
Am 1. November gedenken wir des 161. Geburtstages von Großfürstin Elisabeth Feodorowna. Die Schönheit der deutschen Prinzessin, Großfürstin und russischen Heiligen entsprach ihren inneren geistlichen Eigenschaften. Das Antlitz von Elisabeth Feodorowna bewunderten viele Künstler, die ihr Porträt malten. Es inspiriert auch Künstler und Ikonenmaler in unseren Tagen. Aber es gelang keinem Künstler, die wahre Schönheit und Anmut der Großfürstin wiederzugeben. Mehr als einmal haben die Meister selbst zugeben müssen, dass sie diese von Gott geschenkte Schönheit nicht auf die Leinwand übertragen können.
Jeder der Maler versuchte auf seine eigene Weise, die Merkmale der Großfürstin zu erfassen. Das Kinderbild von Prinzessin “Ella” wurde als Miniatur gemalt, als sie 4 Jahre alt wurde. Dieses Porträt wurde im Auftrag der Großmutter, der englischen Königin Victoria, geschaffen.

Königin Victoria malte selbst ihre Kinder und Enkel. Zu ihren Aquarellen gehören auch die Porträts der elfjährigen Ella. Die Skizzen wurden im Sommer angefertigt, als die Enkelkinder üblicherweise die Königin in Schottland im Schloss Balmoral besuchten.

Das Familienporträt des Großherzogs von Hessen-Darmstadt, Ludwig IV, wurde vom österreichischen Maler Heinrich von Engel, der viel als Hofmaler am deutschen Kaiserhof arbeitete, geschaffen. Ella ist 15 Jahre alt geworden, sie steht hinter ihrem Vater. Links ist Alix, die zukünftige russische Zarin Alexandra Feodorowna, abgebildet, rechts stehen die Frau des Herzogs Alice und Sohn Ernst.

Der talentierte deutsche Maler Friedrich August von Kaulbach, der für seine hauptsächlich weiblichen Porträts im Stil der französischen Romantik des 19. Jahrhunderts berühmt ist, schuf eine Reihe von Porträts der Großfürstin. Zu seinen Werken gehört ein Porträt der sehr jungen Elisabeth nach dem Tod der Mutter in Trauerkleidung.

Kaulbach malte auch eines der poetischsten Bilder der Großfürstin. Dabei ziert ein Diadem in Form einer mittelalterlichen Krone das Haupt der Großfürstin, das von einem transparenten und auf die Schultern fallenden Schleier umhüllt wird. Ursprünglich schmückte dieses Porträt das Ahornkabinett der Zarin Alexandra Feodorowna. Heute befindet es sich im Museumskomplex «Pawlowsk».

In einem Brief an die Großmutter, Königin Victoria, schrieb Elisabeth Feodorowna: «Sie haben angefangen, mein Porträt zu malen, und ich denke, es wird sehr schön werden. Sergej und ich hoffen, dass es Ihnen gefällt, und wir werden es Ihnen als Geschenk zu Weihnachten und zum Geburtstag schicken. Vielleicht werden Sie daran interessiert sein zu wissen, wie sie mich malen — ein Kleid aus hellrosa Streifen, viel Spitze, ein bisschen offen <...>. Ich halte einen Regenschirm in der einen Hand und in der anderen einen großen weißen Strohhut mit Blumen und einem rosa Band. Es sieht alles so aus, als würde ich im Garten spazieren gehen ..." am 13. Juni 1884.

Der Gesichtsausdruck von Elisabeth Feodorowna war außerordentlich vergeistigt. So sehr die Zeitgenossen auch versuchten, es gelang ihnen nicht, ihre Schönheit zu beschreiben, die in Wirklichkeit noch viel bezaubernder war. Vielleicht, weil diese Schönheit im Ausdruck des Antlitzes wahrnehmbar und untrennbar mit Elisabeths schöner Seele verbunden war und sich in der feingeistigen Erscheinung der Großfürstin widerspiegelte.
Zum 10. Hochzeitstag bestellte Großfürst Sergij Alexandrowitsch ein Porträt seiner Frau bei dem französischen Maler François Flameng. Flameng kam im Juni 1894 nach Russland auf Einladung der Fürstenfamilie Jusupow, den Nachbarn des Großfürstlichen Paares in Iljinskoe, ihres in der Nähe Moskaus gelegenen Anwesens.

Das Staatliche Historische Museum beherbergt ein Porträt von Elisabeth Feodorowna aus dem Jahr 1898, gemalt von F.I. Rerberg. Der Absolvent der Kaiserlichen Akademie der Künste, Rerberg, war ein virtuoser Zeichner, ein Meister des Portraits in Öl oder als Aquarell. Die Großfürstin wurde mit weißen Lilien in der Hand in einem Theaterkostüm dargestellt, in dem sie an einer Amateuraufführung teilnahm, die am 11. Februar 1898 im Haus des Moskauer Generalgouverneurs aufgeführt wurde. Dabei handelte es sich um das Theaterstück «Die Lilie» von A. Dode über die französische Königin Marie Antoinette.

Aus dem Tagebuch des Großfürsten Sergej Alexandrowitsch: "Am 27. <...> um 10 Uhr ging ich mit meiner Frau zu den Olsufjews, wo meine Frau für den Maler Stember Modell saß — es wird ein außergewöhnlich schönes Porträt, das ihr sehr nahe kommt ...» Elisabeth Feodorowna ist in einem mit Edelsteinen verzierten Kleid mit einer Rosenapplikation dargestellt. Im Entwurf des Testaments von Elisabeth Feodorowna wird als Aufbewahrungsort des Porträts das «Sergej-Museum» bezeichnet. Dies ist das Historische Museum in Moskau, zu dessen Ehrenvorsitzenden Sergej Alexandrowitsch 1881 ernannt wurde. Der Großfürst war auch der Schutzherr der »Gesellschaft für Künstler des Historismus". Das Gemälde wurde 1932 aus dem Gatschina-Palast in die Tretjakow-Galerie überführt.

Wassili Michailowitsch Nesterow lernte Elisabeth Feodorowna zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in Zarskoje Selo kennen. «Die Großfürstin hat mich vom ersten Wort an mit ihrem schönen, klaren Gesicht, ihrer Einfachheit, ihrer Lebendigkeit fasziniert», schrieb der Künstler in seinen Erinnerungen. Ihm zufolge war das Verständnis von Kunst bei der Großfürstin sehr weit. Sie betrachtete genau die neuen Strömungen. Sie hatte viel gesehen, kannte die Museen Europas, liebte die Alten Meister, doch von den modernen schätzte sie besonders Burne-Jones. Sie hat viel gelesen, kannte unsere und die westliche Literatur, aber in den letzten Jahren las sie ausschließlich theologische Bücher — Patristische Werke und Überlieferungen und Heiligenviten. Viele Stellen aus der Bibel und dem Evangelium kannten sie auswendig. Sie behandelte meine Kunst seit langem mit großer Sympathie, und das war bis zum Ende so.

Mit keinem ihrer gemalten Porträts war sie zufrieden. Den großen Kaulbach fand sie zu offiziell. Das Portrait, das der einst in Europa hochgelobte Carolus-Duran von ihr schuf - elegant, mit einem Pelzumhang, gekrönt mit einem Diamantdiadem sowie Perlen um den Hals - war der Großfürstin besonders unangenehm. Und wenn sie von ihm sprach, äußerte sie verbittert: "Vielleicht bin ich ja so schlecht und sündig, aber wie mich Carolus-Duran gemalt hat, das sieht mir nicht ähnlich."

Ihre letzten neun Lebensjahre widmete Großfürstin Elisabeth dem Aufbau des Martha-Maria-Klosters in Moskau. Der Dienst der Großfürstin fand großen Anklang in den Herzen der Zeitgenossen. P. N. Durnowo schrieb: "Wenn auch die letzten Tage für die Zarendynastie gekommen sind, bin ich mir doch über eines sicher. Elisabeth Feodorowna allein wird der Welt ein unvergleichliches Beispiel für wahrhaften russischen Opfermut und orthodoxe Selbstverleugnung schenken. In der Erzählung “Der reine Montag" von I.A. Bunin wird Elisabeth Feodorowna während einer Prozession im Kloster folgendermaßen beschrieben: “...Als erstes erschienen die Ikonen, die in Händen getragen wurden, und aus der Kirche herauskamen, gefolgt von Kirchenfahnen. Alle waren in weiß gehüllt, in lange, dünne Tücher und sie trugen Schleier mit einem gestickten goldenen Kreuz auf der Stirn. Dahinter ging hoch gewachsen, langsam, mit gesenkten Augen, eine große Kerze in der Hand haltend die Großfürstin ...»
Im Jahr 1910 lud Elisabeth Feodorowna M. W. Nesterow ein, sich an der künstlerischen Ausgestaltung des Klosters zu beteiligen. Über diese Zeit seines Lebens schrieb der Künstler: “Die Mariä Schutz-Kirche im Martha-Maria-Kloster auf der “Bolschaja Ordynka" wurde beendet und geweiht. In den vier Jahren, in denen ich dort gearbeitet habe, musste ich mich oft mit der Vorsteherin des Klosters, Großfürstin Elisabeth Feodorowna, besprechen. Meine Beziehung zum Kloster endete auch nicht nach der Weihe der Kirche ... Ich wurde von Zeit zu Zeit für die künstlerische Beratung herangezogen. Ich durchquerte die Geldgasse und gelangte in den Garten. Es kam vor, dass man manchmal an einem ruhigen Sommerabend dort entlang ging und plötzlich sah man, dass die Großfürstin neben der Kirche auf einer Bank saß. Neben ihr auf der Bank oder auf dem Rasen saßen und standen Schwestern um sie herum: alte und junge, und auch Waisenmädchen aus der Internatsschule des Klosters hatten sich hier versammelt. Man unterhielt sich. Die Gesichter waren lebhaft, da war nichts Angespanntes: Die Großfürstin war eine gütige, freundliche, manchmal sogar fröhliche Erscheinung als Klostervorsteherin. Wenn sie mich sah, stand sie auf, begrüßte mich und begann über die Arbeit zu sprechen ... So oft wollte ich diese Szene malen, und es schien, als würde sie sich nicht weigern, mir Modell zu sitzen. An einem so ruhigen Abend auf einer Bank, inmitten von Blumen, in ihrer grauen Nonnentracht, schön, schlank wie eine mittelalterliche gotische Skulptur in einer mittelalterlichen Kathedrale ihrer früheren Heimat ... Und ich war überzeugt, dass ein solches Porträt gelingen könnte …”
Nach dem Martyrertod von Großfürstin Elisabeth, lange bevor ihre erste Ikone geschrieben wurde,malte M. W. Nesterow 1926 ihr Porträt mit einem Palmzweig in den Händen und einem Nimbus um ihr Haupt. Vielleicht war dies die Reaktion des Künstlers auf die Rettung der Reliquien der beiden Martyrerinnen Elisabeth Feodorowna und Barbara (Jakowlewa) im Jahr 1921.

Michail Nesterow hat mehrere Skizzen für das Gemälde «Die Braut Christi» gemacht, die mit ihrer ikonographischen Wirkung auffallen. Die Vorsteherin ist in einem weißen Gewand an der Apsis der Mariä-Schutz-Kirche des Klosters abgebildet, mit einem Blumenstrauß in der rechten Hand. Auf der Rückseite vom Passepartout findet sich eine handschriftliche Notiz des Künstlers an seine Frau: »Ich schenke es in Erinnerung an die besten Tage ...« — mit dem Zusatz: "Eine Skizze zum Gemälde "Die Braut Christi»").

Im Jahr 1912 fertigte K. F. Juon ein Porträt von Elisabeth Feodorowna für das Mädchengymnasium in der Großen Kasernenstraße an. Die Großfürstin war die Sponsorin dieser Bildungseinrichtung. Elisabeth Feodorowna ist in einem weißen Gewand dargestellt, sitzend vor einem mit blühenden Lilien erfüllten Garten und von einer grünen Girlande aus Pflanzen umgeben, die an einer Rotunde befestigt sind. Im Jahr 1917 wurde das Porträt aus dem Gymnasium entfernt und an die Juon-Künstlerwerkstatt zurückgegeben. Sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt.
Die Werke zeitgenössischer Künstler zeigen den Weg der Martyrernonne, ihre durchgeistigte Natur, ihre Askese und letztlich wie ein Spiegelbild ihre Heiligkeit. Auf diese Weise erschließen uns Maler, Ikonenmaler und Bildhauer auch heute noch den Weg ihrer Nachfolge Christi, indem sie sich ihrem faszinierenden, göttliche Schönheit widerspiegelnden Antlitz zuwenden.