Wie verschiebe ich den Lebensmittelpunkt von meinem Ego auf Gott hin? Wie können wir von Liebe, Treue, Vertrauen in Gott sprechen, wenn ich Gott mir unterordne, wenn ich verlange, dass Gott mir gibt, was ich will, und zwar so schnell wie möglich. Aber es wäre vernünftiger, nichts zu verlangen, sondern das zu schätzen, was man hat, und Gott nur um Kraft zu bitten, sein Kreuz bis zu Ende zu tragen.
Der Herr sagte zu den Aposteln: Ihr wisst nicht, worum ihr bittet (Mk 10,38). Und manchmal bitten wir auf unvernünftige Art und Weise.
Ein Mensch hat eine Eingebung: "Jetzt lege ich ein Gelübde ab: Ich werde das eine nicht tun, ich werde das andere tun, ich werde viel beten, ich werde mich so und so verhalten". Die Zeit vergeht, die Umstände ändern sich, und der Mensch sagt: "Oh, ich habe Gott etwas versprochen, und es klappt nicht. Warum hast du es versprochen? Warum hast du ein so unkluges und anmaßendes Versprechen gegeben? Das ist Selbstsicherheit, Unbedachtsamkeit.
Sie sollten besser sagen: “Herr, wenn es Dein heiliger Wille ist, wenn es für mein Seelenheil notwendig ist, werde ich versuchen, es zu tun, aber Du, verlass mich nicht und hilf mir in allem.”
Für einen Christen wird die Kirche Gottes zum Krankenhaus, zur Schule und zur Wiege, zu einem Ort, an dem der Mensch sein Leben ändert, lernt, seine Nächsten zu verstehen und zu akzeptieren. Allmählich bricht der Mensch mit seinen Illusionen über seine Gerechtigkeit und beginnt, seine Sünde, seine Hässlichkeit zu sehen. Das sollte nicht herunterziehen und zu Verzagtheit führen, sondern im Gegenteil, es sollte dem Menschen die Kraft geben, ständig mit Gott in Kontakt zu bleiben, ständig nach dem Licht zu streben.
Ich habe früher in einem Chor gesungen. Und wenn man singt, muss man den Atem anhalten, d.h. man muss die Bauchmuskeln anspannen.
Ich erinnere mich, dass das für mich sehr schwierig war. Und neben mir im Chor stand ein Mann, ein professioneller Sänger, sogar ein Solist der Philharmoniker, und er hat mir immer auf den Bauch geklopft und gesagt: "Reiss Dich zusammen." Ich dachte: “Der ist ja verrückt. Warum hält er mich vom Beten ab, lenkt mich ab?” Ich stehe im Gottesdienst, und er klopft mir auf den Bauch: “Peng, peng.” Aber dann habe ich mich daran gewöhnt, mich nicht zu entspannen. Und allmählich habe ich aufgehört, auf den Zustand meiner Bauchmuskeln zu achten, es hat sich von selbst eingespielt, und es fiel mir leichter zu singen.
Und so ist es auch im geistlichen Leben. Zuerst muss der Mensch innehalten, sich beherrschen und zwingen, versuchen, sich an Gott zu erinnern, und dann wird die Seele lernen, mit Gott zu sein.
Welche Art von Gebet ist höher und nützlicher für den Menschen? Ist das Gebet, bei dem man stundenlang stehen kann, ohne die Zeit und die Müdigkeit zu bemerken, bei dem das Gebet ohne Anstrengung verrichtet wird und absolute Freude bringt, höher zu bewerten?
Oder ist jenes Gebet besser, bei dem jedes Wort mit Blut, mit Schmerz gesprochen wird, und ich dennoch sage: "Herr, erbarme dich und vergib. Ehre sei Dir", obwohl ich mich gar nicht um die Ehre kümmere und alles hoffnungslos erscheint?
Genau das ist meine Arbeit, das Scherflein der Witwe (vgl. Mk 12,41-43), das ich auf mein himmlisches Sparbuch lege.
Es ist sehr wichtig für uns, so oft wie möglich mit Gott allein zu sein, damit uns niemand ablenkt und stört, damit wir einfach eine Weile still vor Gott sein können, vor der Ikone stehen, zur Besinnung kommen und unser unruhiges Herz beruhigen können. Aber die Welt erlaubt uns das nicht. Es gibt das Telefon, es gibt den Computer, es gibt den Fernseher - alles wird getan, damit der Mensch ständig von den Problemen dieser Welt geblendet und betäubt wird.
Wenn Wilderer Fische fangen, bringen sie sie zuerst zum Schweigen. Man wirft Sprengstoff in einen See oder einen Fluss, und der betäubte Fisch schwimmt an die Oberfläche. Man kann ihn mit den Händen fassen, er wird sich nicht wehren.
Und so ist es auch mit dem Menschen. Die Welt hat ihn betäubt und dann kann man mit ihm machen, was man will. Wenn wir nicht wach sind, wenn wir nicht arbeiten und nicht darüber nachdenken, wie wir das Richtige in unserem Leben tun können, verlieren wir den Kontakt zu Gott, und wir sind immer in der Gefangenschaft unserer Gefühle, Emotionen und Fantasien. Und das macht uns kaputt, wir werden ermüden, weil unsere Kraft begrenzt ist.
Um mit Gott zu leben, muss man Gott ständig suchen, man muss jeden Tag wie den letzten leben, man muss jedem Menschen wie dem Liebsten begegnen. Das erfordert einen ständigen inneren Kampf.
Und dann bleibt keine Zeit mehr für die Sünde. Unsere ganze Energie wird darauf verwendet werden, Gott zu bewahren, der Sünde nicht nachzugeben und uns nicht von Christus abzuwenden.
Das ist die Fülle des irdischen Lebens, das ist der schmale Weg, um Christus ins Himmelreich zu folgen.