seine Lebenskräfte nicht auf das richtige Ziel ausrichtet. Das geistliche Leben fordert innere Arbeit, um die Ganzheit der Seele wieder herzustellen. Während des Gebetes bemüht sich der Christ die ganze Zeit, sich zu kontrollieren, achtsam zu sein, sich nicht von anderen Nebensächlichkeiten ablenken zu lassen. Man muss sich sammeln und eins mit Gott zu bleiben. Es ist sehr wichtig, damit weder Herz, Verstand oder Körper des Menschen geschwächt sind noch in einem krankhaften, abstrakten Zustand. Deshalb bemüht sich der Mensch, seinen Verstand mit dem Herzen zu vereinen, zu sammeln, damit er sich mit seinem ganzen Wesen an Gott mit seiner Bitte wenden kann. Aber nicht nur während des Gebetes, sondern während des ganzen Lebens soll man seinen Verstand und sein Herz vereinigen. Manchmal, wenn wir mit jemanden reden, und fremde Gedanken herumschwirren. dann sind wir innerlich nicht ruhig. Das alles stört uns dabei, selbst nahe Verwandte zu hören und zu verstehen. Deshalb ist der Kampf um die Ganzheit des Menschen sehr wichtig.

Frage

Was bezeichnen wir in uns als Verstand? Wie kann man sich das vorstellen: der Verstand in den Gebetsworten?

Antwort
Der Mensch kann ein Gebet lesen, aber er denkt dabei an Nebensächlichkeiten. Deshalb sollte man achtsam sein, der Verstand sollte nüchtern sein, nicht träumen oder irgendwo umherirren. Man kann sich in der Kirche befinden, aber in Gedanken sind wir irgendwo im Restaurant. Dank der gemeinsamen Sammlung von Verstand, Herz und unseren Gefühlen durch das Gebet, den Gottesdienst, durch den Kontakt mit Gott, durch die Kommunion stellen wir die Einheit von Seele und Geist wieder her, die der Mensch verloren hat, wir heben die Trennung auf, die nach dem Sündenfall stattfand. Es ist sehr wichtig, dass wir einige Minuten finden in unserem täglichen Leben und uns bemühen, unsere Gedanken zu ordnen, dass wir uns bemühen, nicht nur die Gebete zu lesen, sondern so zu lesen, dass wir den Sinn verstehen, damit sie unser Herz berühren. Man darf sich nicht durch beiläufige Gedanken ablenken lassen, die sehr oft während des Gebetes kommen. Es findet ein unsichtbarer Kampf um den Verstand statt. „Wo dein Verstand ist, da bist auch du.“ so sagen die Heiligen. Deshalb muss man um den Verstand kämpfen. Das ist die Anstrengung bei der Erschaffung des inneren Tempels des Menschen.

Frage

Wenn der Mensch nicht sündigen will, auf seine Gedanken achtet, stets daran denkt, dass Gott um uns ist und uns sieht, kann man dies tun, ohne das Jesusgebet zu beten?

Antwort
Uns fällt es schwer, die ganze Zeit das Jesusgebet mündlich zu beten. Man kann alles zur Ehre Gottes, in der Gegenwart Gottes tun, und dies wird auch ein Gedächtnis Gottes sein. Wenn Sie mit Ihrer Mutter, mit ihren Nächsten sprechen, betrachten Sie sie als Abbild und Gott ähnlich: ich denke, wenn wir aufmerksam auf unser Herz, unseren Verstand achten, wenn wir uns nicht ablenken lassen und nach allen Seiten Ausschau halten, jemanden verurteilen, den Verstand nicht irgendwo herumirren lassen, dann ist das möglich. Das hängt von Ihrer Konzentration ab, von der Arbeit Ihres inneren Menschen. Wenn Sie den Wunsch haben mit Gott zu leben, in der Gegenwart Gottes zu leben, Ihr ganzes Leben dem Dienst an Gott und den Nächsten zu unterwerfen, dann, so denke ich, macht Gott das wahr. Der Mensch kann nicht 24 Stunden ununterbrochen das Jesusgebet wiederholen, aber er kann an Gott denken und den Willen Gottes beständig suchen.

Frage

Ich habe zwei Kinder (5 und 1,5 Jahre). Wir sind oft sehr müde, wenn ich abends den Kleinen schlafen lege, kann es sein, dass ich schneller einschlafe als er. Aber wenn ich mich überwinde zu beten, dann kann ich mich nicht konzentrieren, das Herz bleibt kalt. Dann tausche ich die Abendgebete mit der Regel des Hl. Seraphim von Sarow. Tue ich das Richtige?

Antwort
Ist die Regel des Hl. Seraphim von Sarow etwa kein Gebet? Gleichen Sie Ihre Gebetsregel mit Ihren Möglichkeiten, Kräften ab. Sie haben eine Familie, zwei Kinder, die man schlafen legen muss. Dafür sind Kraft und Zeit nötig. Verzweifeln Sie nicht daran, dass Sie Ihre Regel nicht vollständig erfüllen können. Man kann sich mit Hausarbeit beschäftigen und dies als Dienst auffassen. Beim Zubettbringen der Kinder kann man ein Gebet singen, etwas aus dem Evangelium lesen. Ich denke, dass das sehr gut wäre sowohl für Sie wie auch für die Kinder. Man muss eine Gebetsform suchen. Am Herd stehend kann man in Jerusalem sein. Und in der Kirche befindlich, kann man sich auf irgendeiner Müllhalde befinden, auf der der Verstand herumgeistert und mit schmutzigen Gedanken beschäftigt ist. Ihr Leben ist mit dem Dienst an den Kindern, an Ihrem Mann verbunden. Das ist eine Arbeit, Mühe. Alles sollte von Gottes Segen beseelt sein, von der Hinwendung zu Ihm in der Bitte um Hilfe. Das ist auch Ihr Gebet für heute.

Frage

Es kommt vor, dass du morgens oder abends, nachdem du es nicht geschafft hast, die Morgen- oder Abendgebete zubeten, dich mit deinem Mann streitest, danach lässt es dein Gewissen nicht zu, die Gebete zu lesen, denn ich erlebe ein solches Gefühl, als ob der Herr böse auf mich ist und Er meine wertlosen Gebete nicht braucht. Was macht man in dieser Situation?

Antwort
Der Herr braucht die Gebete nicht, aber wir. Durch das Gebet gelangen wir zu einer friedlichen Stimmung. Sie hilft dem Menschen im Kampf mit der Sünde, mit den Leidenschaften, mit Beleidigungen, versöhnt den Menschen mit Gott, gibt Kräfte. Durch das Gebet mit Gott in Berührung zu kommen, ist die Möglichkeit, Kräfte dafür zu erhalten, um die Sünde zu besiegen, die Beleidigung, und natürlich, um sich mit seinem Mann zu versöhnen. Deshalb sprechen wir nicht über unsere Würde, sondern über die Hilfe, die wir bei Gott erbitten müssen. Er kam um den Mensch zu erretten. Aber wenn der Mensch sagt, dass er unwürdig ist, gerettet zu werden, dann ist das Selbstbetrug. Betet und bittet Gott, solange der Wunsch da ist. Später verliert sich auch der Wunsch. Aber man wird trotzdem beten müssen, sich an Gott wenden, denn Gott hat gesagt: Ohne Mich könnt ihr nichts tun (vgl.: Jo. 15,5). Oft flößt uns der Teufel ein, dass wir unwürdig seien zu beten, in die Kirche zu gehen, zu kommunizieren. Alles Mögliche versucht er, uns zu täuschen und von Gott wegzuführen. Der Herr aber spricht: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, so wird euch geöffnet (Mt. 7,7). Versuchen Sie, weniger von Ihren Gefühlen und Stimmungen abhängig zu sein.

Frage

Wie viele Kapitel des Hl. Evangeliums unseres Herrn Jesu Christi sollte ein orthodoxer Christ lesen, damit seine Seele gerettet wird?

Antwort
Von einer Zeile bis zum gesamten Evangelium. Das Evangelium täglich zu lesen, ist die Lebensnorm des Christen. Das ist sehr wichtig für uns. Man kann zwei Kapitel oder auch eins, man kann eine Seite oder eine halbe lesen, die Hauptsache ist, dass man regelmäßig liest. Wir versuchen mit den Worten des Evangeliums unseren Verstand, das Herz, unsere ganze körperliche Struktur zu heiligen, und durch dieses Lesen den Segen des Heiligen Geistes zu erhalten. Wenn das Evangelium zu Hause ertönt, dann wird dadurch alles geheiligt. Schrittweise, dem Maß entsprechend wie wir uns demütigen, wird uns in den Worten des Evangeliums ein tieferer Sinn eröffnet. Das passiert nicht gleich. Zunächst muss man in das Evangelium einsteigen, Gott in sein Leben einlassen. Beginnen wir mit Christus zu leben, dann wird sich alles ändern.

Frage

Was bedeutet es, dass Du trauerst und zu weinen anfängst, während Du für die Seelenruhe der Angehörigen betest?

Antwort
Trauer und Tränen sind ganz normale Erscheinungen des Gebetes. Vielleicht plagt sich und leidet die Seele, weil unsere Angehörigen noch nicht ausreichend vorbereitet waren für die Ewigkeit, nicht genügend Liebe zu Christus besaßen. Aber dabei muss man vorsichtig sein, ohne dass man sich überbewertet und seine Gefühl nicht zum Maßstab für sein geistliches Leben macht. Unsere Seele leidet auch dadurch, dass wir vielleicht unsere Nächsten nicht gemocht haben, ihnen etwas nicht gegeben haben. Und wir bemühen uns trotzdem mit Glauben und Hoffnung, die Trauer zu besiegen und wir beten, dass die Liebe Christi nicht nur die Sünden unserer Nächsten, sondern auch unsere Schwächen bedecken möge.

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Ich bin kein Roboter.