Heilung einer gekrümmten Frau am Sabbat

8. December 2024

Bischof Mitrofan Snosko-Borowskij

Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott. (Lk 13, 12f.)

Die Frau, die 18 Jahre lang unter dieser Krankheit gelitten hatte, richtete sich sogleich auf und begann Gott zu loben. Dies geschah am Sabbat, in der Synagoge, in Anwesenheit vieler Menschen.

Die geheilte Frau preist Gott, aber der Vorsteher der Synagoge ist entrüstet. Er sieht darin, dass Christus der schwer kranken Frau die Hände auflegt, einen Verstoß gegen das Gesetz, eine Verletzung der Sabbatruhe. Christus nennt den Vorsteher der Synagoge einen Heuchler.

Ich möchte Ihnen ein paar Worte über Heuchelei sagen. Heuchelei ist eine schlimme Krankheit, die Christus aufs Schärfste verurteilt hat. Und es gibt auch Heuchler unter den Christen. „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler .... Führer der Blinden, die die Mücken aussieben“, die aber das Wichtigste im Gesetz mit Füßen treten: Recht, Barmherzigkeit und Glauben. Ihr „reinigt das Äußere von Bechern und Schalen ... aber innerlich seid ihr voll von Unterschlagung und Ungerechtigkeit.“ So tadelte Christus die religiöse Heuchelei.

Heuchler sind diejenigen, die andere betrügen, um sich durch äußerlich fromme Handlungen, die nicht von reinen Absichten begleitet sind, ihre Achtung zu verschaffen. Der Heuchler scheint im Namen Gottes für Gott zu handeln; in Wirklichkeit handelt er für sich selbst: Durch gute Taten füttert er sein Ego und seine Eitelkeit und oft auch sein weltliches Kalkül. Der Heuchler verdirbt sogar so lobenswerte und heilsame Taten wie Almosen, Gebet und Fasten in seinem Bemühen, sich selbst zu „beweisen“. Er ist wie ein Theaterschauspieler.

Das charakteristische Merkmal des Heuchlers ist die Trennung von Herz und Mund. Und diese ständige Trennung von Herz und Mund gewöhnt den Heuchler daran, seinen Betrug hinter einem unschuldigen Schein, hinter dem Schein der Frömmigkeit zu verbergen. In seinem Bestreben, „sein Gesicht zu wahren“, ist der Heuchler in der Lage, aus der Heiligen Schrift jene Gebote auszuwählen und anzupassen, die ihm gefallen.

Jesus Christus nennt die Heuchler blind. In der Tat, indem er versucht, andere durch den Schein zu täuschen - oft unbewusst, da der Schein zu seinem Wesen geworden ist - täuscht der Heuchler schließlich sich selbst und wird blind für seinen eigenen persönlichen moralischen und geistigen Zustand, er wird unfähig, das Licht zu sehen - Christus, der jeden Menschen erleuchtet.

Die Heuchler - die geistlichen Führer des Volkes Israel, von denen die Propheten und der Heiland selbst ausführlich sprechen - ersetzten das Gesetz Gottes durch menschliche Überlieferungen, als ob sie sich an die Stelle Gottes selbst gesetzt hätten. Geblendet von ihrem Betrug, haben sie die Güte und Liebe Jesu Christi, des Sohnes Gottes und des Menschensohnes, in Bezug auf das Gesetz des Sabbats nicht akzeptiert.

Heilung einer gekrümmten Frau am Sabbat

Auch der Christ, meine Lieben, ist in Gefahr, auf seinem Weg zu Christus in die Heuchelei zu verfallen. Und er verfällt in diese schreckliche Krankheit, wenn er versucht, „sich den Menschen zu zeigen“, wenn er eine Mücke aussiebt und andere verurteilt, wenn sein Mund und sein Herz gespalten sind. Derjenige, meine Lieben, der Gott sucht, der in Christus lebt, vermeidet sowohl das Lob als auch die Doppelmoral, er lebt in der Einfachheit des Herzens und mit demütigem Glauben, welche die Kinder Gottes auszeichnen. „Wo Einfachheit ist, da sind Engel zu Hunderten“, sagte Starez Amvrosij von Optina. Möge der Herr uns vor der schrecklichen Bedrängnis der Heuchelei und des Betrugs bewahren! Amen.

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