Seit vielen Jahren führt Vater Andrej Lemeschonok Gesprächsabende mit Gemeindemitgliedern durch, bei denen er ihre Fragen beantwortet. Vor einigen Jahren erschienen die Fragen und Antworten in Buchform in russischer Sprache. Auf unserer neuen Webseite haben Sie nun Gelegenheit, einige dieser Fragen und Antworten auf deutsch zu lesen. Außerdem laden wir Sie ein sich daran zu beteiligen. Sie können uns Ihre Fragen gern per E-Mail schicken oder sie interessierende Themen aus den vorhandenen Rubriken auswählen. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!

Stellen Sie dem Priester Ihre Frage

ANTWORTEN DER PRIESTER NACH THEMEN SORTIERT

Frage

Meine Mutter ist gestorben, ich bin sehr traurig und weine sehr viel. Man sagt, das sei nicht richtig. Was kann ich tun?

Antwort
Sie müssen mit Ihrer Trauer, mit Ihrem Verlust fertig werden. Wenn dieser Kummer zu Verzweiflung führt, zu innerer Zerrissenheit, dann leidet natürlich die Seele Ihrer Mutter und Sie werden leiden. Wir haben die Hoffnung auf Begegnung, dass wir durch Gott miteinander in Kontakt treten können. Sie beten für Ihre Mutter, und Ihre Mutter betet sicher auch für Sie. Dieses Band wird nicht zerrissen, wenn wir an Gott, an die Unsterblichkeit der Seele und daran glauben, dass wir uns früher oder später wiedersehen werden.

Frage

Väterchen, einer meiner Bekannten geht ohne Beichte zur Hl. Kommunion. Sagen Sie, bitte, Ihre Meinung dazu!

Antwort
Zur Teilnahme an den Heiligen Geheimnissen ohne Beichte gibt die Kirche keinen Segen. Das Mysterium der Reue ist nicht verbunden mit der Hl. Kommunion, aber man sollte zum Hl. Kelch treten, nachdem man sich mit allen versöhnt hat. Deshalb gibt es bei uns diese Tradition, vor der Kommunion zu beichten. Wenn jemand regelmäßig in derselben Kirche beichtet, bei demselben Priester, dann kann das Väterchen, wenn er keine besonderen Hindernisse sieht, ihm den Segen geben, ohne Beichte zur Kommunion zu gehen. Wenn der geistliche Vater sein Leben kennt, und wenn es keine Sünden gibt, die die Teilnahme an der Hl. Kommunion verhindern, dann ist das natürlich angemessen. Wenn sehr viel Leute zum Gottesdienst gekommen sind, viele Menschen, die zum ersten Mal da sind, dann fragt der Priester jene, die regelmäßig kommunizieren, besonders an großen Feiertagen, wann sie das letzte Mal gebeichtet haben. Und wenn es nicht so lange her ist, dann erteilt der Priester mit dem allgemeinen Vergebungsgebet den Segen für die Kommunion ohne Beichte. Wenn aber Ihr Bekannter einfach nur kommuniziert und denkt, dass er die Beichte nicht braucht, dann macht er etwas falsch. Und das ist gefährlich, das kann geistlich gesehen irrtümliche, beklagenswerte Folgen haben. Dient dem Herrn in Furcht, und küsst ihm mit Beben die Füße (Ps 2,11). Trotzdem muss man verstehen, dass die Kommunion das größte Mysterium ist, und wir unwürdig sind, es zu empfangen. Natürlich ist unsere Reue unzureichend, jedoch können wir durch Zerknirschung und Reue das Opfer der Witwe darbringen. So wie es notwendig ist, sich zu demütigen und zur Beichte zu gehen, und zu versuchen, die Sünde aufzudecken, die sich oft im Innern des Menschen versteckt. Um diese zu erblicken, muss man sich darum bemühen, braucht man die Hilfe Gottes, die wir im Mysterium (Sakrament) der Buße erhalten.

Frage

Warum soll man für die Gesundheit beten? Gottes Wege sind unergründlich ... Wir können nicht wissen, was gut für einen Menschen ist und was nicht ... Vielleicht ist die Krankheit zu seinem Besten … Aber nein! Mein Wille geschehe, nicht deiner, Herr! Gib Deinem Diener Gesundheit. Und warum? Ist Gott dümmer als du? Dein Wille geschehe, Herr!

Antwort
Serjoscha, ich stimme zu, dass wir uns demütigen und unser Leben in die Hände Gottes legen müssen. Aber wir bitten nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch um geistige. Und geistige Gesundheit ist unser Glaube, unser Vertrauen in Gott. Wenn ihr Kummer, Krankheit, körperliche Prüfungen habt, solltet ihr sie ertragen - es ist euer Kreuz. Wenn wir uns anstrengen wollen, um etwas Gutes zu tun, aber nicht genug Kraft dafür haben, bitten wir Gott um Hilfe. Ich weiß nicht, wenn etwas sehr Schlimmes passiert und man wegen dieses Schmerzes seinen inneren Frieden verliert, möchte man natürlich entlastet werden. Denken Sie an jeden einzelnen Kranken, der leidet. Würde er nicht sagen, dass er sich Erleichterung wünscht, dass die Schmerzen aufhören, dass er wieder auf die Beine kommt? Aber wir Gläubigen sollten verstehen, dass Gesundheit nicht für jeden gut ist. Amwrosij von Optina sagte zu einer Frau, dass sie, wenn sie von ihrer Krankheit der Besessenheit befreit würde, wieder auf die Bälle ginge, ein fröhliches und müßiges Leben führen und nicht ins Kloster kommen würde. Dein Wille geschehe, Herr, natürlich.

Frage

Wenn man es vor der Beichte am Sonntag nicht schafft, am Samstag zum Gottesdienst zu gehen, weil das Kleine erst 2 Monate alt ist, kann man trotzdem am Sonntag zur Liturgie gehen?

Antwort
In unserer Kirche kann man, aber wo anders, kann es sein, dass man Ihnen sagt, dass es nicht möglich ist. Ich denke, es ist normal, dass sich die Mutter um ihr Kind sorgt und den kleinen Kindern fällt es schwer, den ganzen Gottesdienst lang zu stehen. Und Sie gehen ganz beruhigt mit dem Kleinen. Er erhält die Hl. Kommunion und danach kommunizieren Sie. Deshalb wird man Ihnen Platz machen, Sie durchlassen. Genieren Sie sich nicht, kommunizieren Sie, Sie verstoßen gegen keine Regeln. Es gibt natürlich verschiedene Umstände. Es ist gut, wenn man alle vollständig hält: die Regel, die Kanones… Aber das Leben stellt Fragen, die nicht in diese Kanones und Regeln passen. Und dann muss man sagen: „Herr, hilf, segne!“

Frage

Väterchen, mein Sohn wird in der Ukraine vermisst. Bitte sagen Sie mir, wie ich für ihn beten soll und für die Jungs, die mit ihm vermisst werden, zu wem? Ich bete zu allen, aber ich glaube nicht, dass mich jemand auf diese Weise erhören wird. Helfen Sie mir, bitte, geben Sie mir einen Rat!

Antwort
Beten Sie zur Mutter Gottes. Lesen Sie den Akafist "Wiederauffindung der Verlorenen". Und glauben Sie daran, dass die Mutter Gottes Ihnen helfen wird, Ihren Sohn zu finden. Gehen Sie zur Kommunion, beichten Sie. Lassen Sie sich nicht entmutigen, verzweifeln Sie nicht, sondern beten Sie mit Glauben.

Frage

Guten Tag, Väterchen! Bitte sagen Sie mir, ob ich für meinen muslimischen Großvater zu Hause den Akafist für einen allein Verstorbenen lesen kann?

Antwort
Ich denke nicht, dass man den Akafist für einen allein Verstorbenen beten sollte. Lesen Sie stattdessen den Psalter.

Frage

Könnte man zum Gottesdienst auch nicht nüchtern kommen, wenn man an diesem Tag nicht zur Kommunion gehen wird?

Antwort
Natürlich kann man. Warum wurde früher gesagt, dass man nüchtern sein muss? Weil man nach dem Gottesdienst eine Prosphore, das Antidoron, aß und Weihwasser trank. Aber die Lebensumstände können verschieden sein: zum Beispiel kann jemand zu Haus frühstücken, weil er nach dem Gottesdienst sofort zur Arbeit gehen muss.

Frage

In vielen Ausgaben wird geschrieben, dass man sich beim Beten weder den Herrn, noch die Gottesmutter oder die Heiligen durch die Fantasie vorstellen darf. Aber ich habe nirgendwo eine Beschreibung gefunden, was im Kopf sein sollte, wenn wir beim Gebet stehen. Wir sollten irgendwie verstehen, dass unsere Gebete nicht in die Leere des Universums gehen, sondern konkret an den Herrn gerichtet sind. Wie fängt man es am besten an, damit es richtig wird? Denn das Gebet ist ein Gespräch mit Gott, aber, wenn wir zum Beispiel einen Dialog mit dem Kollegen, mit der Mutter, dem Ehemann aufbauen, dann nehmen wir sie in unserem Bewusstsein wahr und erstellen in Gedanken Bilder.

Antwort
Wir sollten unsere Vorstellungskraft, unsere Fantasie nicht in unser Gebet einschalten. Wir sind Menschen, die Gefühle besitzen und Leidenschaft, die sehr empfänglich für Eindrücke sind und emotional reagieren. Es gibt die Regel, die uns von den Heiligen Vätern gegeben wurde und diese Regel hilft dem Menschen, auf rechte Art und Weise seine Beziehung zu Gott aufzubauen. Selbstverständlich können wir uns keine Leere vorstellen. Wir wissen, dass wir vor Gott stehen, in der Gegenwart dessen, der uns durchschaut. Im Gebet versuchen wir uns auf jene Worte zu konzentrieren, die wir aussprechen. Aber der Verstand sollte von Vorstellungen frei sein, und diese Worte verwandeln wir nicht in Bilder, die wir mit irdischen Farben ausmalen. Darin besteht der Unterschied zum Katholizismus. Die Katholiken stellen sich irgendwelche Bilder und fromme Gemälde vor, und es gibt die Meditation des Ignatius von Loyola, eines katholischen Heiligen, wo er vorschlägt, seine ganze Aufmerksamkeit auf diese Bilder zu lenken. Aber da ist schon Einbildung und Gefühlswelt. Wir stehen vor dem unsichtbaren Gott und versuchen allein mit Ihm zu bleiben, jede irdische Geschäftigkeit und jegliche Einbildung, und sei sie noch so fromm, abzulegen. Verstand und Herz vereinen, damit während des Gebetes diese Einheit im Innern neu erschaffen wird, die durch die Sünde zerrissen wurde und von der zeitlichen, sinnlichen Welt entfremdet wird. Und dann gibt es ja auch noch Ikonen. Aber die Ikone ist nicht dazu da, damit wir sie beäugen, wie sie uns ansieht, mit einem Lächeln oder finster und vorwurfsvoll. Die Ikone ist ein Fensterchen in die geistliche Welt. Vom Abbild wenden wir uns dem Urbild zu, das heißt von der Ikone wenden wir uns dem Heiligen, der Gottesmutter, dem Herr selbst zu. Die Ikone ist durch die heilige Kirche gesegnet, sie wird gemäß den Kanones der Kirche geschrieben, das ist nicht die Frucht der Fantasie eines Künstlers, sondern heilige Überlieferung, die von der Kirche bewahrt und uns vorgestellt wird, damit wir durch sie mit Gott und den Heiligen Umgang haben. Das ist wie bei Fotografien von Angehörigen. Wir schauen sie an und erinnern uns an den Menschen, wir wenden uns dem geliebten Menschen zu, aber nicht dem Foto selbst. So ist es auch mit der Ikone. Aber noch einmal: man muss beherrscht sein, einen sinnlichen, emotionalen Drang muss man immer zurückhalten. Man muss sich seiner Sündhaftigkeit bewusst werden, und der Größe Gottes und Seiner unbegreiflichen Liebe. Ich denke, wenn Sie beten werden, wenn Sie geistliche Anstrengungen unternehmen, dann wird alles passen. Das ist wichtig, damit es keine emotionalen Ausbrüche oder sinnliche, schwärmerische Erlebnisse gibt, damit alles einfach und verständlich bleibt. Und dann gibt es keine ausgeklügelten Fragen und philosophischen Irrwege. Gott wird in der Nähe sein, und die Seele wird damit leben. Hier benötigt man Nüchternheit, Ruhe, ein friedliches Herz, und natürlich Aufmerksamkeit.

Frage

Meine Freundin hat drei Kinder zwischen 1 und 6 Jahren. Jetzt sind sie krank (über 40°C Temperatur). An jedem Wochenende haben die Eltern sie zur Kommunion gebracht. Meine Freundin sagte immer: wenn man die Kinder zur Kommunion bringt, dann werden sie nicht krank. Nun kann sie sowas nicht mehr sagen. Sie ist verwirrt, warum passiert sowas?

Antwort
Eine Versuchung! Aber wer hat gesagt, dass, wenn man kommuniziert, man nicht mehr erkrankt. Das ist eine Verfälschung, das nennt sich schon „orthodoxer Materialismus“. Wir bringen die Kinder nicht deshalb zur Kommunion, damit sie nicht krank werden oder sie gutes Geld verdienen, wenn sie heranwachsen; sondern dafür, dass sie Menschen werden. Kommunion: das ist der Weg nach Golgatha. Da gibt es so ein Moment: Der Mensch, der in die Kirche kommt, erwartet, dass Gott jetzt alles nach seinem Wunsch und Willen einrichtet. Aber dies schließt das Vertrauen zu Gott auch ein, das der Mensch nicht aus Eigennutz in die Kirche kommen soll. Das Mysterium wird nicht dafür vollzogen, dass der Mensch seine Gesundheit verbessert, obwohl sich die Gesundheit tatsächlich verbessert. Wenn ich nicht kommunizieren würde, dann hätte ich nicht die körperlichen Kräfte, um weiterzuleben. Das ist so. Aber der Sinn des geistlichen Lebens besteht in etwas ganz anderem. Warum ist der Weg, der ins Himmelreich führt, so eng? Wenn der Mensch seine Sünde rechtfertigt, dann schmerzt seine Seele nicht. Aber wenn du siehst, dass deine Gedanken und Gefühle von der Sünde verseucht sind, und man muss sich ständig kontrollieren, ständig für seine Reinheit, seine Nüchternheit kämpfen muss, dann ist das eine große Anstrengung. Der Herr sagt: Wachet (Mk 13,35). Natürlich, wenn der Mensch die Gnade Gottes empfangen hat, die Seele jubelt, fühlt er sich in die Ewigkeit versetzt, fühlt er die Ganzheit dieser Welt und seine eigene Ganzheit, - danach ist es sehr schwer weiterzuleben, denn plötzlich zack und das war´s, und Leere, und dieser Zustand ist verloren! Aber man bleibt in der Kirche, man bleibt nur gläubig, wenn man diese Zeit der Leere überlebt und nicht in Zweifel verfällt, den Kopf hängen lässt. Ihre Freundin soll ruhig zur Kommunion gehen. Ich würde raten, so oft wie möglich die Kinder zur Kommunion zu bringen, gerade jetzt in dem Alter bis zu 6 Jahren, denn wenn sie zwischen 15 und 20 Jahre alt sind, dann gehen sie womöglich nicht mehr in die Kirche. Aber dass sie sie zur Kommunion gebracht hat, das ist sehr gut. Die Kommunion wird auf jeden Fall in ihrem Leben wirken, der Leib und das Blut Christi bleiben im Menschen. Aber man könnte auch sagen: „Wissen Sie, dort in der Kirche haben sie sich angesteckt!“ In diesem Zusammenhang erinnere ich mich, wie sich die Ärzte der Tuberkulosestation gewundert haben: „Wie können sie alle mit einem Löffelchen kommunizieren? Wie geht es dem Priester danach? Wird er nicht krank…“ Das ist das Blut Christi, es reinigt uns. Also sollten Sie Ihre Freundin aufmuntern.

Frage

Diese Frage gab es in unserer Familie: mein Sohn möchte nicht zur Armee. Ich weiß nicht, was ich tun soll, es ist peinlich, dass ich meinen Sohn so erzogen habe. Ich finde keine Worte, mit denen ich Gott bitten könnte, um ihn vor der Armee zu beschützen. Raten Sie mir, bitte, was ich tun kann!

Antwort
Sehen Sie, die Weltanschauung eines Menschen verändert sich durch seine Umgebung, durch seine Persönlichkeit und viel hängt von den Umständen und den Leuten ab, die ihn umgeben. Was sollte man in ihrem Fall tun? Für den Sohn muss man beten und mit ihm sprechen. Man muss erfahren, warum er nicht zur Armee gehen will, welche Gründe er dafür hat. Man muss ihn verstehen, man muss ihn so verstehen, wie er jetzt ist und irgendwie Berührungspunkte finden. Dann, so denke ich, werden sie ihn verstehen, und er wird auf Ihr Wort hören. Hier muss man sich nicht schämen, sich nicht verstecken, hier braucht es den offenen Dialog, und ich denke, auf diesem Weg kann man sich annähern und aufeinander hören. Von mir selbst kann ich berichten, dass ich auch zu einer gewissen Zeit, als ich noch nicht getauft, noch ungläubig war, von Tolstoj begeistert war, nicht zur Armee gehen wollte und auch nicht ging. Für die Leute in meiner näheren Umgebung war es, als ob ich verrückt wäre. Keiner der Älteren versuchte mich zu verstehen und mir zu zuhören. Das hat natürlich Protest in mir hervorgerufen. Und jetzt, nachdem ich zum Glauben gefunden habe, hat sich meine Weltanschauung verändert und die Einstellung zum Armeedienst und überhaupt zu den eigenen Pflichten, zur Verantwortung für das, was auf deiner Erde und um dich herum vor sich geht. Ihr Sohn ist noch jung, und ihre Aufgabe ist es, ihm zu helfen, seine Persönlichkeit herauszubilden, damit eine richtige Lebensgrundlage geschaffen wird, jenes Glaubensfundament, ohne das es im Leben viele Zerstörungen geben wird. Aber weil wir Christen sind, bitten wir, dass der Herr unsere Kinder zur Vernunft bringt und auf einen Gott wohlgefälligen Weg führt.

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