Seit vielen Jahren führt Vater Andrej Lemeschonok Gesprächsabende mit Gemeindemitgliedern durch, bei denen er ihre Fragen beantwortet. Vor einigen Jahren erschienen die Fragen und Antworten in Buchform in russischer Sprache. Auf unserer neuen Webseite haben Sie nun Gelegenheit, einige dieser Fragen und Antworten auf deutsch zu lesen. Außerdem laden wir Sie ein sich daran zu beteiligen. Sie können uns Ihre Fragen gern per E-Mail schicken oder sie interessierende Themen aus den vorhandenen Rubriken auswählen. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!
Wie kann man mit einem Pädagogen verfahren, der in Anwesenheit der Lernenden die pädagogische Ethik grob verletzt?
Was ist stärker: der Psalter oder das Evangelium?
Im Psalter hat der Heilige David durch den Geist das Evangelium, Christus vorausgesehen. Das Evangelium selbst ist schon das Leben Christi, das Leben unseres Herrn. Natürlich muss man den Psalter lesen, aber auch das Evangelium, und noch mehr, und aufmerksamer, und mit Demut.
Unser Verstand versteht sie noch nicht, kann die Worte Christi von der Freiheit, die in Gott ist noch nicht annehmen. Wir beginnen herum zu modeln, auf alles auf menschliche Weise zu schauen, abzuwägen, immer wieder zu messen. Aber der Herr sagt einfach: Folge mir nach! (Mt 4, 19). Und wenn der Mensch aufsteht und Christus folgt, dann verändert sich sein Leben.
In der Kirche, in der ich früher gebeichtet habe, gab es immer eine lange Warteschlange. Ich spürte, dass mir die Zeit nicht reicht, um mich ganz zu öffnen. Ich würde gern mit dem Väterchen ohne Rücksicht auf die Wartenden sprechen. Ich möchte über vieles sprechen, bedächtig Buße tun. Sagen Sie, bitte, ob man auch außerhalb der (Gottesdienst-) Zeiten (z. B. abends) zur Beichte kommen kann, an wen kann ich mich wenden? Ich brauche dringend dieses Gespräch, diese Beichte. Dem Herrn sei Dank!
Mit meiner Tochter ergeben sich keine warmen familiären Beziehungen. Ich hätte gern, dass wir miteinander offener, geduldiger, gütiger umgehen. Ich bemühe mich,aber ich sehe, dass meine Aufmerksamkeit sie bedrängt. Sie möchte gern Arzt werden, aber ich denke, dass sie geistlich noch nicht bereit dafür ist. Lohnt es sich für sie, sich an der Medizinischen Universität einzuschreiben?
Könnte man einen lang gehegten Traum vieler orthodoxer Menschen wahr machen und anstatt der kirchenslawischen die weißrussische Sprache einführen? Wie könnte man das machen?
Wer auf weißrussisch beten will, kann das bitte tun. In der Minsker Peter - und Paul - Kirche feiert Vater Georgij an einem Tag der Woche den Gottesdienst auf weißrussisch. Aber im Wesentlichen nutzen die Leute das Kirchenslawische.
Ich sage Ihnen folgendes: diese Sprache vereint die slawischen Völker. Sie wurde uns von Gott in der Vorzeit gegeben, als unsere Völker und die Heilige Rus christianisiert wurden. Die Weiße Rus ist ein Teil der Heiligen Rus. Auf altslawisch beteten unsere Vorfahren, heilige Leute. Das ist eine sehr tiefe Sprache, und das Wichtigste, sie wird nicht mit den modernen „Termini“ verunreinigt, die man auf den Märkten, in den Geschäften und Kneipen hören kann.
Das ist die Sprache der Kirche. Sie ist gesegnet. Als ich in die Kirche kam, habe ich auch vieles nicht verstanden und wollte auch, dass alles auf Russisch wäre. Aber plötzlich in einem bestimmten Augenblick berührte mich die Tiefe der kirchenslawischen Sprache. Das kann man gar nicht mit Worten wiedergeben. Ich begann alles viel tiefer zu verstehen, als ich es je auf Russisch vermocht hätte. Es geschah solch ein Wunder. Und das kann ich nicht vergessen. Wir lesen den Großen Bußkanon des Hl. Andreas von Kreta auf Kirchenslawisch. Aber auf Russisch klingt er ganz und gar nicht so. Obwohl er in einigen Kirchen auch auf Russisch gelesen wird, so geht doch die Poesie, die Musik verloren. Jetzt gibt es alles, was Ihr wollt. Es gibt das Evangelium auch auf Weißrussisch. Alle haben die Freiheit, aber man muss beten. So dass, glaube ich, Ihr Traum schon jetzt verwirklicht wurde. So dass man nicht weiter träumen muss, man muss beten.
Ich quäle mich wegen der Sünden meines bisherigen Lebens. Ich konnte in der Beichte darüber nicht erzählen. Es kann sein, dass alle diese Sünden durch die Krankensalbung verbrannt wurden, an der ich teilnahm, und ich muss jetzt nur das beichten, was in mir gerade vorgeht?
Wenn irgendwelche Sünden im Gedächtnis geblieben sind und Sie werden davon gequält, dann, denke ich, muss man sie beichten. Können wir davon sprechen, dass sie alle verbrannt wurden? Aber wenn der Herr Ihnen etwas offenbart hat, damit Sie Buße taten und wir noch gar keine Buße getan haben? Ein Mensch kommt zur Beichte: er hat etwas gesagt, etwas gestammelt, das war´s. Aber nachdem einige Zeit vergangen ist, beginnt er plötzlich Gewissensbisse zu bekommen und seine Verantwortung zu fühlen für das, was er irgendwann einmal getan hat.
Es kann sein, dass Sie selbst das nicht verstehen, aber das, was Sie von Ihren früher begangenen Sünden quält, - das ist die Gnade Gottes in Ihnen.
Das Gefährlichste ist, wenn dem Menschen alles egal ist, wenn er um seine Sünde weiß, aber innerlich ist er ganz ruhig. Es ist furchtbar, wenn die Seele schläft. Wie kann man sie wecken? Aber Ihre Seele leidet und quält sich, das heißt, sie lebt wieder auf. Also danken Sie Gott und bemühen Sie sich weiter.Wie sehr wir uns auch Mühe geben, wir werden die Buße hier auf Erden nicht zu Ende bringen. Der Hl. Altvater Sisoe* hat kurz vor seinem Tod gesagt, dass er noch nicht begonnen hat, Buße zu tun. Um so mehr wenn wir sagen, dass wir schon Buße getan haben, dass wir Heilige sind, - das wäre Betrug.
* Der Hl. Altvater Sisoe der Große (†429), Einsiedlermönch, 60 Jahre in der Ägyptischen Wüste in der Höhle des Hl. Antonius des Großen in Askese gelebt.
Ich bin sehr reizbar, ich schreie die Kinder oft an, weil sie zum Beispiel ihr Zimmer nicht aufgeräumt, sich nicht gekämmt, die Schuhe nicht geputzt, in den Schulheften herum gekleckst haben. Ich habe dies schon mehrfach gebeichtet. Ich möchte eine zärtliche und liebevolle Mutter sein, aber es ergibt sich eine Aufpasserin. Sagen Sie mir, bitte, wie ich mich ändern kann?
Außer den Morgen- und Abendgebeten lese ich auch immer das Tagesevangelium, 3-4 Psalmen, den Akafist zur Gottesmutter und Gebete zu den Heiligen. Kürzlich erfuhr ich, dass man sich für das Beten des Psalters und des Akafist den Segen beim Geistlichen holen muss. Kann ich einfach so weiter beten oder sollte ich besser den Segen holen?
Ich weiß, dass in mir eine bestimmte Sünde wohnt, z. B. Empfindlichkeit, Reizbarkeit oder das Verurteilen. Muss man diese bei der Beichte nennen, wenn es keinen konkreten Fall gab, bei dem sie sichtbar wurde?
Die Sünde, die nicht sichtbar wurde, aber die Seele beunruhigt und wie ein Stein, den Menschen niederdrückt, soll und muss man beichten.
Es ist sehr wichtig, wenn Du zur Beichte gehst, Gott einfach im Herzen zu sagen: „Herr, hilf, sag mir, worin ich Buße tun soll, laß mich meine Sünde erkennen.“ Dabei ist es wichtig, dass die Stimme des Sterbenden, wie die Stimme des im Meer untergehenden Apostels Petrus, an Gott gerichtet wird, damit wir glauben, dass Gott uns erhört, dass Er uns an die Hand nimmt und uns hochzieht.
Manchmal verstehen die Leute überhaupt nicht, was die Beichte ist, aber sie finden trotzdem zu Gott. Möglicherweise schließt das Tun Gottes auch ein, dass, wer seine Trägheit überwindet und trotz allem zur Kirche geht, sich versöhnt, bei der Beichte stand, seine Schuld bekennt…Der Mensch sieht überhaupt nichts, aber er weiß, dass er blind ist – und das ist auch Buße; und wir glauben, dass Gott sie annimmt.
Die Beichte ist ein ständiges Wachsen. Je stärker und realer dieses Wachstum im Leben ist, desto persönlicher wird die Buße, desto schonungsloser prangert der Mensch sich, sein „Ego“ an.
Die Erfahrung des direkten Gesprächs, des Dialogs mit Gott, die im Paradies unterbrochen wurde, ist sehr wichtig für uns alle, denn das ist die Erfahrung unserer Gotteserkenntnis, die Erfahrung der Liebe. Gott klopft an unser Herz und durch die Beichte spricht Er: Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe (Mt 4,17). Dieses Reich ist in uns (vgl.: Lk 17,21). Aber unser Herz ist verschlossen, und wir sollen es Gott öffnen.
Es geht um meinen 17-jährigen Sohn. Er kann seine Faulheit nicht besiegen. Er wird wegen mangelhafter Leistungen von der Fachoberschule verwiesen. Wie kann man ihm helfen?
Ja, den Riemen zu nehmen, wäre beizeiten nötig gewesen, das hilft jetzt auch nicht mehr. Aber die Eltern sollten darin ihre Schuld sehen. Man muss Buße tun, und trotzdem nicht winseln, nicht herumjammern, nicht mit seinem Sohn schimpfen, dem wahrscheinlich diese Worte schon bis zum Hals stehen, sondern man sollte sich einfach darum bemühen zu verstehen, warum er solch ein Leben führt, warum er so schlecht lernt. Natürlich ist es leichter zu sagen: „Du blamierst uns, wir schuften uns ab, füttern dich durch, und du, bist solch ein Schandfleck, das wird uns zu viel mit dir. Derartige Vorwürfe führen zu gar nichts. Im Gegenteil, sie entfremden das Kind von den Eltern.
Man braucht einen anderen Ansatz: möglich, das man versucht, ihn in die Kirche zu bringen, damit er beginnt zu verstehen, dass man etwas im Leben ändern muss, wenn er etwas tun will. Möglich, dass es ihn nicht interessiert, zu lernen, er wollte vielleicht gar nicht in die Fachoberschule eintreten, sondern Feuerwehrmann oder sonst etwas werden? Einige beenden zwei Institute. Und was wird daraus? Viele von ihnen können dann ihr Wissen nicht umsetzen, und ihr Leben ist sinnlos. Aber es ist notwendig, dass man schöpferisch arbeitet. Die Eltern sollen das Kind trotzdem darin anleiten. Andernfalls führt die Straße geradewegs zu einem ganz anderen Werken, zu einem schmerzvollen Wirken.
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