Seit vielen Jahren führt Vater Andrej Lemeschonok Gesprächsabende mit Gemeindemitgliedern durch, bei denen er ihre Fragen beantwortet. Vor einigen Jahren erschienen die Fragen und Antworten in Buchform in russischer Sprache. Auf unserer neuen Webseite haben Sie nun Gelegenheit, einige dieser Fragen und Antworten auf deutsch zu lesen. Außerdem laden wir Sie ein sich daran zu beteiligen. Sie können uns Ihre Fragen gern per E-Mail schicken oder sie interessierende Themen aus den vorhandenen Rubriken auswählen. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!

Stellen Sie dem Priester Ihre Frage

ANTWORTEN DER PRIESTER NACH THEMEN SORTIERT

Frage

Warum fällt es manchmal leicht für einige Leute zu beten, aber bei anderen fällt es sehr schwer?

Antwort
Für manche Leute kann man leicht beten, denn wir spüren, dass sie auch für uns beten. Für die Seelenruhe des Erzpriesters Nikolaj Gurjanow zu beten ist leicht, weil er selbst für uns betet. Aber für einen Menschen zu beten, der sein Leben lang ohne Gott verbracht hat, ist es natürlich schwer. Als ich bei den Bestattungsfeiern verschiedener Leute zugegen war, habe ich folgendes bemerkt. Manchmal stehst du am Grab und es ist ganz und gar nicht leicht, es schnürt dich im Innern zusammen, die Worte fallen dir schwer. Aber an einem anderen Grab stehst du, und bist einfach freudig gefasst, du empfindest Trost und Gottes Hilfe. Wenn der Mensch uns hört und auf uns gehört hat, dann können wir ihm irgendwie helfen, denn er nimmt unsere Worte an, versucht, unserem Ratschlag zu folgen. Aber wenn er nicht hört und nichts hören will, wie schwer ist es, etwas für ihn zu tun, ihm etwas zu sagen. Genauso ist es auch im geistlichen Leben. Wenn der Mensch geistlich lebt, feinfühlig ist, wenn seine Seele ständig wacht und nüchtern ist, dann vereint sich unser Gebet für ihn leicht mit Gott. Wenn sich aber der Mensch im Unglauben und Zweifel befindet, dann wird das Gebet für uns zu einer schweren Last, denn uns selbst fällt es schwer, aber man muss noch dazu die Bürde für den Nächsten tragen. Aber das heißt nicht, dass solch ein Gebet nicht notwendig ist. Im Gegenteil. Womöglich ist es für uns von großem Nutzen, wenn es uns schwer fällt für jemanden zu beten. Vielleicht ist das Gebet für einen Beleidiger, für jemand, der uns nicht liebt, für unseren Feind unsererseits absolut notwendig, um unser „Ich“ zu überwinden, um irgendeine Sünde zu besiegen. Jedes Gebet ist eine große Anstrengung. Aber wenn es uns besonders schwer fällt für jemanden zu beten, dann zeugt dies davon, dass wir keinesfalls das Beten aufgeben dürfen, sondern dass es nötig ist, sich zu demütigen und zu versuchen, dieses Wort für den Menschen vor Gott zu bringen.

Frage

Geben Sie uns einen Fingerzeig, wie man richtig beichten soll? Ich verhasple mich, fange zu weinen an, und vergesse, was ich sagen wollte. Aber danach, wenn ich darüber nachdenke, ist es mir peinlich, dass ich nicht alles gesagt habe und ich möchte erneut zur Beichte gehen.

Antwort
Der Priester ist weder Untersuchungsrichter noch Staatsanwalt. Gott ist der liebende Vater, und wir sind seine verlorenen Kinder, die Seiner Hilfe bedürfen. Wenn Sie den Wunsch haben, Buße zu tun und Sie empfinden ihre Schuld, dann gehen Sie zur Beichte. Wenn Sie Gottes Hilfe im Kampf mit der Sünde erhalten möchten, selbst wenn Sie etwas vergessen haben zu sagen, bleiben Sie diesbezüglich ruhig. Wenn Sie bewusst etwas nicht gesagt haben, weil es Ihnen peinlich war, weil Sie es verheimlichen wollten, dann ist das schon ein Jammer, denn dann wird das Sakrament nicht vollzogen, denn dann fehlt es an Aufrichtigkeit und Vertrauen. Aber wenn sie etwa aus Unachtsamkeit oder wegen ihrer Verwirrung taten, dann ist das nicht schlimm. Kein Grund zur Panik. Sie erinnern sich das nächste Mal und sagen es dann. Es geht nicht darum, buchstabengetreu alles bei der Beichte wiederzugeben, sondern, ob wir dies von Herzen taten, in welchem Zustand Sie sich befanden, wie sehr Sie Gott vertrauen. Ich denke, wir alle (Sie und wir hier) müssen uns noch sehr anstrengen, damit wir wahrhaftig Buße tun und nach der Buße nicht mehr sündigen. Aber vorerst läuft der Kampf, und wir haben weder genügend Aufmerksamkeit noch Nüchternheit, und die Gedanken verflüchtigen sich und lassen sich ablenken. Dies alles ist dem geistlich lebenden gefallenen Menschen eigen, der es noch nicht gewöhnt ist, aufmerksam zu leben, in der Gegenwart Gottes, der es nicht gewöhnt ist, seinen Verstand und sein Herz vor der Sünde zu bewahren. Was der Mensch will, das erhält er; was er sucht, das findet er. Dabei helfe Ihnen der Herr!

Frage

Ich bin 23 Jahre alt und wohne zusammen mit meinen Eltern und dem jüngeren Bruder. Die Mutter hat in den letzten Jahren angefangen stark zu trinken, und sie geht wegen Trunkenheit nicht zur Arbeit. Der Vater arbeitet. Ich arbeite auch, aber sie bittet fast immer um Geld für Alkohol, und wenn ich es nicht gebe, dann erbost sie sich und schimpft. Einerseits verstehe ich, dass diese Situation auch mein Kreuz ist, aber andererseits quält mich oft Frust darüber, dass ich wegen der Schwierigkeiten verärgert bin und ich kein Privatleben aufbauen konnte. Die Mutter sagt immer, dass ich niemals heiraten werde. Mir tut es weh, so etwas zu hören. Wenn ich weggehe und ein selbständiges Leben führe, ist das dann nicht die Flucht vor Schwierigkeiten?

Antwort
Ich würde es versuchen. Die Mutter nehmen Sie in ihr Herz, im Gebet lassen Sie sie nicht allein, aber für sie lohnt es sich im vorliegenden Fall, zu versuchen, selbständig zu leben. Wenn die Mutter ans Bett gefesselt wäre, dann wäre das ein Grund. Aber wenn der Mensch trinkt, dann ist das eine andere Sache. Wenn Sie sich ärgern und ausrasten, und Sie haben keine Kraft mehr, so weiter zu leben, wenn Sie im Innern Ihre Mutter anklagen, dann ist es wahrscheinlich besser, allein zu leben, sich zu beruhigen und von fern die entstandene Situation anzuschauen. Es ist notwendig, neue Kräfte zu tanken und sich nicht von der Mutter loszusagen und sie nicht zu verurteilen. Vielleicht dann, wenn Sie auf beiden Beinen stehen und Ihr Leben verändert haben, können Sie ihrer Mutter mehr helfen, als im Moment. Aber wenn man nichts unternimmt und alles weiter erduldet, führt Sie das dann nicht zu einem geistigen Zusammenbruch?

Frage

Ist es richtig, dass je mehr man für einen Menschen betet, desto schneller erbarmt sich seiner Gott? Oder erbarmt sich Gott nicht wegen der Anzahl der Gebete, sondern wegen etwas anderem?

Antwort
Unsere Liebe zum Menschen äußert sich darin, dass wir uns anstrengen, um für ihn zu beten. Und Gott erhört uns natürlich und hilft ihm. Aber wir können unser ganzes Leben beten und äußerlich sind keinerlei Veränderungen zum Besseren zu erkennen, dabei muss man verstehen, dass das, was wir gebetet haben, schon die Gnade Gottes sowohl für uns als auch für diesen Menschen ist. Manchmal betet man, und alles wird an seinen Platz gerückt. Das ist ein großer Trost. Bisweilen kann man die Früchte seiner Bemühungen nur im nächsten Jahrhundert erblicken. Der Mensch kann jahrelang beten, und alles um ihn herum wird immer schlechter. Hier muss man schon Demut und Glaube zeigen. Dies ist schon für besonders gekräftigte, geistlich befähigte Menschen, das erträgt nicht jeder. In einer Vita steht geschrieben, wie ein Starez zehn Jahre betete, Tag für Tag las er seine riesig große Regel, kein Hauch von Trost war in seinem Herzen. Und er empörte sich nicht darüber, dass Gott ihn nicht erhört hat. So hat Gott seinen Knecht erzogen. Aber wenn wir in solch eine Lage gelangen, wissen wir meist nicht, was wir tun sollen. So sollen wir das doch verstehen, damit wir ein wenig geistlich wachsen, damit wir nicht von unseren Gebeten begeistert sind, sondern im Gegenteil, damit wir uns demütigen, damit wir versucht werden. Man beginnt uns miss zu verstehen, es gibt innere Missverhältnisse, und dies zeugt davon, dass wir auch schon größere Leiden ertragen können. Die Protestanten lernen, dass, wenn einer in eine Sekte kommt und sich bekehrt, dann heißt das, dass er in allem freie Fahrt erhält, dass ihm alles gut gelingt, und er sich nur noch vorwärts bewegt. In der Orthodoxie gilt das Gegenteil: je näher man Gott kommt, desto häufiger werden die Versuchungen. Deshalb kann uns nur die Liebe zu Gott schützen. Aber hier kann schon keine menschliche Berechnung mehr sein, denn wir sehen, dass Christus uns nicht zur irdischen Herrschaft führt, Er lehrt uns, uns zu demütigen, zu gedulden und zu lieben.

Frage

Es geschieht doch auch folgendes: Ein im Atheismus erzogener Mensch, der aufrichtig Gott sucht und sich eifrig auf die Beichte vorbereitet hat, gerät an einen Priester, der mit Gleichgültigkeit sich beeilt, alle Sünden aufzählt, und dabei den Willen und Wunsch des Beichtkindes lähmt, darüber zu erzählen. Das Gefühl der Gnade kommt nach solch einer formellen Beichte nicht auf, sie hinterlässt eher ein bitteren Nachgeschmack in der Seele.

Antwort
Alles ist möglich, doch nicht ohne Gottes Vorsehung. Mitunter geht der Mensch, der geistliche Kräfte gesammelt hat, zur Beichte und erwartet, dass er sofort geistlich abhebt. Aber er bekommt ein´s auf die Mütze. Ich will hier nicht die Grobheit und einige falsche Handlungen des Priesters rechtfertigen. Er ist ein Mensch – ein schwacher Mensch. Es kann sein, dass er sich schlecht fühlt… Ich spreche hier über etwas ganz anderes: wenn man will und sich darauf vorbereitet, zu Gott zu kommen, wenn seine Seele brennt, dann muss er sich gedulden. Man wird ihn nicht heranlassen, man wird ihn stören, vielleicht sogar schlagen und stoßen, aber er kommt zu Gott, und nicht zu einem Priester. Der Herr sieht alles und hat alles unter Kontrolle. Ein mir bekannter Journalist kam irgendwann in die Kirche, aber das Väterchen war ein wenig angeheitert. Und für diesen Menschen war das ein ungeheurer Schlag… Aber selbst in diesem Zustand sagte ihm der Priester die richtigen Worte. Wir gehen nicht auf einem ebenen Weg. Natürlich möchten wir, dass uns alle wertschätzen und ehren, und dass alles richtig wäre. Aber wir folgen Christus. Vielleicht sollen diese Katastrophen, diese unausweichlichen Krisen wirklich den Mensch abhärten, der den menschlichen Grund in sich besiegen muss, um trotz allem mit Gott verbunden zu bleiben. Dies geschieht im Leben aller. Solange der Mensch hier auf Erden ist, werden wir ihn nicht verklären. Wir sagen, dass ihn ihm Gott wirkt. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir verstehen, zu wem wir gehen: zu einem Priester oder zu Gott. Aber das Väterchen, über das ich sprach, ist leider schwach. Menschen der Kirche verurteilen ihn nicht, sie beten für ihn, lieben und gehorchen ihm. Das heißt nicht, dass sie die Trunksucht verdecken. Sie verstehen aber durch ihre geistliche Intuition, dass man zu Gott kommt und dass Gott durch diesen Menschen wirkt. Darin besteht wahrscheinlich auch die Schönheit der Orthodoxie. Und Gott kann völlig unerwartet, unvorhersehbar wirken. Ein anderer Mensch mit untadeligen Lebenswandel kann sehr kalt sein. Die Leute brauchen aber etwas Warmes, manchmal einfach ein geistliches Wort. Wir sind keine Richter. Und wenn es Gott unliebsam erscheint, dann wird Er ihn aus der Priesterschaft ausschließen. Wir müssen vom Menschlichen zum Göttlichen übergehen, von der äußerlichen Kirche zum himmlischen Jerusalem, von der Kommunion, die wir sehen, die der Priester im Kelch hinaus trägt, zum: „ Das war´s! Die Zeit ist um, ich bin jetzt beim Letzten Abendmahl, und Christus selbst spendet es mir und ich bin in Deinem Reich angekommen, Herr.“ Das alles soll mit jedem von uns passieren, darin schließt sich die Reife unserer Seele, die Ausbildung unserer Persönlichkeit als Ebenbild Gottes und als ein Ihm ähnlich seiendes Wesen, ein. Und das eben ist die Wiege, in der der Säugling erzogen wird, bevor er anfängt auf eigenen Füßen zu stehen und zu laufen...

Frage

Ich bin 24 Jahre alt, mein Sohn 1 Jahr. Wir leben mit den Eltern zusammen. Sagen Sie, bitte, wie ich mich verhalten soll, da meine Mutter dagegen ist, dass ich das Kind regelmäßig zur Kommunion bringe, beichte und kommuniziere, geistliche Literatur lese, das Gebetslicht entzünde! Das alles stört sie. Aus diesem Grund erwachsen Streitereien und Unstimmigkeiten. Wie kann man in der Familie den Frieden bewahren, ohne die geistliche Entwicklung des Kindes und meine eigene zu gefährden?

Antwort
Das ist eine sehr feine Frage. Hier wird es immer Übertreibungen und Extreme geben, das ist unvermeidlich. Man muss Frieden mit der Mutter finden. Niemand kann Ihnen Gott wegnehmen. Das Licht anzünden zu Hause kann man, aber muss man nicht. Vielleicht versuchen Sie gerade die Mutter zu bekehren, damit sie mit Ihnen zusammen in die Kirche geht, und wahrscheinlich lesen Sie ihr Predigten vor und streiten mit ihr. Dies sollte man auch nicht tun. Bringen Sie auch weiterhin das Kind zur Kommunion und kommunizieren sie auch selbst. Falsch wäre es, wenn wir aufhören würden in die Kirche zu gehen. Man muss sich nur bemühen, dass weniger Verlust, Versuchungen wären, dafür ist Überlegung nötig und man muss Gott bitten, dass die Mutter zum Glauben geführt wird.

Frage

Wie kann man für einen psychisch Kranken beten, damit ihn Gott erleuchtet und sich seiner erbarmt? Wie viele Kathismen aus dem Psalter, wie viele Abschnitte aus dem Evangelium sollte man lesen? Ich habe anfangs sehr viel gelesen, aber dem Mensch ging es nicht besser, er wird nicht aus dem Krankenhaus entlassen. Muss man sich zwingen, mehr zu lesen? Oder ist es besser, so zu beten, dass es mit Freude geschieht? Besitzt die Anzahl der Gebete eine Bedeutung oder erbarmt sich der Herr, wenn er will, auch um eines Wortes wegen?

Antwort
Das ist eine sehr weite Frage. Natürlich, wenn Sie eine Anstrengung unternehmen, um einem Menschen zu helfen, wenn Sie viele Gebete lesen, dann ist das sehr löblich, darin erweist sich ihre Liebe. Aber Sie möchten, dass Ihre Anstrengungen durch Erfolg gekrönt werden, aber er bleibt aus, und Sie ermüden sicher im Glauben, spüren, dass Ihre Kräfte zu Ende gehen. Deshalb fragen Sie, ob es nicht besser wäre, die Zahl der Gebete einzuschränken. Ich denke, wenn Ihnen dieser Mensch nicht gleichgültig ist, dann muss man eine Anstrengung auf sich nehmen, die Ihren Kräften entspricht. Viele rechtfertigen sich damit, dass man nur ein Wort von Herzen sprechen muss. Aber wenn das Herz erkaltet ist? Dann muss man es wieder erwärmen. Aber wenn das Herz mit einer dicken Schicht bedeckt ist? Dann muss man zumindest ein kleines Löchlein hineinschlagen, damit zumindest etwas Geistliches eindringen kann. Dafür sind enorme Anstrengungen erforderlich. Die Quantität verwandelt sich in Qualität. Sie lesen viel, Sie verstehen aber nichts, aber trotzdem bleiben Sie hartnäckig und resignieren nicht. Wenn noch Zeit vergeht, beginnen Sie zu begreifen, dass Sie irgendein Wort schon gehört haben. Man muss vielleicht ein Jahr lesen, um sich auf Hören dieses Wortes vorzubereiten. aber das ist in Ordnung. Wenn Sie nicht viel gelesen hätten, dann würden Sie es in zehn Jahren nicht hören. Natürlich ist Mühe nötig, an der man keine besondere Freude findet. Oder werden Sie etwa, mit Freude für einen kranken Menschen beten. Hier braucht es ein Mitleiden mit ihm, aber Ihr Opfer schließt ein, dass Sie mit sich selbst kämpfen werden. Der Schmerz über einen nahen Verwandten erweckt in den Menschen den Wunsch, sich an Gott zu wenden. Es kommen Frauen, Mütter in die Kirche und beten für ihre Männer; Kinder. Sie lesen, zum Beispiel, den Akafist zur Ikone der Gottesmutter “Unerschöpflicher Kelch“ nicht nur für ihre Nächsten, sondern auch für sich, denn, indem man sich auf diese Weise an Gott wendet, bilden sich wahrhaft gläubige Menschen heraus. Einem meiner Angehörigen geht es schlecht, die Ärzte verweigern die Hilfe. Was können wir tun? Der Mensch läuft in die Kirche und trifft Gott, er empfängt Gottes Gnade. Und auch das ist ein Weg zu Gott. Es kann sein, dass ihr Verwandter nicht geheilt wird, es kann auch sein, dass er das nicht überlebt, aber der Mensch bleibt in der Kirche, denn er wurde von Gott angerührt, denn er hat gespürt, dass Gott in der Nähe ist, dass Gott hilft.

Frage

Vor 2 Jahren habe ich begonnen, zu beichten und zur Kommunion zu gehen. Damals wusste ich nicht, dass man Kanones* lesen muss, ich ging ohne Vorbereitung, aber mit dem Gefühl der Buße und der Reue. Hat der Herr meine Beichte angenommen? Muss man noch einmal diese Sünden bereuen, die man jetzt tiefer versteht?

Antwort
Ich denke, wenn Sie Reue empfunden haben, dann hat der Herr Ihnen vergeben. Mitunter wird jemandem seine Sünde nicht bewusst, doch nach einiger Zeit spürt er davon ausgehend eine Last und Schmerz. Dann kann man beichten gehen. Es gibt einen solchen Ausdruck „Generalbeichte“ – wenn man sich an sein ganzes Leben erinnert, an die schlimmsten Momente, die einen quälen. Wenn das Gewissen sich nicht frei von der bereits gebeichteten Sünde fühlt, kann man nochmals Buße tun.
* Kanones: kirchliche liturgische Dichtung für ein besonderes Fest, zu Ehren Jesu Christi, der Gottesmutter oder eines Heiligen; Teil der Vorbereitungsgebete auf die hl. Kommunion

Frage

Wie kann man ein Kind, einen Jungen, im Geist der Orthodoxie erziehen, wenn der Vater kein Beispiel an Frömmigkeit und Reinheit ist, sondern, im Gegenteil, er raucht, sucht Zerstreuung, er betet und fastet nicht. So beginnt der Junge ihn nachzuahmen. Wie kann man das Kind von klein auf vor diesem tödlichen Weg schützen?

Antwort
Gott sei Dank dafür, dass Sie mir diese Frage stellen. Vor allem dürfen Sie sich nicht gegen den Vater stellen, damit das Kind sieht, dass Sie ihren Mann lieben, obwohl er derzeit weit von einer orthodoxen Lebensweise entfernt ist. Es ist wichtig, dass es zwischen Ihnen und ihrem Mann keine äußeren Differenzen gibt, sondern das Geschlossenheit herrscht. Dafür müssen Sie sehr flexibel, sehr klug sein und bei allem Gott fragen, wie man sich verhalten soll und wie man es sagen in der einen oder anderen Situation kann. Denn, wenn das Kind hört, wie die Eltern sich zanken und streiten, dann wirkt das auf ihn verheerend. Er soll doch aber das Schöne in Ihrer Langmut erblickt. Aber wie kann man helfen? Helfen kann nur Gott. Sie können das nicht. Aber Gott kann durch Ihr Gebet helfen, durch Ihr Herz, durch Ihre Liebe, die alles bedecken soll und die Ihren Mann, das große kranke Kind zur Buße führen soll. Sie haben beschlossen eine Familie zu gründen, Sie haben diese Verantwortung auf sich genommen. Natürlich kann man sagen: „ Das ist kein kirchlicher Mensch, er hält keine Fastengebote ein, er trinkt, er raucht. Ich will ihn nicht kennen!“ Das ist leichter als alles. Deshalb hängt alles vom Maß Ihrer Liebe und Ihres Vertrauens zu Gott ab. Wenn Sie den Frieden in der Familie bewahren wollen, Beziehungen aufbauen, die eine Wucht sind, dann muss Ihr „Ego“ sterben, damit es wieder auferweckt werden kann. Aber der Feind verkauft Ihnen ein „Gemälde“: Sehen Sie sich diesen ehrbaren Mann an, der sich verbeugt und der von sich aus geistlich ist und Sie beginnen zu träumen: „Das wäre ein guter Mann für mich! Aber der jetzige passt hier nicht her.“ Der Feind schürt auch irgendwelche Träume, Unzufriedenheiten. Das alles führt dazu, dass Sie durch die Sünde an Händen und Füssen gebunden sind. Man muss dankbar sein: „Das ist mein Mann, ich liebe ihn! Er kann mich zurzeit nicht lieben, und ich habe diese Liebe nicht verdient. Ich werde mich bemühen, mich zu bessern. Wie? Vielleicht muss ich aufmerksamer sein, muss schmackhafter kochen, ein Gespräch beginnen, ihre Schuld darin zu sehen, was vor sich geht…“ Aber bei uns sucht keiner nach seiner Schuld. Wir können sagen: „ Pech gehabt! Wo habe ich gesucht?“ Und so wird das ganze Leben voller Unglück sein. Wir können uns selbst rechtfertigen: „Was kann ich tun, wenn man mich nicht versteht?“ Und das Kind? Er wird all das verinnerlichen: jedes Wort, jeden Schrei, jede Grobheit. Das Kind könnte auch die Kirche hassen. Es liebt den Vater, und die Mutter quengelt: „Man muss in die Kirche, man muss fasten.“ und das Kind sagt: „ Wozu brauche ich das Fasten? Was ist das für ein Druck auf die Persönlichkeit?“ Was muss man für ein Stratege, Politiker sein, wie viel Feingefühl muss man besitzen, um mit Gott zu leben! Welche Aufmerksamkeit und innere Anstrengung ist von Nöten, um nicht zu sündigen!

Frage

Wie soll man „die Abendregel mit der Gebetsschnur gebetet“ verstehen?

Antwort
Das bedeutet, dass die Abendgebete durch eine bestimmte Anzahl an Jesusgebeten, die mit Hilfe der Gebetsschnur gezählt, ersetzt werden. Früher waren die Leute Analphabeten, und zur Kommunion konnte man sich durch das Lesen des Jesusgebetes vorbereiten. Zum Beispiel für irgendeinen Kanon las man 50 Jesusgebete, für einen Akafist 100 Jesusgebete. Und die Leute konnten mittels der Gebetsschnur die ganze Regel lesen, ohne ein Buch zu besitzen oder auch ohne Lesen und Schreiben zu können.

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