Die Heilung zweier Besessener von Gadara ( Mt 8,28-9,1)

24. July 2021

Metropolit Antonij von Surosch

Die Heilung der Besessenen von Gadara

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Wie vertraut uns diese Geschichte ist! Jedes Mal, wenn wir sie lesen, entdecken wir in ihr etwas, das unser Herz berührt oder uns innerlich erleuchtet. Heute möchte ich eure Aufmerksamkeit auf drei Eigenheiten dieser Passage richten.

Das Erste ist die Einstellung der Dämonen, der Mächte des Bösen gegenüber ihren Opfern. Die Mächte des Bösen haben keine andere Absicht oder keinen anderen Wunsch als das lebendige Geschöpf in Besitz zu nehmen und es zu einem einerseits Leidenden zu machen und andererseits zu einem, das deren Wille erfüllt. Die Väter der Kirche lehren uns, dass die Dämonen nicht direkt in dieser Welt agieren können; alles was sie können, ist Menschen zu versklaven und durch sie wird der Teufel in ihnen wirksam. Das ist es, was die Mächte des Bösen beabsichtigt hatten: diese Menschen zu versklaven und aus ihnen Werkzeuge der Zerstörung zu machen, aber gleichzeitig sie dafür leiden zu lassen.

Als Christus ihnen befiehlt ihre Opfer zu verlassen, fangen sie an zu schreien, wie soll ich es ausdrücken, um einen Zufluchtsort zu erhalten, einen Platz, wo sie bleiben können und Zerstörung bewirken. Und Christus erlaubt ihnen in die Schweine zu fahren. Schweine sind, in den Augen von Juden, ein Symbol der Unreinheit. Die Anfrage, in diese Körper zu fahren, war ein Zeichen für alle, die es verstehen konnten, und jeder Jude konnte es, dass die Dämonen genauso unrein sind wie die unreinsten Tiere. Aber was als nächstes geschieht, war eine Vorführung für die Menschen, was passiert, wenn wir erlauben, das das Böse von uns Besitz ergreift, wenn wir den Leidenschaften erlauben, Macht über uns auszuüben: Hass, Lust, Eifersucht und alle Leidenschaften des Leibes und der Seele. Von ihnen besessen sind wir zur Zerstörung verurteilt, so wie auch diese Herde dem Tode geweiht ist.

Wir sollten uns dessen stets bewusst sein, denn wir erkennen nicht immer, wie sehr wir unter dem Einfluss jener Dinge stehen, die unser Leben leiten: Sympathie und Antipathie, Hass, Missgunst und so weiter. Wir sind nicht nur besessen, sondern wir tun Böses, in dem wir uns der Macht des Bösen beugen. Die Warnung ist deutlich: Wenn wir es erlauben, dass das Böse völlig Besitz von uns ergreift, dann bedeutet das der Tod. Nicht in körperlicher Hinsicht, sondern die vollständige tragische Entfremdung von allem, was Leben ist: von Gott, von der Liebe, von der Schönheit, vom Verstand. Wir können nicht aus dem Dasein fallen, aber wir können von einer Existenz vollständig in Besitz genommen werden, eine gespenstische Existenz, die ohne Leben, ohne Inhalt ist. Eine leere Hülle und doch eine Qual.

Und im Gegensatz dazu sehen wir unseren Herrn Jesus Christus, der Sohn Gottes wurde Mensch. Er ist der Schöpfer, Er ist der Herr, Er ist der Retter der ganzen Welt. Er vergisst sozusagen alles, die ganze Schöpfung, um den beiden Männern, die der Rettung bedürfen, Seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Er ist wahrhaft bereit, die 99 Gerechten zu verlassen, alle Menschen, die Ihn in diesem Moment allein nicht brauchen, um all Seine Aufmerksamkeit, all Sein Leben, ja wirklich all Seine Kraft zu geben zur Rettung dieser beiden Männer. Angesichts aller Nöte in der Welt kann Er jedes individuelle Bedürfnis sehen und auf jedes mit all Seiner Liebe, all Seinem Mitleid, all Seinem Verständnis und all Seiner göttlichen Kraft antwortet, um zu retten und heilen.

Es gibt eine dritte Gruppe Menschen, die wir in dieser Geschichte des Evangeliums in Aktion erleben. Das sind die Bewohner des Landes. Sie kannten die verzweifelte Lage dieser beiden Menschen. Man erzählte ihnen davon, was Christus getan hat. Ihnen wurde gesagt, wer ihr Herr sei und wer ihr Peiniger. Sollten sie nicht kommen, um Gott die Ehre zu erweisen und Ihm für die Befreiung der beiden Männer aus der Macht des Bösen zu danken. NEIN! Alles was sie in der Tat Christi sahen, war dass sie ihrer Herde Schweine beraubt wurden. Was zählte für sie die Ganzheit und das Leben und die Rettung dieser beiden Männer. Ihnen wurde geraubt, was für sie wichtig war, was für sie mehr bedeutete als ein menschliches Leben, und sie baten Christus, ihr Gebiet zu verlassen, zu gehen, weil sie kein weiteres Wunder riskieren wollten, das für sie so kostspielig wäre. Was für ein tragischer - nicht monströser, sondern nur tragischer Gegensatz zwischen der Haltung Gottes und der Haltung dieser Menschen.

Denken wir nach und fragen wir uns selbst, wo wir stehen. Natürlich ist der erste Gedanke, den wir haben werden, ist zu sagen: "Auf Gottes Seite" – aber das ist nicht wahr. Wenn es ein dringendes Bedürfnis gibt und die Kosten für die Hilfe vielleicht keine Katastrophe, sondern ein Schmerz oder eine finanzielle Einbusse für uns sind, was würden wir wählen? Lassen Sie uns darüber nachdenken. Sind wir wirklich auf der Seite Christi, der die ganze Welt vergessen kann, weil sein Herz durchbohrt und voller Mitgefühl ist, oder - lassen wir zu, dass unser Herz einen Moment bewegt wird, und berechnen wir dann die Kosten und wenden uns ab von der Not?

Lasst uns überlegen, jede dieser Geschichten, jedes Gleichnis, jedes Abbild, jede Handlung Gottes fordert uns heraus: Wo stehst du? Wer bist du? Ein Besessener, in welchem Ausmaß auch immer? Ein Jünger Christi, der bereit ist alles zu vergessen um bei einem verzweifelten Bedürfnis, Abhilfe zu schaffen. Oder eher einer von denen, die zu Christus sagen: Geh, geh weg - du störst unseren Frieden, die Harmonie unseres Lebens und unsere Sicherheit?

Lasst uns nachdenken, aber nicht nur reflektieren, sondern eine Entscheidung treffen und handeln. Amen

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