Jerusalemer Klöster. Teil 1

24. Juni 2022

Blick vom Bergkloster auf die Umgebung

Blick vom Bergkloster auf die Umgebung

Wahrscheinlich träumt jeder gläubige Christ davon mindestens einmal in seinem Leben, das Heilige Land, insbesondere Jerusalem, seine alten Kirchen und Klöster zu besuchen sowie all die Heiligtümer zu sehen und zu berühren.

Unter der Herrschaft von Konstantin dem Großen (4. Jahrhundert) blühte das Christentum, und insbesondere das Mönchtum, im Heiligen Land auf. Trotz der anschließenden Eroberung Palästinas durch die Araber und der Vernichtung der Christen durch die Mameluken starb der Glaube an Christus, den Erlöser, weder in Jerusalem noch im gesamten Heiligen Land aus. Auch jetzt bedeutet Jerusalem den Christen auf der ganzen Welt immer noch viel. Alle christlichen Konfessionen haben hier ihre Vertretungen. Die meisten orthodoxen Klöster befinden sich in der Stadt selbst oder in deren Nähe. Die Klöster Jerusalems unterscheiden sich deutlich von den sonst üblichen Klosterkomplexen in Russland oder Griechenland. Sie haben keine riesigen Territorien oder Klosterhöfe auf dem Land. Es können ganz gewöhnlichen Häuser sein, die der Gemeinschaft gehören und als Kloster dienen. Mitunter stehen sie Wand an Wand mit den Gebäuden anderer ansässiger Bürger. Alle russischen Stätten im Heiligen Land sind den Anwohnern unter dem Namen „Moskobia“ bekannt.

Die neue Klosterkirche

Die neue Klosterkirche

Das Gornenskij-Kloster in Jerusalem

Das Gornenskij-Kloster (Bergkloster) in Jerusalem zu Ehren der Kasaner Ikone der Muttergottes untersteht der Russischen Geistlichen Mission und gehört zur Jurisdiktion des Moskauer Patriarchat. Es liegt im Ein Kerem-Viertel am Stadtrand von Jerusalem, 7 Kilometer südwestlich der Altstadt. Das Kloster befindet sich in einem Gebiet, das zu Zeiten des Evangeliums als Bergland bezeichnet wurde, d.h. es ist in den Bergen gelegen.

Die neue Hauptkirche Allerheiligen Russlands

Die neue Hauptkirche “Allerheiligen Russlands”

Es wird angenommen, dass kurz nach der Verkündigung von Nazareth die Allerreinste Jungfrau Maria hierher ins Hügelland kam, um die Freude über ihre bevorstehende Geburt des Erlösers mit ihrer Verwandten, der rechtschaffenen Elisabeth, zu teilen. Hier in einer Naturhöhle war das Zuhause von Zacharias und Elisabeth, den Eltern des Propheten Johannes des Täufers. In diesem Haus hielt sich die Allerheiligste Gottesgebärerin etwa drei Monate lang auf, wie es vom Evangelist Lukas beschrieben wird (siehe Lukas 1:39–56).

Im Zentrum des Dorfes Ein Kerem, was auf Arabisch „Quelle im Weinberg“ bedeutet, entnahm auch die Allerheiligsten Gottesgebärerin Wasser aus jener Quelle, die bis heute Wasser spendet.

Zufahrt zum Kloster von oben

Zufahrt zum Kloster von oben

Zunächst war das Kloster nur eine klösterliche Gemeinschaft, deren Anfang vom ersten Leiter der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Archimandrit Antonin (Kapustin), gelegt wurde, der 1871 zwei Häuser mit einer angrenzenden großen Olivenbaumplantage kaufte. Nach und nach erweiterte Vater Antonin das Territorium und baute eine Herberge für Pilger. Wenn die Pilger-Nonnen auf dem Territorium der Klostergemeinschaft bleiben und sich niederlassen wollten, mussten sie gemäß der Urkunde des Archimandriten Antonin auf eigene Kosten kleine Häuser für sich selbst bauen und daneben Gärten anlegen. Seither hat sich die etablierte Ordnung nicht mehr geändert, und so leben jetzt die Nonnen weiterhin in Häusern und nicht, wie sonst üblich in Zellen.

Ansicht der neuen Klosterkirche bei Nacht

Ansicht der neuen Klosterkirche bei Nacht

Die erste Steinkirche auf dem Territorium der Klostergemeinschaft zu Ehren der Begegnung (Treffen) der Gottesmutter mit der heiligen, gerechten Elisabeth wurde 1883 geweiht. In Erinnerung an diese Begegnung wurde im Kloster ein besonderer Feiertag eingerichtet - "Mariens Kuss", der normalerweise am 12. April begangen wird. Am Vorabend des Festes wird die Ikone der Verkündigung der Allerheiligsten Gottesgebärerin von der Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit in Jerusalem zum Gornenskij-Kloster überführt, wo sie drei Monate lang bis zum Fest der Geburt Johannes des Täufers 7. Juli verbleibt. Diese Ikone wird auf den Platz der Äbtissin in einem blauen Gewand, das einer Mantija (orthodoxer Chormantel von Mönchen und Bischöfen)ähnelt, gestellt. Neben der Ikone befindet sich der Stab der Äbtissin. Die Allerheiligste Gottesgebärerin ist nun selbst Äbtissin des Klosters. Eine solche Feier gibt es nur in diesem Kloster.

Ikone der Muttergottes

Heute ist es die zentral gelegene Kirche des Klosters, es beherbergt die wundertätige Kasaner Ikone der Muttergottes, die die Schwestern des Klosters während der Pest in Palästina 1914 vor dem Tod bewahrte. Danach wurde die Kirche zu Ehren dieser Ikone umbenannt.

1898 erhielt die klösterliche Gemeinschaft vom Heiligen Synod den Status eines eigenständigen Klosters.

Das Hauptheiligtum des Klosters ist ein Stein neben der Kirche zu Ehren der Kasaner Ikone der Gottesmutter. Der Überlieferung nach predigte dort Johannes der Täufer.

Im Jahre 2007 wurde die neue Hauptkirche des Klosters zu Ehren Allerheiligen Russlands geweiht.

Bis 1914 lebten 200 Nonnen im Kloster. Derzeit sind etwa 60 Schwestern im Kloster ansässig.

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