Hochfest der Verkündigung der Allheiligen Gottesgebärerin

7. April 2023

Archimandrit Kirill Pawlow

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern, wenn im Osten die leuchtende Morgendämmerung anbricht, dann eilt das vielfältige Gesicht der schönen Sterne sich zu verstecken, das dichte Dunkel der finsteren Nacht verschwindet vollständig, die wohlklingenden Gesänge der Vögel sind in den grünen Wäldern zu hören und die Menschen erwacht aus tiefem Schlaf gehen ihren verschiedenen Beschäftigungen nach. Und der ganzen Welt verkündet dieser leuchtende Vorbote das Nahen der Sonne, verkündet, dass der Tag bereits angebrochen ist.

Hochfest der Verkuendigung unserer Jungfrau Maria

So kommt auch heute aus den lichten Wohnstätten des abendlosen Ostens der feurige Erzengel Gottes, der helle und reine Gabriel. Und sogleich, in dem er dich begrüßt, „Freue dich, Gesegnete! Der Herr ist mit dir“ (Lukas 1,28), kündigt er das Kommen der nie mehr untergehenden Sonne der Gerechtigkeit an, sogleich beginnt der gottlose Polytheismus, hastig zu fliehen; die im Schlaf der Unwissenheit versunkene Menschheit erwacht im orthodoxen Glauben zum christlichen Leben.

Durch die gesegnete Verkündigung des Erzengels wendet sich die Welt von der Bosheit zur Rechtschaffenheit.

O unaussprechliche Freude! O unbeschreibliches Wunder! Freude, denn heute öffnet der ewige Gott seinen Schoß und gibt uns seinen einzig gezeugten Sohn. Der Sohn nimmt durch das Mitwirken des Allheiligen Geistes Fleisch an, der Geist kommt auf die Jungfrau herab, und die Jungfrau empfängt ohne Samen. Ein Wunder, denn der Unsterbliche vereint sich mit dem Sterblichen. Die Zweite Person der Allerheiligsten Dreiheit nimmt die menschliche Natur an, ewig und zugleich endlich, und verweilt in einer Hypostase. Freude, denn die Verurteilung des Ur-Adams ist aufgehoben und Gnade geschenkt zur Erlangung des Paradieses, aus dem uns der Ungehorsam vertrieben hat. Ein Wunder, denn der unkörperliche, körperlose und immaterielle Gott hatte Wohlgefallen daran, Körper, Fleisch und Materie anzunehmen und vereinte in Seiner Person sowohl das Menschliche als auch das Göttliche.

Hochfest der Verkuendigung unserer Allheiligen Herrin

Ein majestätisches, berührendes Schauspiel himmlischer Freude und geistlicher Bewunderung ereignete sich im Obergemach der Allheiligen Jungfrau Maria in Nazareth im Moment der vom Engel verkündeten Geburt des Retters der Welt durch eine Jungfrau. Hier vor uns steht der Verkünder der Frohen Botschaft - der Erzengel Gabriel. Er ist voll der grenzenlosen Begeisterung, da ihm die große Ehre zuteil wurde, Herold der Geburt des Sohnes Gottes aus der Jungfrau zu sein. Es herrscht im Himmel die Freude der Engel Gottes und die Freude über einen Sünder, der Buße tut, sagt das Evangelium (Lukas 15,7). Aber er, Gabriel, erschien mit der frohen Botschaft von der Geburt dessen, der die ganze Welt zur Umkehr rufen, sein Blut für die Errettung der Welt vergießen und unzählige Menschen, die Buße getan hatten, vor dem ewigen Tod retten würde. Und Gabriel ist voller Begeisterung, unbändiger Freude. Er drückt die Freude, die seine Seele erfüllt, mit den inbrünstigen, trostreichen Worten aus: „Freue dich, Gesegnete! Der Herr ist mit dir; Gesegnet bist du unter den Frauen“ (Lk 1,28).

Die Bedeutung, der von ihm verkündeten Nachricht begeistert ihn so sehr, die Seligkeit der von Gott erwählten Mittlerin erstaunt ihn so sehr, dass er, nachdem er zuvor die frohe Botschaft verkündet hat, sie als von Gott Geliebte bezeichnet, die gesegnet ist unter den Frauen. Die Allheilige Jungfrau wegen seiner Worte verlegen überlegt, was diese Art von Gruß zu bedeuten hat, aber der Erzengel beruhigt ihre Verlegenheit mit der leidenschaftlichen Verkündigung der Frohbotschaft. „Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben” (Lk 1, 30ff.). Zur neuen Verwirrung der Jungfrau darüber, wie die Geburt ihres Sohnes geschehen soll, da sie ihren Ehemann nicht erkannt hat, sagt der Engel mit neuer Kraft zu ihr: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.“ (Lk 1, 35 -37). Und nachdem er seine Frohbotschaft vollendet und von Maria, voller Demut und Hingabe an den Willen Gottes, die Worte gehört hatte: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1, 38), verlässt der Erzengel in derselben Freude die Jungfrau, in der er ihr erschienen ist und ihr die Frohbotschaft überbracht hat.

Ikone des heiligen Erzengels Gabriel

Auf die gleiche Weise war das Herz der Allreinen Jungfrau mit Begeisterung erfüllt über die Frohbotschaft des Erzengels die Geburt des Erlösers der Welt durch sie betreffend. Und diese Verzückung offenbarte sich so gleich bei der allerersten Gelegenheit, bei der Begegnung Marias mit der gerechten Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß der Gottesmutter hörte, wurde sie vom Heiligen Geist erfüllt und bezeichnet Maria als gesegnet unter den Frauen und Mutter des Herrn. Als Antwort auf diesen Gruß strömen aus der Seele der allerseligsten Jungfrau kraftvoll die verzückten Worte: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter (Lk 1, 46-48). Solch heilige Freude erlebte die Heilige Jungfrau im Moment der Verkündigung des Erzengels. Und wir alle sind zu dieser Freude berufen durch das jetzt in Erinnerung gerufene, allgegenwärtige und alle Freude übersteigende Ereignis.

Aber was sieht man an diesem Tag noch durch das Fenster des Obergemachs in Nazareth?

Da ist Jerusalem, die Stadt des großen Königs, gefüllt mit unzähligen Menschen, aufgeregt und ungeordnet. Eine blutige Affäre wird vorbereitet. Ein über alle erhabener Mann wird bespuckt, geschlagen, geohrfeigt, grausam gemartert, zum Tode verurteilt und auf Golgatha ans Kreuz genagelt. Er erfährt unerträgliche Leiden, unmenschliche Beleidigungen und übergibt Seinen Geist in schrecklichen Qualen in die Hände des himmlischen Vaters.

Fest der Verkuendigung

Wer ist dieser außergewöhnliche Leidensdulder? Lesen wir die Inschrift auf dem Kreuz: "Jesus von Nazareth, König der Juden", sagt uns diese Inschrift ... Der ungewöhnliche Leidensdulder ist derselbe Jesus, den der Erzengel der Jungfrau verkündete. Himmlischer Bote, wo ist deine Frohbotschaft? Du hast verkündet, dass der Sohn Mariens groß sein wird, aber Er hängt am Kreuz, erniedrigt, mehr gedemütigt als alle Menschensöhne. Du hast verkündet, dass er der Sohn des Höchsten genannt werden würde, er aber wurde den Gesetzlosen zugerechnet und auf schändliche Weise hingerichtet. Du hast angekündigt, dass Sein Gott und Vater ihm den Thron von unserem Vater David geben würden, aber Er wurde am Kreuz erhöht. Du hast verkündet, dass Sein Königreich kein Ende haben wird, aber Er muss bald aus dem Reich der Lebenden in das Reich der Toten übergehen. Wo sind die Worte der Frohbotschaft? Schließlich sollte nicht durch Traurigkeit die Freude der Frohbotschaft vertrieben werden.

„Niemand soll in Verwirrung gebracht werden“, würde uns der Bote Gottes auf unsere aufkommenden Zweifel antworten, „niemand soll in Verwirrung geraten wegen des Schauspiels der Demütigung, des Leidens und des Todes des Sohnes Mariens. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? “ (Lk 24,26). Sein Leiden und Sterben sind furchtbar, bereiten großen Kummer, aber sie werden wie ein kurzer Alptraum aufblitzen und abgelöst werden von der ewigen Herrlichkeit, dem ewigen Reich Christi. Kurzfristiges Leid verschwindet wie ein Schatten vor dem Licht der Freude!

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