Die Heilung des Besessenen von Gerasa

12. November 2023

Hl. Luka, Bischof von der Krim

Der Herr Jesus Christus und seine Jünger segelten auf dem See von Tiberias zum Ostufer dieses Sees.

Auf dem Weg dorthin vollbrachte er ein großes Wunder, indem er den Sturm mit einem einzigen Befehl bändigte: Er befahl dem Wind und den Wellen, sich zu beruhigen, und das taten sie.

Sie kamen in der Gegend von Gerasa an Land, und sieh, was dort geschah.

"Sie fuhren in das Gebiet von Gerasa, das dem galiläischen Ufer gegenüberliegt. Als Jesus an Land ging, lief ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. Schon seit langem trug er keine Kleider mehr und lebte nicht mehr in einem Haus, sondern in den Grabhöhlen. Als er Jesus sah, schrie er auf, fiel vor ihm nieder und rief laut …" (Lk. 8, 26-28).

Aus den Grabhöhlen ... Die alten Juden begruben ihre Toten in Felsen, in Höhlen, die in felsige Berge gehauen waren.

Und in diesen Höhlen hauste dieser unglückliche Mann, der von einer Legion von Dämonen besessen war.

Was ist eine Legion? Eine Legion ist ein fester Bestandteil der römischen Armee und besteht aus etwa 6.000 Mann. Und solch eine Anzahl böser Geister wohnte nun in der Seele dieses bedauernswerten Mannes.

Wie, mögen Ungläubige fragen, wie können unreine Geister in die Seele und das Herz eines Menschen eindringen; wie kann eine Legion von Dämonen in einen Menschen hineinpassen?

Sie können es, sie können eindringen, sie passen in zahlloser Zahl hineinpassen, denn sie sind körperlose Geister, die keinen Raum einnehmen; sie können in großer Zahl in den kleinsten Raum hineinpassen.

Dieser arme Mann war also von einer Legion von Dämonen besessen. Er wütete so furchtbar, war so gewalttätig, dass die Menschen Angst hatten, an dem Ort vorbeizugehen, wo er in den Grabstellen, den Särgen lebte. Sie versuchten, ihn zu zähmen, ketteten ihn mit Eisenketten an, aber er zerbrach die eisernen Fesseln mit unvorstellbarer Kraft. Er lebte nackt, ohne Kleider, und lief nackt hinaus, um dem Herrn Jesus zu begegnen. Dieser unglückliche Mann schrie Tag und Nacht wie am Spieß, schlug sich selbst gegen Steine und wurde von Dämonen in die Wüste getrieben. Aber als er Jesus sah, lief er wie ein sanftmütiges Lamm auf Ihn zu und betete Ihn an.

Hat er sich vor irgendjemandem niedergebeugt? Er stürzte sich auf alle, und alle liefen vor ihm weg, aber hier lief er zu Jesus, warf sich nieder und rief mit lauter Stimme: 'Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte dich: Quäle mich nicht! (Lk 8, 28). Wer war es, der das gesagt hat? Konnte er, der ein Mensch war, solche Worte sprechen? Konnte er Jesus, den er zum ersten Mal sah, den Sohn des höchsten Gottes nennen? Hätte er sagen können: "Quäle mich nicht"? Wollte er nicht von seinen Qualen befreit werden?

Wer war es, der mit seiner Zunge sprach? Und wer brachte ihn dazu, Jesus anzubeten? Es waren die Dämonen, die aus ihm sprachen und Christus baten: "Quäle mich nicht.”

Sie wussten, dass die Zeit der ewigen Qualen für sie kommen würde, und nun baten sie: “Lass uns in Ruhe! Quäle uns nicht, bis die Zeit gekommen ist!”

Der Herr Jesus Christus wusste natürlich, wer das sagte: Er wusste, dass die Dämonen es sagten. Und er befahl ihnen, aus diesem unglücklichen Menschen herauszukommen. Deshalb baten die Dämonen ihn: "Quäle uns nicht, quäle uns nicht vor der Zeit!

Was war ihre Pein? Die Qual für sie bestand darin, die Seele dieses unglücklichen Menschen in Frieden zu lassen; die Qual für sie besteht darin, dass sie nichts Böses tun können, und das Böse ist für sie, was für uns die Luft ist. Es ist eine Qual für sie, wenn sie einen Menschen nicht quälen können, aber sie quälen uns alle, denkt daran, uns alle.

Die Ungläubigen lachen über unseren Glauben an die Dämonen. Aber wie können wir nicht daran glauben, wenn unser Herr Jesus Christus selbst über Dämonen gesprochen hat, wenn Er sie mit göttlicher Macht hin austrieb, wenn er die von Dämonen Besessenen heilte, nicht nur diesen einen, sondern viele Besessene.

Und was hindert uns daran, zu glauben? Denn unsere Seele ist wie die körperlosen Geister geschaffen und kann daher direkt mit ihnen kommunizieren, weil sie ihnen in ihrer Geistigkeit gleicht.

Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass wir oft mit dem Herzen, mit der Seele, die Gedanken und Wünsche der Menschen wahrnehmen, die wir lieben und mit denen wir im Gleichklang der Seele leben, wodurch wir eben fähig sind, sowohl Engel als auch Dämonen aufzunehmen.

Warum sollte man die Möglichkeit ablehnen, dass körperlose Geister unsere Seelen bewohnen können?

Das tun sie sehr, sehr wohl! Sie tun es, denn wir sind oft von Dämonen besessen, oft vom schlimmsten geistigen Dreck in Besitz genommen, und das ist Besessenheit. Ich denke, es gibt nichts, was Sie von der Existenz von Dämonen und der Möglichkeit ihres Angriffs auf Sie überzeugen könnte.

Lesen Sie, was dann geschah:

Die Dämonen, die wussten, dass Christus sie aus diesem unglücklichen Mann austreiben würde, baten darum, nicht gequält zu werden, und baten darum, in die Herde von Schweinen fahren zu dürfen, die am Ufer weideten. Der Herr erlaubte es. Und die Dämonen fuhren in die Schweineherde. Und diese Herde war riesig - etwa zweitausend Tiere. Und die Schweine wurden wütend, stürzten ans Ufer und sprangen alle in den tiefen See, und alle ertranken.

Warum hat unser Herr Jesus Christus den Dämonen erlaubt, in die Schweine zu fahren? Einigen unverschämten Denkern gefällt das nicht, und sie urteilen: Warum, warum sind die armen Tiere gestorben?

Ich werde nicht mit meinen eigenen Worten antworten, sondern ich werde die Antwort des großen Hl. Johannes Chrysostomus zitieren.

Es war erstens notwendig, um die Allmacht Gottes zu zeigen, denn es war eines der großen Wunder Christi.

Desweiteren war es seine Absicht, den Menschen - und es gab viele Zuschauer - zu zeigen, wie groß, wie unermesslich das Böse der Dämonen ist, um praktisch zu zeigen, dass Dämonen nur Böses tun können.

Der dritte Grund war, zu zeigen, dass Dämonen es nicht wagen, den Menschen ohne Gottes Erlaubnis, ohne Seine Zulassung, Böses anzutun.

Nur wenn Gott selbst es für nötig hält, sie als Henker einzusetzen, wenn es notwendig ist, jemanden zu bestrafen, der hoffnungslos verloren ist für die Gerechtigkeit, für das Gute, können sie ihre verderblichen Taten vollbringen.

So bestrafte er den ägyptischen Pharao und das ganze Volk Ägyptens für den Ungehorsam des Pharaos gegenüber den Forderungen des Mose, denn so sagt es der Prophet David: "Er ließ die Glut seines Zorns auf sie los: / Grimm und Wut und Bedrängnis, / Boten des Unheils [Dämonen] in Scharen." (Ps 77, 49).

Von ihm selbst gesandt, war dies seine Botschaft: Er benutzte hier die Boten des Unheils, gefallene Engel, Dämonen als Vollstrecker.

An einer anderen Stelle der Heiligen Schrift lesen wir: Ahab, der König von Israel, war hartnäckig in seinen Sünden. Es war notwendig, ihn ebenso zu bestrafen wie die Ägypter. Es war notwendig, ihn für seine Hartnäckigkeit, für seinen Ungehorsam zu bestrafen.

"Und der Herr fragte: Wer will Ahab betören, sodass er nach Ramot-Gilead hinaufzieht und dort fällt? Da hatte der eine diesen, der andere jenen Vorschlag. Zuletzt trat der Geist vor, stellte sich vor den Herrn und sagte: Ich werde ihn betören. Der Herr fragte ihn: Auf welche Weise? Er gab zur Antwort: Ich werde mich aufmachen und zu einem Lügengeist im Mund all seiner Propheten werden. Da sagte der Herr: Du wirst ihn betören; du vermagst es. Geh und tu es!" (1 Kön 22,20-22).

Ihr seht, dies ist wieder eine Botschaft eines unreinen Geistes, um Ahab voller Sünden ins Verderben zu ziehen.

Um uns zu lehren und zu zeigen, dass körperlose Geister Böses tun können, weil der Herr es zulässt, erlaubte Jesus den Dämonen, in die Schweineherde zu fahren.

Er zeigte ihre Schlechtigkeit und die Abhängigkeit ihres Handelns von der Erlaubnis Gottes.

Denken Sie nicht, dass Dämonen die gleiche Macht über uns alle haben. Sie haben enorme, unermessliche Macht über Menschen, die in ihrem Geist, in ihren Taten wie Schweine sind. Diese Dämonen vernichten die Menschen so leicht, wie sie die Schweineherde im Lande Gerasa vernichtet haben.

Aber sie wagen es nicht, sich den Heiligen zu nähern: Sie haben Angst vor den Heiligen, Angst vor dem Kreuz Christi, Angst vor ihren Gebeten.

Im dritten Jahrhundert gab es den heiligen Märtyrer Babyla, Bischof von Antiochia. Viele Jahre nach seinem Märtyrertod überführte Kaiser Constantius seine heiligen Reliquien in einen kleinen Tempel, der eigens in der Nähe des Tempels des heidnischen Gottes Apollo errichtet worden war, in dem sein Götze mit dämonischer Macht durch seine Priester die Zukunft voraussagte. Und was geschah dann? In der Nähe der heiligen Reliquien Babylons wagten es die Dämonen nicht, sich aufzuhalten, und die Ausstrahlung des Götzen hörte auf.

So fürchten die Dämonen die Heiligen, und so werden sie auch dich fürchten, wenn du heilig und untadelig vor Gott lebst, wenn du dich durch das Kreuz und das ständige Gebet vor ihrer Macht schützt.

Das lehrt uns dieses Ereignis im Land der Gerasener.

"Als die Hirten das sahen, flohen sie und erzählten alles in der Stadt und in den Dörfern.

Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen war. Sie kamen zu Jesus und sahen, dass der Mann, den die Dämonen verlassen hatten, wieder bei Verstand war und ordentlich gekleidet Jesus zu Füßen saß. Da fürchteten sie sich." (Lk 8, 34f.)

Es erscheint seltsam, warum sie ihn baten: Geh weg, geh weg!

Warum baten sie nicht im Gegenteil: Geh nicht weg, damit Er sie durch Sein Kommen heiligt?

Denkt nicht, dass sie es taten, weil sie böse waren, weil sie über die Vernichtung der Schweine betrübt waren.

Nein, keineswegs! Sie haben diese Verurteilung nicht verdient, denn der heilige Lukas sagt in seinem Bericht: "Da fürchteten sie sich sehr.” und “... denn es hatte sie große Angst gepackt." (Lk 8,34+37).

Sie waren erschrocken, zitterten vor Angst, als sie das außergewöhnliche Wunder sahen, zitterten vor Dem, Der die Dämonen austrieb.

Ihr Zittern war so groß, dass sie die Anwesenheit Jesu nicht ertragen konnten, und sie baten ihn: "Geh weg, verlass uns! Wir sind unwürdig, wir können deine Anwesenheit nicht ertragen.

Aber so wollen wir nicht bitten, wir wollen bitten: Geh nicht weg von uns, verlass uns nicht, niemals. Geh nicht weg, o Herr!

(25. November 1951)

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