Warum verehren wir das Kreuz des Herrn? Was ist das Kreuz des Herrn?
Das Kreuz des Herrn ist eine Waffe.
Das Kreuz des Herrn hat uns vor dem ewigen Tod bewahrt. Im Paradies wollte der Mensch Gott gleich werden und er gab der Versuchung des Teufels nach. Als der Mensch die Sünde in sein Herz ließ, verlor er seine Ehrfurcht und Liebe und brach das Gebot des Herrn. Dadurch war ihm das Paradies wahrhaft verschlossen. Der Mensch wurde stolz und glaubte Luzifer, der davon träumte, dem Sohn Gottes gleich zu sein. Der Teufel wurde vom Erzengel Michael aus dem Himmel gestürzt. Der Mensch glaubte dem Teufel, dem Versucher, und wollte selbst Gott gleich sein. Er dachte, d.h. er dachte nicht, aber der Gedanke kam ihm plötzlich: Was kostet es schon, die Frucht dieses Baums zu essen? Er wird alles wissen und vollkommen sein wie Gott, vollkommen nicht in seinen Eigenschaften, sondern in Kraft und Macht. Aber kaum träumte der Mensch davon, kaum gewann er Größe, fiel er sofort in den Abgrund. Er fiel von Gott ab und wurde sterblich. Nun war die Tür zu Schönheit und Süße des Paradieses, verschlossen, wie auch das Himmelreich für ihn verschlossen war.
Doch der Herr wollte nicht unser Verderben.
Wenn Luzifer uns durch Stolz und Neid in Bezug auf den Sohn Gottes bzw. Gott selbst ins Verderben stürzen will, weil Dieser mächtiger war als er, so rettet uns der Herr durch Demut. Deshalb stieg der Gottessohn vom Himmel herab. Er, der Allmächtige, der Herr der Geschöpfe, der Schöpfer von allem, wird zu seinem eigenen Geschöpf gemacht, uns in allem gleichgestellt, außer der Sünde. Mehr noch: Er erträgt die Erniedrigung als eine Art Verbrecher und nimmt an der Strafe teil, ohne zu klagen. Und, von den Menschen abgelehnt, steigt er in die Hölle hinab, um die Seelen der Toten von der Verdammnis zu befreien.
Er wurde als Mensch mit der Gnade Gottes geehrt, wurde höher als die Engel, wurde höher als alle Geschöpfe. Alle, die sich Ihm nähern, die Mitgefühl mit Ihm haben, nimmt Er mit sich in den Himmel. Und so ist das Kreuz Sein Werkzeug der Geduld. Von einer Waffe, mit der Christus gedemütigt wurde, ist das Kreuz zum Werkzeug unserer Erlösung geworden. Wenn wir das Kreuz des Herrn verehren, verehren wir das Werkzeug seiner Leiden, das Werkzeug der Entehrung, und wir selbst verehren das, womit der Mensch von jeher entehrt wurde. Ein Zeichen der Entehrung und Schande. Indem wir das Kreuz verehren, versprechen wir dem Herrn, uns in gleicher Weise zu demütigen und um seinetwillen Demütigung und Schande zu erleiden. Wenn wir anbetend vor dem Kreuz des Herrn niederfallen, dann verbeugen wir uns vor seinem Leiden - nicht vor Seiner Verherrlichung, nicht vor Seiner Ehre, sondern vor Seiner Entehrung. Doch gerade diese Entehrung, die Er als Mensch erleidet, ist in den Augen Gott Seine Verherrlichung.
Was den Menschen als Schande erscheint, ist in den Augen des Herrn oft Verherrlichung, und die Menschen werden von Ihm gekrönt. Die Märtyrer wurden entehrt - sie wurden ihrer Ehre beraubt. Die Märtyrer, deren wir morgen gedenken, wurden ihres militärischen Ranges enthoben, ihrer Ehrenzeichen beraubt. Sie wurden wie Verbrecher hingerichtet. Mit dem Eintritt in das Himmelreich waren sie den Engeln gleichgestellt. Und als die Narren Christi um Christi willen verrückt wurden, wurden sie von den Menschen gedemütigt. So wurde das Gleiche zu ihrer Verherrlichung, sie wurden Heilige Gottes und sind nun unsere Führer ins Himmelreich. Wenn ein Mensch Not leidet, Demütigung erleidet, sich selbst des irdischen Wohlstands beraubt, wenn dies nur um der Verherrlichung Gottes willen, um des Namens Gottes willen geschieht, dann wird er Christus im Gefühl, in der Gesinnung gleichgestaltet. Der heilige Apostel Paulus sagt: „In euch soll die gleiche Gesinnung sein, wie sie in Christus Jesus war“ (Phil. 2,5). Wonach hat er gestrebt? Das Wort Gottes zu erfüllen. Und dafür war er bereit, alles zu ertragen - er litt bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Wer hat sich erniedrigt? Der König des Universums. Wer wurde von den Menschen gekreuzigt? Gott, der den Menschen geschaffen hat.
Größer als der Himmel, größer als jeder Name, beten Ihn alle Mächte des Himmels an. Die himmlischen Scharen beten Ihn an, sie beten Sein menschliche Wesenheit an, verherrlichen Ihn als Gott. Als Mensch war Er bei Gott und als Er gekreuzigt wurde und als Er verspottet wurde, ertrug Er dies als Mensch, und blieb doch Gott. Er blieb Gott in seiner göttlichen Natur. Aber als Mensch ertrug er. Der Herr war frei, und er hat sich nicht dafür gerühmt, er hat nicht gefordert: „Vater, ich habe deinen Willen getan, verherrliche mich.“ Nein, er tat demütig den Willen seines Vaters im Himmel.
Wir fallen anbetend vor dem Kreuz des Herrn nieder und danken für die Beschimpfungen und Schmähungen. Wir fallen anbetend vor dem Kreuz nieder, wenn wir Beleidigungen ertragen, wenn wir Verwundungen erdulden, wenn wir mit Dankbarkeit alles erdulden um des Namens Gottes willen. Der Apostel Petrus sagt: „Wenn einer von euch leiden muss, soll es nicht deswegen sein, weil er ein Mörder oder ein Dieb ist, weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt. Wenn er aber leidet, weil er Christ ist, dann soll er sich nicht schämen, sondern Gott verherrlichen, indem er sich zu diesem Namen bekennt.“ (1 Petr 4,15-16).
Wenn wir das Kreuz des Herrn verehren, sollten wir uns bemühen, die gleichen Gefühle zu haben.
In seinem großen Reich wollen wir Ihn für immer preisen und uns an Seiner unvergleichlichen Schönheit und Güte erfreuen, denn Er ist der König der Herrlichkeit und der Herr der ganzen Welt. Amen.