Freskodarstellung von Johannes dem Theologen
Der Mensch kann ohne Gott nicht lieben. Wenn wir mit unseren leiblichen Augen (natürlich für unseren Lebenszustand) sehen, schauen wir die Sünde, und es liegt außerhalb unserer Macht, eine Person zu lieben, in der so viel Sünde und Unwahrheit steckt. Aber wenn Gott uns berührt, dann beginnen wir im Menschen sein Wesen zu sehen, seine Schönheit als eine von der Liebe Gottes geschaffene Schöpfung. Unsere Einstellung zu einem Menschen hängt davon ab, ob wir Gott in ihm sehen.
Um lieben zu lernen, muss man sich demütigen, ein für alle Mal verstehen, dass wir ohne Gott nicht lieben können und niemals lieben werden, das heißt, wir brauchen ständig Gottes Hilfe, die uns in der Kirche reichlich zuteil wird, in den Sakramenten, besonders im größten, im Sakrament der Hl. Mysterien, wo die Liebe Gottes im Kelch die Sünden aller, für die die Kirche betet, der Lebenden und der Verstorbenen, rein wäscht. Wir, die wir am Leib und Blut Christi teilhaben, beginnen zu lieben, oder besser gesagt, Gott liebt in uns. Aber wie können wir nun Gott ähnlich werden? Dafür ist es notwendig, dass unser ganze Leben sich darum bemüht, gute Gemeindemitglieder zu werden, Demut und Gehorsam zu lernen. Es ist dies die Arbeit an der Wiederherstellung der Liebe, die unsere Vorväter im Paradies verloren haben. Deshalb sagen die Heiligen, dass die Kirche bereits der Himmel ist, wo die Gesetze Gottes, die Liebe Christi wirken. Alle gehen zum Kelch! Und es gibt keinen Ersten und keinen Letzten. Jeder ist für Gott unbezahlbar, und der Herr gibt sich selbst, seine Liebe bis zum Ende. Bei der Beichte empfängt der Mensch, der seine Sündhaftigkeit erkennt und darüber trauert, größere Gnade als ein Mensch, der nicht gesündigt hat, aber seine Schuld, seine Verfinsterung, seine Isolation von Gott nicht sieht.
Einen Menschen zu lieben ist nicht einfach. Gott ist nicht immer bei uns, weil wir Ihn nicht in unserem sündigen Körper, Gedanken, Leben festhalten. Wir stolpern und fallen wieder, aber das Aufstehen ist nicht leicht: Stolz, Eitelkeit lassen uns nicht erkennen, dass wir ohne Gott nichts sind. Es scheint uns, dass wir alles wissen, alles können. Aber wir trennen uns von dieser Illusion, wenn die Liebe unseres Gottes uns berührt. Dann fangen wir an, klar zu sehen und fangen an, über diese Abkapselung zu trauern, über diese Loslösung, Isolation, in der wir uns befinden, wo wir auf die Sünde hören und in ihr leben. Solange sich jedoch der Mensch auf Erden befindet, ist es ihm möglich, die Liebe Gottes zu empfangen.
Das Neue Testament ist das Testament der Liebe. Nicht das Testament des Gesetzes, wo dem Menschen gesagt wird: "Dies nicht anfassen, das nicht tun, dort nicht hinsehen." Sondern es ist das Gesetz der Liebe: Liebet einander. Der Apostel Johannes, der Theologe, (wenn wir ihn sorgfältig lesen) hat sein gesamtes Evangelium der Liebe gewidmet. Als der Hl. Johannes der Theologe bereits ein gebrechlicher hundertjähriger Altvater war, sagte er nur eines: „Liebet einander, Kinderchen.“ Der Rest verschwindet, sowohl Wissen als auch Prophezeiungen und Wunder, nach denen wir uns so sehr sehnen. Aber es gibt die Liebe, und sie steht über allem.
Aber den Sünden eines Mannes nachzugeben, ein Kind zu verwöhnen, ist keine Liebe, sondern menschliche Wohlgefälligkeit, Sünde. Liebe ist, wenn ich sowohl Vorwürfe machen als auch streng sein kann. Liebe ist, wenn ich mit jemandem Mitgefühl habe. Am einfachsten ist es zum Beispiel, für eine Mutter zu sagen: „Hier hast du Geld, kauf dir was, aber lass mich in Ruhe.“ Es ist hart, wenn eine Mutter zu ihrem Kind sagt: "Habe Geduld, du musst lernen, Gott zu fragen." Bei der Liebe geht es nicht darum, irgendwelche Wünsche zu erfüllen, jemandem blind, seinen Sünden gemäß zu dienen. Liebe ist zuallererst ein Geschenk Gottes, es ist ein innerer Schmerz, es ist eine achtsame Haltung gegenüber einem Menschen, seiner Seele, seinem Leben, es ist Verständnis. Liebe ist, wenn dir ein Mensch lieb ist und du für ihn aufgeben kannst, was du willst, was du magst. Ich möchte irgendwohin gehen, aber neben mir braucht eine Person Aufmerksamkeit, Fürsorge. Und obwohl es für mich völlig uninteressant ist, es mir schwer fällt, zuzuhören, werde ich es tun, weil ich diese Person lieben möchte. Liebe kommt, wenn sich ein Mensch zwingt, sich anstrengt, das ist kein Märchen mit einem guten Ende, Liebe ist ein Kreuz. „Es ist sehr schwer für mich, die Gebrechen dieser Person zu ertragen, der Teufel erlaubt es mir nicht, aber ich werde es versuchen. Gott hilf mir! Hilf mir, lieben zu lernen, hilf mir, einen Menschen so zu akzeptieren, wie er ist, und zu sagen, dass seine Schwächen meine Schwächen sind. Das ist Liebe. Und auf diese Weise liebt uns Gott.