Reisereporterin Lisa. Teil 16

8. November 2023

Lisas Reisebericht 16

Frauenkloster zu Ehren der heiligen Myrontragenden Frauen in Bobruisk

Im Juni 2008 segnete der Synod der Belarussischen Orthodoxen Kirche die Eröffnung des Frauenklosters zu Ehren der Heiligen Myron tragenden Frauen an dem Ort, an dem sich früher eine Militärfestung befand.

Blick auf das Klostergelände

Blick auf das Klostergelände

Dem Kloster wurden sechs Gebäude zur Verfügung gestellt. Fünf davon - das ehemalige Hauptquartier, das Krankenhaus, das Amtsräume, die Schule und das Gefängnis - sind in Form eines Kreuzes angeordnet. Die Gebäude standen lange Zeit leer, sodass sie von Grund auf wieder aufgebaut werden mussten. Drei sind bereits wieder erstanden. In einem Gebäude ist die Verwaltung der Eparchie untergebracht, in den beiden anderen befinden sich Klosterzellen und Arbeitsräume.

Eingang zur Hauskirche

Eingang zur Hauskirche

Im ersten restaurierten Gebäude des Klosters befindet sich die Hauskirche zu Ehren der Ikone der Gottesmutter "Die Schnell Erhörende". Hier werden Reliquien aufbewahrt, die von anderen Klöstern und Kirchen in Belarus und Russland gestiftet wurden. Es handelt sich um eine Reliquie des lebensspendenden Kreuzes des Herrn, eine Kopie der wundertätigen Ikone der Gottesmutter "Die Schnell Erhörende", einen Schrein mit Reliquien von heiligen Starzen des Kiewer Höhlenklosters, aus Potschajew, dem Optina - Kloster und der Glinskij Einsiedelei. Ebenso des heiligen Bischofs Nikolaus, des Wundertäters, des heiligen Bischofs Spiridon, des heiligen Großmartyrers und Heilers Panteleimon, des heiligen Alexander Newski, des heiligen Seraphim von Sarow, des heiligen Mitrofan von Woronesch. Das Kloster beherbergt auch die Reliquien belarussischer Heiliger: der ehrwürdigen Ewfrosinija von Polozk, des Heiligen Gerechten Johannes von Kormjansk, der ehrwürdigen Manefa von Gomel und des Heiligen Märtyrers Konstantin Schdanow.

Weiteres Klostergebäude

Weiteres Klostergebäude

Auf dem Gelände des Klosters befindet sich ein Wegekreuz. Am Fest der Heiligen Myron tragenden Frauen, wenn die Hauskirche nicht alle Betenden aufnehmen kann, wird die Göttliche Liturgie am Kreuz gefeiert. Auf dem Gelände des Klosters wird derzeit ein Tauchbecken gebaut. Das zweite restaurierte Gebäude beherbergt die Zellen der Schwestern sowie eine Bibliothek, eine Nähwerkstatt, einen Handarbeitsraum und anderes. Das Kloster sammelt Materialien für die Einrichtung eines Museums über die Geschichte von Kloster und Festung. Die ersten Exponate wurden von den Bewohnern von Bobruisk gebracht: eine Metallikone mit dem Bild der Gottesmutter "Die Schnell Erhörende", alte Ausgaben des Evangeliums, eine Bibel, Gebetbücher, Kreuze. Es gibt auch Zeugnisse der Geschichte - Kanonenkugeln und ein Gewehrbajonett aus dem Vaterländischen Krieg von 1812, Postkarten, auf denen ein Bild des Minsker Tors der Festung Bobruisk zu sehen ist, das leider nicht erhalten blieb. Das Kloster, das das geistige Gedächtnis des Volkes bewahrt, und die geschichtliche Vergangenheit der Stadt werden als untrennbares Ganzes wahrgenommen.

Die im Bau befindliche Kathedrale

Die im Bau befindliche Kathedrale

Die Kathedrale des Heiligen Großfürsten Alexander Newski wurde 1822-1827 vom russischen Architekten A. Staubert im klassizistischen Stil erbaut. Die Kreuzkuppelkirche mit einer Seitenkapelle zu Ehren des Heiligen Nikolaus des Wundertäters wurde 1827 eingeweiht. Die Kathedrale gehörte zum Militärdepartement, aber die Geistlichen der Kathedrale versorgten auch die Zivilbevölkerung. Lange Zeit bewahrte die Kirche einen militärischen Siegestrophäe auf, ein Banner, das die russische Armee bei der Erstürmung einer schlesischen Festung erobert hatte. Die Kathedrale war Teil eines einzigen architektonischen Ensembles - des Paradeplatzes der Kathedrale, eines Beispiels städtebaulicher Kunst der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Das nahe gelegene Kommandantenhaus beherbergte kaiserliche Gemächer, denn die Festung wurde von mehreren Zaren besucht, u.a. von Alexander I., Nikolaus I., Alexander II. und Nikolaus II.

Die Alexander-Newski-Kathedrale überstand unbeschadet den Ersten Weltkrieg, wurde aber 1934 von den gottlosen Behörden gesprengt. Heute ist von der einstigen Schönheit und Pracht des Domplatzes nichts mehr zu sehen. Zu Sowjetzeiten diente das Gelände als Fußballplatz für das Militär und wurde dann zu einer Brachfläche.

Die Schwesterngemeinschaft

Die Schwesterngemeinschaft

Mit der Eröffnung des Nonnenklosters begann die Wiederbelebung des Bobruisker Heiligtums. Einige Zeichnungen des Bauwerks und Fotos sind bis heute erhalten geblieben. Nach einer Untersuchung der erhaltenen Fragmente des Fundaments des Gebäudes wurde beschlossen, es in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen. Am 30. Mai 2009 weihte Bischof Seraphim von Bobruisk und Bychow das Kreuz, das an der Stelle der künftigen Kathedrale des Heiligen Großfürsten Alexander Newskij aufgestellt wurde. Und am 16. September 2010 weihte der Metropolit von Minsk und Slutsk Filaret (Wachromejew; 1935-2021) Fundament und Baugrund für den Bau der Kirche. Die Bauarbeiten sind noch immer im Gange.

Im Kloster leben 10 Schwestern (2022), denen Äbtissin Paraskewa (Jelskaja) vorsteht.

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