Im Gebären hast du die Jungfräulichkeit bewahrt *
und im Entschlafen die Welt nicht verlassen, Gottesgebärerin, *
denn zum Leben gingst du hinüber, selbst Mutter des Lebens *
und rettest auf deine Fürsprache vom Tode.
(Troparion, 4. Ton)
Der irdische Weg der Allheiligen Gottesmutter ist verborgen, Ihre Demut ist unergründlich, Ihre Geheimnisse leuchten. Sie hat uns Gott geschenkt und die Menschheit am Kreuz adoptiert. Als Sie Ihre irdische Reise beendete, zeigte Sie uns, dass die Liebe den Tod überwindet.
Nur um das Fleisch kurz auszuruhen, begab sich die Allreine ins Grab. Da bei der Allheiligen Gottesmutter alles mit Gott verbunden war, wurde sie bereits am dritten Tag nach dem Zeugnis der Überlieferung auferweckt und in den Himmel aufgenommen. Es ist beruhigend zu erkennen, dass es in den Himmlischen Wohnstätten Diejenige gibt, die diese Freude vor der Allgemeinen Auferstehung genießen kann. Sie ist bereits in ein Leben eingegangen, das sich am Ende der Zeit offenbaren wird.
Deshalb feiern wir die Heilige Entschlafung — das Fest unserer gemeinsamen Hoffnung. Dies ist die erste Frucht des Sieges Christi über den Tod: die Entschlafung und die Auferstehung Seiner Allreinen Mutter. Der Tod ist jetzt nur ein vorübergehender Schlaf des Körpers. Aber auch er konnte das Lebendige, das vollkommen Gott gehört, nicht halten. Die Mutter Gottes konnte nicht einmal durch die körperliche Verwesung im Grab gehalten werden. Sie ist im Fleisch auferstanden, sie ist die Erstgeborene von den Toten nach dem auferstandenen Christus. Laut Metropolit Antonij von Surosch ist “dies ist bereits der Beginn der Allgemeinen Auferstehung, unsere mit unseren eigenen Augen erblickte Zukunft.”
Auch wir sind berufen, den Tod zu überwinden und zu einer solchen inneren Gemeinschaft mit Christus zu gelangen, damit der Tod uns nicht mehr überwältigen kann. Der Heilige Johannes von Kronstadt sagt in einer Predigt am Fest der Entschlafung der Gottesmutter: “Lasst uns die Sünde als Ursache des ewigen Todes in uns selbst überwinden. Es wird nur am Anfang sehr schwierig sein, ihn zu besiegen, doch dann wird es leicht und süß sein, denn wenn das Leiden, das durch den Kampf gegen die Sünde verursacht wird, zunimmt, wird auch der Trost Christi (siehe: 2 Kor 1, 5) in uns zunehmen. Und der Herr, der gesagt hat, dass sein Joch sanft und seine Last leicht sind (siehe: Mt 11, 30), wird auch die Mühen der Asketen leicht und lebenschaffend machen.”
Jetzt, da die Muttergottes Christus folgend durch die Pforte des Todes gegangen ist, können wir hoffen, dass wir in der Stunde des Todes nicht allein bleiben, wenn wir Ihr Gewand festhalten. "Freut euch, ihr Sünder! Der Apostel Petrus wird die Rechtschaffenen in den Himmel führen, die Sünder aber werden von der Muttergottes selbst dorthin gebracht», tröstet der Heilige Dimitrij von Rostow.
Von dieser Hoffnung wurden auch die heiligen Väter angetrieben, die der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin unzählige Klöster und Kirchen weihten: die Lawra in Potschajew, das Kiewer Höhlenkloster, die Lawra von Swjatogorsk, das Pskower Höhlenkloster, das Kloster in Schirowitschi, das Silantow-Kloster in Kasan, das Adrijanow-Kloster im Bezirk Jaroslawl, die Hauptkirche der Dreieinigkeits-Sergij-Lawra in Sergijew Posad.
Zu Ehren der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin wurde in den Jahren 1158-1160 von Fürst Andrej Bogoljubskij die Hauptkathedrale Russlands in Wladimir errichtet. Im Jahr 1326 entstand die Mariä-Entschlafungs-Kathedrale des Moskauer Kremls, die zur Grabstätter der Moskauer Patriarchen wurde. Später wurden die Mariä-Entschlafungs-Kathedralen in Groß-Rostow, Jaroslawl, Zwenigorod, Dimitrow, Wladimir-Wolynsk gebaut.
Die Allheilige Gottesgebärerin, die eine mit nichts vergleichbare himmlische Freude empfing, hat ihre Sorge für das Menschengeschlecht nicht aufgegeben. Nach ihrer Auferstehung erschien sie umgeben von den himmlischen Mächten den Aposteln, die sich im Obergemach auf dem Zion zum Essen versammelt hatten. Die Worte der Allerheiligsten Jungfrau waren: “Freut euch. Ich bin an allen Tagen bei euch.” Die Apostel riefen einstimmig aus: “Allheilige Gottesgebärerin, hilf uns.” Dieses Ereignis bildete die Grundlage für die in den Klöstern vollzogenen «Ordnung der Panagia». Die Mutter Gottes ist gemäß den Worten des Heiligen Gregorios Palamas “Herrlichkeit der Irdischen, Freude der Himmlischen und Lobpreis aller Geschöpfe, <...> Anfang, Quelle und Wurzel unaussprechlicher Gnade, <...> Haupt und Vollzug jeglicher Sakramente” - möge Sie auch uns auf dem Weg zur Rettung und zum ewigen Leben helfen.
“O gnädigste und allgütigste Königin des Himmels und der Erde, die Gottesgebärerin und Immerjungfrau! Erwecke uns aus den Tiefen der Sünde und erleuchte die Augen des Herzens zum Schauen des Heils, hier auf Erden erweise uns Deine Barmherzigkeit. Dereinst vor dem Jüngsten Gericht flehe Du für uns bei Deinem Sohn. Mögen auf dein Gebet hin alle orthodoxen Christen mit Christus vereint leben und die Freude der Engel in den himmlischen Wohnstätten genießen.”