Die Auferweckung der Tochter des Jaïrus

20. November 2022

Gleichnis vom Sämann und vom Samen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, im heutigen Evangelium hörten wir von der Auferweckung der verstorbenen Tochter des Jaïrus, eines Synagogenvorstehers, durch den Herrn und von der Heilung der blutflüssigen Frau, die zwölf Jahre lang gelitten hatte. Und da dieser Abschnitt des Evangeliums allein von seiner Aussage sehr tief ist, besitzt er für jeden von uns einen großen lehrreichen und erbaulichen Wert. Deshalb lesen wir ihn noch einmal, damit wir ihn besser verinnerlichen können.

Da kam ein Mann namens Jaïrus, der Synagogenvorsteher war. Er fiel Jesus zu Füßen und bat ihn, in sein Haus zu kommen. Denn sein einziges Kind, ein Mädchen von etwa zwölf Jahren, lag im Sterben. Während Jesus auf dem Weg zu ihm war, drängten sich die Menschen um ihn und erdrückten ihn beinahe. Darunter war eine Frau, die schon seit zwölf Jahren an Blutungen litt und bisher von niemand geheilt werden konnte. Sie drängte sich von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes. Im selben Augenblick kam die Blutung zum Stillstand. Da fragte Jesus: Wer hat mich berührt? Als alle es abstritten, sagten Petrus und seine Gefährten: Meister, die Leute drängen sich doch von allen Seiten um dich und erdrücken dich fast. Jesus erwiderte: Es hat mich jemand berührt; denn ich fühlte, wie eine Kraft von mir ausströmte. Als die Frau merkte, dass sie es nicht verheimlichen konnte, kam sie zitternd zu ihm, fiel vor ihm nieder und erzählte vor allen Leuten, warum sie ihn berührt hatte und wie sie durch die Berührung sofort gesund geworden war. Da sagte er zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Während Jesus noch redete, kam einer, der zum Haus des Synagogenvorstehers gehörte, und sagte (zu Jaïrus): Deine Tochter ist gestorben. Bemüh den Meister nicht länger! Jesus hörte es und sagte zu Jaïrus: Sei ohne Furcht; glaube nur, dann wird sie gerettet. Als er in das Haus ging, ließ er niemand mit hinein außer Petrus, Johannes und Jakobus und die Eltern des Mädchens. Alle Leute weinten und klagten über ihren Tod. Jesus aber sagte: Weint nicht! Sie ist nicht gestorben, sie schläft nur. Da lachten sie ihn aus, weil sie wussten, dass sie tot war. Er aber fasste sie an der Hand und rief: Mädchen, steh auf! Da kehrte das Leben in sie zurück und sie stand sofort auf. Und er sagte, man solle ihr etwas zu essen geben. Ihre Eltern aber waren außer sich. Doch Jesus verbot ihnen, irgend jemand zu erzählen, was geschehen war. (Lk 8, 41-56)

Und vor allem, liebe Brüder und Schwestern, offenbart uns die heutige Lesung deutlich die unbezweifelbare Lehre von der Auferstehung der Toten, denn der Herr hat Tote auferweckt, wie wir sehen konnten, um uns mehr als alles andere zu zeigen, dass Er die Auferstehung und das Leben ist (Joh 11,25). Folglich sollen wir mit wachem Herzen und nüchternen Gedanken die ganze Zeit dieses Lebens in Erwartung der Allgemeinen Auferstehung und des großen Tages des Erscheinens des Herrn der Herrlichkeit aus dem Himmel mit allen Seinen Engeln bei Seiner zweiten und glorreichen Wiederkunft.

Eine weitere Ermahnung für uns lautet: Egal, in welcher Situation man sich befindet, man darf sie niemals als hoffnungslos betrachten. Jede Entmutigung und Verzweiflung ist eine Beleidigung für die Majestät Gottes. “Werden nicht die beiden Vögelchen", sagt der Heiland, "für ein paar Pfennige verkauft? Und kein einziges von ihnen wird ohne den Willen eures Vaters zu Boden fallen. Selbst eure Haare auf dem Kopf wurden gezählt; aber fürchtet euch nicht, ihr seid mehr wert als viele kleine Vögel (Mt 10, 29-31). Und mit dem Psalmisten spricht der Herr: “Rufe mich an am Tag deiner Trübsal, so will ich dich heilen, und du sollst mich verherrlichen (Psalm 49, 15). Es gibt keine Trübsal, die der Allmächtige nicht heilen kann. Vor allem dort zeigt sich seine Kraft, wo keine anderer den Leidenden retten kann.

Außerdem geht aus dem heutigen Evangelium jene Wahrheit hervor, dass wir, um himmlische Hilfe zu erhalten, unsererseits glauben müssen. Der Heiland verspricht, dass dem, der glaubt, alles möglich ist (vgl. Mk 9,23). Wo der Herr Glauben fand, wirkte er Wunder; wo er keinen fand, konnte er keinerlei Wunder wirken. Der Herr ist allen nahe, aber nur diejenigen, die einen festen, lebendigen Glauben haben, sind Ihm nahe. Deshalb bitten wir manchmal, aber wir bekommen nicht das, worum wir baten, weil wir ohne Glauben bitten.

Denkt daran, meine Lieben, dass der Herr uns nahe ist. Wenn euch Schwierigkeiten, Widrigkeiten, Prüfungen überkommen, wenn es scheint, als ob alles verloren ist, und nichts oder niemanden mehr helfen kann, dann erinnert euch daran, dass ihr einen allmächtigen Fürsprecher - unseren Herrn - besitzt. An Ihn, diesen allmächtigen Fürsprecher, wendet euch in dieser Zeit mit Gebeten,klammert euch mit ganzem Herzen an Ihn, dann werdet ihr in eurer Seele hören: “Fürchtet euch nicht, glaubt nur, und ihr werdet die Herrlichkeit Gottes sehen.” (vgl. Mk 5, 36; Joh 11, 40). Und der Herr lobte die blutflüssige Frau für ihren Glauben, Ebenso wird er jeden loben, der an ihn glaubt, und zu ihm sagen: Mein Kind, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Amen.

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