Insel der Göttlichen Liebe - Erzpriester Nikolaj Gurjanow - 4. Teil

24 November 2025

Insel der Göttlichen Liebe - Erzpriester Nikolaj Gurjanow

Vorbereitung auf den Übergang in die Ewigkeit

Laut den Ärzten, die den Starez in seinen letzten Lebensjahren ständig besuchten, waren seine körperlichen Qualen permanente Begleiter. Aber Vater Nikolaj beklagte sich nie über sein Leiden. Darüber schrieb der Professor der Militärakademie, W. A. Gorislavez: “Bei der medizinischen Betreuung während der langen schweren Krankheit von Vater Nikolaj, bemerkte ich besonders seine Demut und Geduld. Meine erste Frage lautet stets: Wie geht es Ihnen, lieber Vater? und es folgte in der Regel die Antwort: Ja, es ist alles in Ordnung. Nach einer gewissen Zeit erfuhr ich, dass die Kopfschmerzen von Vater Nikolaj in den letzten drei Jahren praktisch beständig andauerten.”

Der Priester, der in den letzten Lebensjahren für die Kommunion kam, war auch von der Geduld und dem Glauben des Ältesten beeindruckt – Erzpriester Valerian Krechetov, ein Beichtvater der Eparchie Moskau. Aber er gab zu, dass Vater Nikolaj bei aller körperlichen Schwäche ein hellsichtiger Starez blieb. "Vater Nikolaj war nicht einfach im Umgang. Er hat nicht von allen Priestern die Kommunion angenommen: Manchmal behauptete er, dass er schon gegessen habe – und das war's. Beim nächsten Mal habe ich einfach alles auf den Tisch gelegt und schließlich auch die Heiligen Gaben vorbereitet. Die Zellendienerin Mutter Nikolaja ging hin, um zu sagen, dass Vater Valerian gekommen war, um ihm die Hl. Kommunion zu reichen. Vater Valerian kam hinzu und fragte: "Vater, wollt ihr teilhaben an den Hl. Gaben?" - "Nein, ich habe schon gegessen, ich werde nicht zur Kommunion gehen." Da wurde das Mütterchen sehr traurig, aber ich sagte: "Nun, Vater, Sie wollen nicht, dann werden wir es nicht tun, das ist Ihre Sache." Er sah, dass ich demütig war, nicht darauf bestand, dem Starez etwas aufzudrängen, was er tun soll. Nach einer Weile sagte er selbst: "Nun, dann lass uns das Abendmahl nehmen." Dann fragte er mich: "Vater, werdet ihr auch die Kommunion empfangen?" und dann habe ich mit ihm gemeinsam kommuniziert. Tatsache ist, dass die jungen Priester oft anfingen, ihn zu überreden: "Es ist doch notwendig", versuchten sie dem Starzen beizubringen.

Der Starez mit Erzpriester Valerian

Trotz der großen körperlichen Schwäche, die den Starzen im letzten Lebensjahr gefangen hielt, setzte er es fort, seine Lieben zu erziehen. Es ist wiederum Vater Valerian, der sich erinnert: "Ich wusste, dass Vater Nikolaj es liebte, auf die Wange zu schlagen, normalerweise schlug er auf die linke. Erst klopfte er dem einen auf die Wange, dann dem anderen. Der Vater hat es stets liebevoll gemacht. Er sagte meist dabei, dass er damit einen unreinen Geist ausgetrieben habe. In den vielen Jahren, in denen ich zu ihm gefahren bin, hat mich der Starez nie geschlagen. Ich war sogar traurig, weil er mich nie berührt hat, denn wen Gott liebt, den straft er... Aber dann erhielt ich den Backenstreich von Vater Nikolaj, wie es sein sollte, ja so sehr, dass alles in meinem Kopf erzitterte. Nun, ich hatte es ja eigentlich erwartet ... Ich habe es irgendwie gefordert, also hat er es mir gegeben. Das Starzentum besaß er zweifellos."

Das Begräbnis

Lange bereitete der Starez sich vor «nach Hause» zu gehen (wie er selbst sagte) – zu den himmlischen Bewohnern, mit denen er in seinem irdischen Leben in enge Verwandtschaft trat und er erinnerte ständig daran, dass er «für immer von uns weggeht». Er war in den letzten Jahren lange und schwer krank, das wussten die Pilger, die Verehrer von Vater Nikolaj. Doch die Nachricht vom Tod des Starzen am 24. August 2002 erwies sich für viele als eine der größten Umwälzungen in ihrem Leben. Die Menschen waren es gewohnt, sich hinter dem Starzen in Sicherheit zu fühlen, “wie hinter einer Steinmauer”. Sie kannten die Kraft seines Gebets und glaubten fest daran, dass er einer von denen war, die für das russische Land einstanden. Deshalb war die Nachricht von seinem Weggang in eine andere Welt so schwer.

Um den Zustand der Menschen besser vermitteln zu können, die zum Begräbnis des segensreichen Starzen kamen, geben wir Auszüge aus den Erinnerungen eines Augenzeugen, des Priesters Alexej Nikolin, Kleriker der Eparchie Pskow, wieder.

"Am 24. August, einem Samstag, feierten wir, wie üblich, den Vigilgottesdienst. Während der Lesung des Hexapsalms wurde mir ein Notizzettel gereicht: "Bitte beten Sie um die Gesundheit von Vater Nikolaj." Aber schon während des Großen Lobgesangs wurde mir Zettel gegeben, um für die Seelenruhe des verstorbenen Diener Gottes des Priesters Nikolaj zu beten... Ich hatte noch Zeit, Absprachen zu treffen, wer für mich dienen sollte, und dann fuhren wir los. Die Straße war anfangs gut, aber in der Nähe von Pskow war wegen des dichten Nebels nichts mehr zu sehen. In der Nacht zum Sonntag kamen viele nur unter großen Mühen mit dem Boot an, denn sie fanden wegen des Nebels nur schwer die Insel. Vater Valerian Kretchetow hatte bereits das erste Totengedenken gefeiert, denn er war eine halbe Stunde früher angekommen. Archimandrit Gurij fuhr mit uns aus St. Petersburg. Die zweite und dritte Panichida haben wir dann bereits gedient.

Der Leichnam des Starzen wurde in die Kirche gebracht, dann begannen wieder die Totengottesdienste und man las das Evangelium. Weitere Menschen kamen an. Es gab nur sehr wenige, die in der Sonntagsliturgie zur Kommunion gingen. Dann folgte erneut ein Totengedenken, dann begannen die Priester, je drei Kapitel aus dem Evangelium vorzulesen. Als Wladyka Ewsewij ankam, stellte sich die Frage, ob er den Starzen nach Pskow bringen sollte, um ihn zu begraben. Die Anwesenden waren einstimmig dagegen, Vater Nikolaj von der Insel wegzubringen. Vater Nikolaj wollte, dass er auf der Insel begraben wird. Erzbischof Ewsewij erlaubte allen Priestern, die es wünschten, am Gottesdienst teilzunehmen. Am Abend wurde wieder das Evangelium gelesen, die Psalmen wurden rezitiert, die Väter lasen abwechselnd die ganze Nacht. Am Montagmorgen gab es vierzig dienende Priester, zwei Wladykas: Erzbischof von Pskow und Welikoluk Ewsewij und Nikon, den ehemaliger Bischof von Jekaterinburg, der jetzt im Ruhestand im Pskower Höhlenkloster lebte. Es hatte sich eine sehr große Anzahl an Menschen versammelt, deshalb wurde der Sarg auf den Kirchenvorplatz gebracht.

Vater Nikolaj hatte ein sehr ruhiges Gesicht, als würde er schlafen, nur etwas strenger. Die Hände waren weich und etwas kühl. Zuerst verabschiedeten sich die Bischöfe, Priester und Mönche, dann kamen die Laien. Schließlich kamen auch die Mönche des Pskower Höhlenkloster an, und auch Archimandrit Tichon (Schewkunow) schaffte es zum Ende der Liturgie. Er kam mit seinem Chor an. Der Chor des Sretenskij-Klosters sang dann den Begräbnisgottesdienst. Sie hatten wegen des Nebels lange nicht auf die Insel gelangen können. Als die Feier zu Ende war, hoben sie den Sarg auf, umrundeten die Kirche mit dem Kanon "Die Wogen des Meeres" und trugen ihn dann zum Friedhof. An jeder Straßenecke wurde der Sarg dreimal hoch gehoben. Als der Sarg mit dem Leichnam des Starzen auf den Friedhof gebracht wurde, endete die Trauerfeier, aber sie schlossen nicht sofort den Deckel des Sarges: Ständig kamen neue Boote und die Menschen strömten zum Sarg des Väterchen, um Abschied zu nehmen, und so beschlossen die Bischöfe, auf alle zu warten. Für den Vater wurde eine spezielle Krypta gemacht,mit Ziegeln ausgelegt. So wurde quasi der Sarg eingemauert.

Wir glauben, dass jetzt Vater Nikolaus im Gebet für Russland vor dem Angesicht unseres Herrn im Himmel steht. Eine neue Leuchte der Gnade Gottes wurde angezündet, denn die Heilige Rus stirbt niemals. O wunderbares Wunder! In einer Zeit der Finsternis hat der Herr es uns ermöglicht, mit Heiligen zu leben und sie von Angesicht zu Angesicht zu betrachten.”

Pannichida am Grab des Starzen

Auch fünf Jahre nach seinem Heimgang erfüllen sich die Worte Vater Nikolajs: "Wenn ich gegangen bin, werdet ihr wie zuvor zu mir auf die Insel kommen.” Die Pilgerfahrt zur Insel reißt nicht ab, die Menschen erhalten immer noch Heilung vom «Jerusalemer Öl», das jetzt in ein Ewiglicht am Grab gegossen wird. Sie erhalten in dem für den Besuch geöffneten Kellion des Starzen seelischen Trost und beten in der vom Starez restaurierten Kirche seines himmlischen Schutzpatrons, des hl. Nikolaus von Myra.

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