Gott treu bleiben

30 August 2025

Predigt von Vater Andrej Lemeschonok

Warum gehen wir zur Kommunion? Nicht damit wir heute Glück haben und morgen nicht mehr krank werden, sondern damit wir in dieser vorübergehenden Welt Fortschritte und Verbesserungen erreichen. Wir nehmen die Kommunion, um in der Ewigkeit zu leben: «zum ewigen Leben».

"Wer kann also gerettet werden?" fragte ein frommer junger Mann Christus. Er hatte seit seiner Kindheit die äußere Reinheit bewahrt, hatte nicht gesündigt und die Gebote gehalten. "Was muss ich noch tun?» Aber der Herr antwortete: Man muss alles aufgeben, seinen Reichtum, sein Selbst … (siehe: Mt. 19, 16–26).

Sich selbst aufzugeben, ist sehr beängstigend. Und deshalb sehen wir neben Christus auch nicht ganz so fromme Menschen. Deshalb betrat der einsichtige Räuber zuerst das Paradies. Ich glaube, er hielt in seinem Leben nie die Gebote Gottes, aber er sah Gott und glaubte, dass Gott ihn retten wird, dass Gott ihn liebt. So ist alles in dieser Welt widersprüchlich! Und solange wir in dieser Welt leben und uns nicht von ihrer Logik trennen, werden wir alles menschlich betrachten.

In welche Lage muss eine Person kommen, um niemanden zu verurteilen? In welchem Zustand muss unsere Seele sein, um für alles zu danken — sowohl für Leid als auch für Freude? Wie können wir uns selbst, unser Fleisch und Blut besiegen? Erst wenn wir mit dem einsichtigen Räuber ans Kreuz gehen, werden wir sehen, dass unsere ganze «Frömmigkeit» nichts wert ist. Und ein Obdachloser, der zerschlagen, durchnässt, schmutzig ist, kann größer werden als ein Mensch, der sich für sehr gut und bedeutsam in dieser Welt zählt. Verstehen Sie, welchen Umbruch der Herr begangen hat? Jesus stand an einem ebenen Ort (vgl.: Lk 6, 17) und welche Menschen kommen zu ihm? Huren, Sünder, Säufer, Diebe ... Wer wird einen solchen Gott annehmen? Kann die menschliche Logik einen solchen Gott annehmen?

Die Liebe Christi wird weder in Gramm noch in Kilogramm oder in anderen irdischen Maßeinheiten gemessen. Für die Welt ist ein Christ ein inakzeptabler Bewohner, ein «Idiot», wie Fjodor Michailowitsch Dostojewski seinen wunderbaren Roman nannte. Die Welt akzeptiert einen solchen Menschen nicht. Er nimmt auch Christus nicht an. "Hätte Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten besiegt und sich in Jerusalem auf den Thron gesetzt, hätte er eine riesige Armee gehabt, hätte er sich alle unterstellt, das wäre ein König!.. Aber dieser König am Kreuz, und alle seine Jünger sind geflohen. Wer braucht schon so einen König?.." Und es ist nicht notwendig, sich Illusionen hinzugeben. Wenn Sie Christus nachfolgen, erwarten Sie nicht, dass Sie in dieser Welt irgendwelches Glück haben. Mit jedem Abendmahl werden wir immer verwundbarer für den Teufel. Wir fordern diese Welt heraus, wir fordern alle Gesetze und selbst die Natur heraus, um für immer bei Christus zu bleiben. Nun, welcher kluge Mensch dieser Welt wird so etwas akzeptieren?!

Wir verstehen wahrscheinlich nicht einmal, wohin wir gekommen sind und was wir wollen. Wir wollen überhaupt noch nichts - wir sind zwischen Himmel und Erde. Unser Fleisch und Blut verlangt sein eigenes, und die Gnade, die wir bereits gelebt haben, sagt uns: “Du wirst hier nichts finden, nur Schweinefutter, dabei ist die Nahrung für die Seele etwas ganz anderes.” Das ist diese Teilung, wenn der Mensch regelrecht auseinandergerissen wird, wie der Apostel Paulus sagte: «Zwei Menschen leben in mir.» Sie leiden beide, denn jeder zieht in seine Richtung. Dies ist das Kreuz, dies ist der Tod.

Glauben wir an die Auferstehung? Wer kann gerettet werden? Es ist für den Menschen unmöglich, aber für Gott ist es möglich (vgl.: Mt 19, 26). Und nun führt uns der Herr in die Kirche, vergibt uns, reinigt uns. Wir verstehen noch nicht, was die Beichte wirklich ist. Ich spreche noch nicht einmal vom Abendmahl. Aber wir müssen nicht zu unserem früheren Leben zurückkehren, wo alles auf eine Art menschlichen Zeitplan hinausläuft, der früher oder später ins Altpapier geworfen werden muss. Liebet einander, so wie Ich euch geliebt habe (Joh 15, 12). Wie ist es? Wir können diese Worte noch nicht verinnerlichen, weil Fleisch und Blut es nicht zulassen - die Sünde lässt es nicht zu. Aber wir wissen, dass diese Worte richtig sind. Wir können es noch nicht, wir haben Angst, so zu leben. Wir bedauern unseren alten Menschen, wir sind feige. Wir sind nicht bereit, bis zum Ende, bis zum Tod, zu kämpfen…

Ich erinnere mich, wie ich selbst vor langer Zeit, vor vielen Jahren, in die Kirche gekommen bin, ohne etwas zu wissen. In der Kirche wurde damals nichts verkauft, keine Bücher — kein Evangelium, keine Gebetbücher, nur ein paar Ikonen und Kreuze für den Totengottesdienst und das Begräbnis. Ich wusste nicht, was Gnade war. Und plötzlich wurde mir in der Kirche schlecht: Alles tat weh, furchtbare Gedanken kamen hoch, schreckliche, schmutzige ... Solche Gedanken hatte ich nie, als ich noch nicht getauft war. Und plötzlich dachte ich: “Ich bin wahrscheinlich verrückt geworden.” Es schien, als würde ich gleich ohnmächtig werden. Aber mir wurde gesagt: “Bleib bis zum Ende stehen!” Und ich entschied: Ich werde bis zum Ende stehen bleiben. Und dann stehst du, stehst du — und plötzlich kommt Gnade. Und man fliegt, verstehen Sie? So wurde mir also beigebracht, dass man bis zum Ende stehen muss. Auf nichts anderes hören und Gott treu bleiben, egal was passiert, egal welche Prüfungen es gibt, egal wer du selbst auch bist… Auch wenn du von allen verraten wirst, wenn jeder dich anspuckt. Du bist so ein guter, du wolltest so sehr lieben und du wurdest von allen betrogen. Wie viele sagen: “Ich habe meine Frau so sehr geliebt, aber ich wurde belogen und betrogen.” Was wolltest du denn? Hast du sie geliebt? Dann danke Gott, dass du jemanden geliebt hast. Das ist nötig. Oder wolltest du mit Gott handeln, mit Gott ein Tauschgeschäft abschließen? Es sind keinerlei Tauschgeschäfte vonnöten! Schenke Ihm dein Herz und vertraue Ihm bis zum Ende.

Wie viel haben die Heiligen Gottes gelitten! Wie viel haben sie ertragen! Wie viel sündiger Hass wurde über sie ausgeschüttet! Aber sie sind Gott treu geblieben und haben diese Welt besiegt. So müssen auch wir Gott treu bleiben. Sehen Sie, wie viele wir sind. Das ist solch eine Macht! Sie werden jetzt mit dem Abendmahl im Inneren aus der Kirche gehen. Der Teufel wird einen Bogen um euch machen, denn ihr tragt die Liebe in euch. Wenn ein friedlicher Geist in einem Menschen ist, wird er an einen anderen weitergegeben. Wenn eine Person Glauben an Gott hat, kann sie Berge versetzen. Deshalb, meine Freunde, geben Sie unter keinen Umständen auf. Aber Versuchungen sind manchmal vonnöten. Aus dem Sandkasten gelangst du nicht ins Himmelreich. Wir müssen den schmalen Weg gehen. Und die ganze Logik der Welt, alle Gesetze der Welt zerfallen, wenn wir Gott treffen, der sagt: “Folge mir nach.” Geh nur bis zum Ende und schau dich nicht um. Sei nur treu— und du wirst gerettet werden.

Christus und der reiche Jungling

Wir wollen wie der junge Mann im Evangeliums vollkommen sein. Unsere Seele streckt sich aus nach der Ewigkeit, aber dort ist Unbegrenztheit, dort ist Vollkommenheit. Aber wir sind viel zu schwer! Wir können nicht wie ein Luftballon fliegen. Wir müssen etwas Ballast abwerfen. Manchmal werfen wir etwas weg, aber dann tut es uns schon wieder leid: “Beim nächsten Mal ...» - und so hebt er nicht ab, der Luftballon kann nicht abheben, er ist zu schwer ... es ist notwendig, alles Unnötige wegzuwerfen! Auch sich selbst, sein «Ich»! Dann fliegen wir. Wir fliegen hoch, weit weg und für immer. “Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber folge mir nach, meine Seele” (siehe: Lk 9, 60).

Herr, rette uns alle!

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