Archimandrit Sofroni: Die Praxis des Jesus. Teil 3: Vereinigung

1. September 2021

Archimandrit Sofroni (Sacharow)

Die Praxis des Jesus Gebetes

Wir suchen vor Gott in der Einheit und Ganzheit unserer Existenz zu stehen. Die Anrufung des Erlösers in der Furcht Gottes, gepaart mit dem ständigen Bemühen um ein Leben in Einklang mit den Geboten, führt allmählich zu einer gesegneten Einheit aller unserer Kräfte, die durch den Sündenfall zerrissen wurden. In diesem wunderbaren, wenngleich schmerzlich schwierigen Prozess, darf es keine Eile geben. Gott vergewaltigt unseren Willen nicht, und niemand kann ihn mit Gewalt zwingen, etwas zu tun. Einen Fortschritt, der durch Willenskraft mit Hilfe der Psychotechnik errungen worden ist, bleibt kein langes Leben und — was noch wichtiger ist — vereint unseren Geist nicht mit dem Geist des lebendigen Gottes.

Unter den Bedingungen der modernen Welt verlangt das Gebet übermenschliche Kraft, weil es sich gegen die Gesamtheit kosmischer Energien durchsetzen muss. Im gesammelten Gebet zu stehen heißt siegen auf allen Ebenen der natürlichen Existenz. Dieser Weg ist lang und dornenreich, aber es kommt der Augenblick, wo der Strahl göttlichen Lichts die dichte Finsternis durchbricht und vor uns einen Durchbruch schenkt, durch den wir die Quelle dieses Lichts sehen werden. Dann nimmt das Jesusgebet kosmische und metakosmische Dimensionen an.

„Übe dich selbst in der Frömmigkeit. Denn die leibliche Übung ist wenig nütze, aber die Frömmigkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des künftigen Lebens. Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert. Denn dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, welcher ist der Heiland aller Menschen, besonders der Gläubigen. Dies predige und lehre” (l Tim 4,7-11).

Diesem Rat des Apostels zu folgen heißt auf dem sichersten Weg zu dem von uns gesuchten Ziel zu gelangen. Wir denken nicht so sehr an künstliche Mittel zur Erreichung des göttlichen Vollmaßes: Wir glauben, dass Gott auf die Erde gekommen ist, uns das Geheimnis der Sünde offenbart hat und uns die Gnade der Buße geschenkt, deshalb beten wir: Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich über mich Sünder.” Wir tun es in der Hoffnung auf Vergebung und Versöhnung in Seinem Namen. Die Worte „erbarme Dich über mich Sünder” werden wir unser ganzes Leben lang nicht beiseite stellen. Ein voller Sieg über die Sünde ist nicht anders möglich, als dadurch, dass Gott selbst in uns Wohnung nimmt, was unsere Vergöttlichung bedeutet, Kraft deren die unmittelbare Schau Gottes möglich wird, wie er ist. Die Fülle christlicher Vollkommenheit ist unter irdischen Bedingungen unerreichbar.

Der hl. Johannes der Theologe schreibt: „Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß, Der hat Ihn uns verkündigt” ( Joh 1,18). Und er bekräftigt, dass in der kommenden Welt unsere Vergöttlichung ihren Abschluss findet, weil wir „Ihn sehen werden wie Er ist” (1. Joh. 3,2).

„Jeder, der solche Hoffnung hat…, der reinigt sich wie auch Er rein ist… wer in Ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat Ihn nicht gesehen und nicht erkannt” (1 Joh. 3, 3+6). Es lohnt, den Inhalt dieses Briefes in sich aufzunehmen, damit die Anrufung des Namens Jesu wirksam wird und heilsam; damit wir vom Tode ins Leben hinübergehen (1 Joh 3,14), damit wir überkleidet werden mit der Kraft aus der Höhe (vgl.: Lk 24,49).

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