Gott ist nicht bei der Mehrheit zu finden, sondern in der Wahrheit

26 Juli 2025

Pater Andrey Lemesсhonok

Im heutigen Evangelium haben wir von den Blinden gehört, die sehend geworden sind, und von den „Sehenden“, die nicht sehen können (siehe: Matthäus 9,27-35). Der Blinde schreit zum Herrn: „Erbarme dich!“ Er möchte seine Augen öffnen - und er öffnet sie, um Gott zu sehen. Die „Sehenden“ sehen alles außer Gott. Deshalb ist es für uns sehr schwierig, uns von den Maßstäben dieser Welt leiten zu lassen. Es ist schwierig, anhand des äußeren Bildes über die Qualität des Lebens eines Menschen zu sprechen. Das ist sehr schwierig.

Und in Prüfungen werden Soldaten Christi geboren. Ein Kämpfer wird nicht bei der Nachhut geboren, nicht im Hauptquartier - er wird an der Frontlinie geboren, im Kampf, wenn überall Gefahr lauert. Theoretisch sind wir alle sehr religiöse Menschen, aber wenn wir einige einfache, elementare Dinge anrühren, werden wir sehen, dass all die „Frömmigkeit“ nirgendwohin führt. Ein ruhiger, bedächtiger, friedlicher Ton wird plötzlich von nervösen Zuständen ersetzt.

Wenn wir unser Leben betrachten, müssen wir nach der Ursache für das suchen, was mit uns geschehen ist. Wir sollten den Sinn von Gottes Handeln erkennen und uns nicht umsehen und konstatieren: „Der hat mich im Stich gelassen, der hat mich betrogen und verraten...“ Das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist es, zu erkennen, warum dies geschehen konnte. Warum muss ich das erleben? Wie soll ich es durchstehen? Wenn wir uns nicht davon leiten lassen und immer nach Schuldigen suchen, werden wir falsche Schlussfolgerungen ziehen. Und wir werden die gleichen Fehler immer wiederholen. Deshalb ist dem Menschen ein Verstand gegeben, um zu denken, um nach Gott und seinem heiligen Willen zu suchen. Und wenn ein Mensch sich „treiben lässt“, wissen wir nicht, wohin es ihn verschlägt. Darum geht es. „Alle sagen es, also werde ich es auch sagen...“. Aber Gott ist nicht bei der Mehrheit zu finden, Gott ist in der Wahrheit. „Gott ist nicht in der Macht, sondern in der Wahrheit“, so formulierte es der heilige Großfürst Alexander Newski.</>

Alles wiederholt sich... Heute will Gott uns aus diesem Sumpf herausziehen. Deshalb werde ich krank, die Menschen um mich herum beginnen zu leiden, ich verliere alles... Und das ist erlaubt, damit ich nicht an dem festhalte, was ich früher oder später verlassen muss, an dieser Welt, an diesen Werten. Damit ich anfange zu leben, und dass das Wichtigste für mich Gott ist. Bis jetzt ist das noch lange nicht der Fall.

Seien wir ehrlich zu uns selbst: wir leben im Moment nicht so, dass Gott wirklich im Mittelpunkt unseres Lebens steht. Mein Ich, meine Bequemlichkeit, meine Pläne sind das Wichtigste für uns. Aber Gott macht das alles manchmal kaputt, und dann fangen wir an zu murren.

Heutzutage haben die Menschen Angst, direkt mit Gott zu sprechen. Sie brauchen „Dolmetscher“, Psychologen. Das ist belustigend und zugleich erstaunlich! Psychologen, also einige „kluge Männer und Frauen“, die selbst nichts verstehen... In den meisten Fällen sind sie selbst krank, aber sie lehren andere, wie sie leben sollen. Aber es gibt eine direkte Verbindung zu Gott. Hier, mein Kind, bist du zur Beichte gekommen, Christus steht vor dir. Der Priester ist nur ein Begleiter, Zeuge. Was ist dein Schmerz? Sag mir, warum du so lebst. Warum hast du diese Probleme? Die Menschen verstehen das nicht: „Ich werde zu einem Mann gehen, der mir sagt, wie ich leben soll. Und dieser Psychologe lehrt: „Dein Kind hängt Dir am Rockzipfel, Du brauchst es nicht mehr versorgen, wirf es raus.“ Welche normale Mutter würde ihr Kind rausschmeißen? Selbst wenn es drogensüchtig oder alkoholabhängig ist? Das ist doch Wahnsinn! „Wenn deine Frau nicht zu dir passt, such dir eine andere. Dann kannst du dich auch nebenbei amüsieren.“ Wissen Sie, was so furchtbar ist? Was diese „Lehrer“ sagen. Sie sprechen aus ihrem eigenen Verständnis heraus. Sie leben nicht vor Gott, sie leben mit ihrem Verstand, und der Verstand des Menschen ist von der Sünde infiziert, ebenso wie das Herz.

Missverständnis

Wir kommen in die Kirche wie in ein Krankenhaus. Hier gibt es keine Aufführung, kein Konzert, wo wir uns ein wenig ausruhen können. Wir sind im Krankenhaus, wir sind alle krank. Wir sind hoffnungslos. Und ohne Christus, ohne seine Liebe, können wir nicht leben. Wir existieren einfach nur erbärmlich und täuschen uns selbst und andere, dass es mir gut geht. Aber nichts ist gut! Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir zu uns selbst kommen, dass wir nüchtern werden, nicht dieser vorübergehenden Welt folgen, die die Liebe durch ihre Psychologie, ihr Denken ersetzt hat, in der es keine Liebe gibt, sondern nur Berechnung. Und ich weiß, wenn ich Liebe hätte, würde unser Klosterhof glänzend dastehen. Aber leider... “die Jacke ist zu eng."

Der heilige Serafim von Sarow sagte, als er fast getötet wurde: „Wenn ihr diese Leute bestraft, werde ich das Kloster verlassen.“ Sehen Sie, was für eine Erkenntnis dieser Mann besaß? Er erkannte, dass er diese grausamen Schläge verdient hatte. Wer hat jetzt solch eine Erkenntnis, frage ich Sie? Wenn wir in Gott sind, können wir alle unsere Familienprobleme lösen. Worüber streitet ihr euch? Seid ihr dumm oder was? Gebt nach. Wir haben alle unsere Schwächen. Bitte verzeih, es tut mir leid... Aber stattdessen beginnt eine Tragödie: wer hat Recht, wer ist schuldig, wer ist Erster, wer ist Zweiter, wer liebt mehr, wer verdient mehr. Die Menschen sind wahnsinnig geworden ... Allein die orthodoxe Kirche sagt: wir sind alle gleich, wir empfangen alle dasselbe Blut und denselben Leib Christi, die uns unsterblich machen. Aber wir wollen dieses ewige Leben nicht. Wir begnügen uns mit dem zeitlichen Leben, das auf einem Friedhof endet. “Lasst die Toten ihre Toten begraben" (vgl. Mt 8,22).

Aber vielleicht wird sich das heilige Russland erheben? Vielleicht fangen die Menschen an, Buße zu tun? Werden sie erkennen, dass, wenn man seinen Nächsten beleidigt, alles auf einen selbst zurückfällt? Dass es hoffnungslos ist, wenn man vor seinen Problemen davonläuft und bitteren Wein trinkt? Ich weiß nicht, wie ich jetzt leben soll. Den Kindern wurde nicht beigebracht, zu arbeiten. Kinder und Jugendliche sind daran gewöhnt, dass man ihnen alles gibt. Es gibt einen Supermarkt - bitte, dort gibt es alles! Sie kaufen viel und werfen dann die Hälfte davon weg. Währenddessen sterben die Menschen in Afrika an Hunger.

Wohin führt das heutige Leben überhaupt? Zur Zerstörung. Und jetzt haben wir die Gelegenheit, gegen die Sünde, gegen den Teufel, gegen diese Welt zu kämpfen. Das ist unser Gebet, das ist unsere Frömmigkeit. Unser Leben, in dem wir nicht nehmen, sondern geben, in dem wir uns gegenseitig dienen. Dann werden auch die Kinder auf rechte Weise erzogen werden.

„Schau, Papa liebt Mama. Sie hat ihn angeschrien und er hat sich entschuldigt.“ - „Das ist unter der Würde eines Mannes.“ Welche Würde? Man muss einfach ein Mann sein, mit einem großen Buchstaben. Du musst an die Menschen um dich herum denken. Und dann werden Tausende um dich herum gerettet, weil du den Frieden Christi in dir trägst. Und das ist sehr wichtig. Dies ist eine Schule des Lebens.

Was geschieht jetzt? Der Mensch degeneriert. Aber ich wünsche mir, dass es jedes Jahr mehr orthodoxe Christen gibt. Junge Menschen, die Familien gründen werden, nicht zwei, nicht drei, sondern sechs Kinder oder mehr haben! Und das wird ein Sieg sein. Es gibt keinen Grund für einen Krieg - die Bevölkerung ist bereits katastrophal rückläufig. Die Kinder werden durch Abtreibung getötet. Auch ohne Krieg können wir all die Länder verlieren, die unser Heiliges Russland ausmachen. Unsere Vorfahren haben für diese Länder gekämpft, sie haben sie geschaffen, und jetzt wird alles zerstört. Aber ich denke, es ist noch nicht Abend, und der Sieg wird doch mit uns sein. Es wird unser Sieg sein! Gott wird nicht verlieren. Gott ist mit uns! “Begreift doch, ihr Völker, und tut Buße, denn Gott ist mit uns!” (vgl. Jes 8,9f)

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