Elisabeth Alexandra Luise Alice, kurz Ella, wurde am 1. November 1864 in Darmstadt geboren. Sie war das zweite von sieben Kindern des Großherzogs von Hessen-Darmstadt Ludwig IV. und der Prinzessin Alice, einer Tochter der englischen Königin Victoria. Ihren ersten Vornamen erhielt das Mädchen zu Ehren der katholischen Heiligen Elisabeth von Thüringen, der Stammmutter des Hauses Hessen. Diese sollte ihr auch ein Leben lang ein leuchtendes Vorbild sein. Weitere Vorbilder waren die eigenen Eltern, die sich in großem Umfang der Wohltätigkeit und dem Dienst am Nächsten verpflichtet fühlten und sie erzogen auch ihre Kinder in diesem Geist.
Im Jahr 1884 heiratete Elisabeth den russischen Großfürsten Sergej Alexandrowitsch, den fünften Sohn des russischen Zaren Alexander II. Gemeinsam mit ihrem tiefgläubigen Mann besuchte sie die orthodoxen Gottesdienste und bereiste das Heilige Land. Jerusalem überwältigte sie, und sie äußerte den Herzenswunsch, nach ihrem Tode am Fuß des Ölbergs beigesetzt zu werden. Das sollte sich 33 Jahre später auch erfüllen.
Das russische Gesetz erlaubte Elisabeth, ihren evangelisch-lutherischen Glauben beizubehalten. Sie aber fand zunehmend Gefallen an der orthodoxen Tradition, Spiritualität und Liturgie und fasste schließlich den Entschluss zu konvertieren. Sie erhielt den Beinamen Feodorowna, der ausländischen Prinzessinnen traditionell zu Ehren der Gottesmutter-Ikone „Feodorowskaja“, der Schutzikone des russischen Zaren-Hauses Romanow, verliehen wurde.
Das Ehepaar teilte die Liebe zur Kunst und das Mitgefühl zu Armen und Kranken. Gemeinsam investierten sie ihr Vermögen in die Eröffnung von Schulen, Krankenhäusern, Heimen, den Bau und die Restaurierung von Kirchen und die Förderung von Künstlern. Elisabeth wendete viel Zeit auf, um Krankenhäuser, Altersheime und Waisenheime zu besuchen und an Wallfahrten teilzunehmen.
Im Jahr 1905 wurde Großfürst Sergej nahe des Kremls durch eine von einem Terroristen geworfene Bombe ermordet. Fortan trug Elisabeth ein Trauerkleid, bewahrte aber auf bemerkenswerte Weise ihre Fassung. Sie verstärkte ihre karitative Tätigkeit und engagierte sich beispielsweise auch in Italien und im Heiligen Land in der Wohltätigkeit.
In Elisabeth reifte allmählich der Wunsch, ein Kloster zu gründen. Zu diesem Zweck erwarb sie an der Großen Ordynka in Moskau ein Anwesen. Sie ließ eine Kirche bauen und richtete auch ein Krankenhaus, eine Apotheke, eine Schule für Waisen-Mädchen und eine Bibliothek ein. Ihrer Gemeinschaft, der sich bald einige Schwestern anschlossen, gab sie den Namen „Martha-Maria-Kloster“, weil sie sich sowohl vom Dienen der Martha als auch vom Beten der Maria (Lk 10,38-42) leiten lassen wollte.
Das Kloster wurde zu einer Oase der tätigen Liebe und Barmherzigkeit in den damaligen politischen und gesellschaftlichen Wirren. Die Äbtissin Elisabeth nahm sich persönlich vieler Kranker im klösterlichen Krankenhaus an, und gründete darüber hinaus Häuser für Waisen, Behinderte und Schwerkranke. Sie holte die Kinder im äußerst kriminellen Stadtteil Chitrowska-Markt von der Straße und ließ ihnen eine gute Erziehung zukommen.
Das Revolutions-Jahr 1917 kam, und Elisabeth und ihr Kloster blieben vorerst verschont. Deutsche Bemühungen, sie ins sichere Ausland zu holen, wies die Großfürstin zurück. 1918 wurde sie schließlich in Haft genommen und am 18. Juli, einen Tag nach dem Mord an der Zarenfamilie, zusammen mit anderen Gefangenen lebendig in einen Schacht geworfen. Dort starb sie langsam an ihren Verletzungen, Hunger und Durst. Durch zarentreue Truppen wurden ihre Gebeine schließlich geborgen. 1921 wurden sie nach Jerusalem gebracht und dort in der Maria-Magdalena-Kirche beigesetzt.
1992 wurde Elisabeth zusammen mit ihrer treuen Mitschwester Barbara von der russisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats heiliggesprochen.
„Wir arbeiten, beten, hoffen und spüren jeden Tag die Gnade Gottes. Jeden Tag erleben wir ein Wunder. Und die anderen beginnen es auch zu spüren und kommen in unsere Kirche, um sich seelisch zu erholen.“ (Hl. Elisabeth Feodorowna)
Das Leben und Schicksal von Elisabeth und der Zarenfamilie werden auch in folgenden Videos des Klosters thematisiert: