Moskauer orthodoxe Klöster (Teil 3)

15. November 2021

Das Neujungfrauenkloster in Moskau

Das Neujungfrauenkloster in Moskau - einst und jetzt (1)

Das stauropegiale Neujungfrauenkloster zu Ehren der Gottesmutterikone von Smolensk in Moskau ist eines der berühmtesten orthodoxen Klöster Russlands und befindet sich in Chamowniki am Jungfrauenrain (Dewitschje Pole) in der Biegung des Moskwaflusses, am Ende der historischen Pretschistenka (heute Bolschaja Pirogowskaja Straße).

Das heutige Kloster untersteht der gemeinsamen Zuständigkeit der Russisch-Orthodoxen Kirche und des Staatlichen Historischen Museums.

Der Wächter von Moskau

Der Wächter von Moskau

Das Moskauer Nowodewitschi-Kloster wurde 1524 vom Großfürsten Wassili III gegründet. Der Anschluss von Smolensk an Moskau vollendete die Bildung eines einheitlichen und unabhängigen Moskauer Staates.

Das Nowodewitschi-Kloster war an einem strategischen Ort entstanden, von dem mehrere Straßen von Moskau aus bis zur Westgrenze des Staates entlang liefen. Ein kahles Feld erstreckte sich bis zum nächsten bewohnten Ort. Früher wurden solche Klöster Wächter genannt. Bei einem feindlichen Angriff auf Moskau sollten die Mauern des Nowodewitschi-Klosters den ersten Angriff aufhalten.

Das Gelübde

Das Gelübde

Im Jahr 1514 legte Wassili III. vor den Mauern von Smolensk ein Gelübde ab: "Wenn ich nach Gottes Willen mein Vaterland mit der Stadt Smolensk und dem Gebiet um Smolensk vereine, dann werde ich in Moskau ein Jungfrauenkloster errichten, und darin eine Kirche zu Ehren der Allreinen."

Die Belagerung von Smolensk begann am 29. Juli 1514, und schon am nächsten Tag ergab sich die litauische Garnison, am 31. Juli wurde das Smolensker Volk dem Moskauer Fürsten vereidigt. Am 1. August, dem Fest des kostbaren und lebensspendenden Kreuzes unseres Herrn, betrat der Großfürst "sein Heimatland". Die Einwohner von Smolensk, angeführt von Bischof Barsanuphij, kamen dem Fürsten entgegen und brachten ihm die wundertätige Ikone der Gottesmutter von Smolensk.

Großfürst Wassili III. vergaß sein Gelübde nicht, und zehn Jahre später - im Mai 1524 - gründete er zum Dank für die Einnahme von Smolensk 1514 das Neujungfrauenkloster mit einer Kathedrale zu Ehren der Smolensker Muttergottesikone. Es wurde "Das Allerheilige Großkloster der Allreinen Gottesgebärerin gen. Hodegetria, das Neujungfrauenkloster". Das Kloster wurde in Bezug auf das bereits bestehende, ältere Jungfrauenkloster “Neu” genannt. Im Gegensatz dazu wurde das Mariä Empfängnis - Kloster damals Altjungfrauenkloster genannt.

Als Ort für das Kloster wurde die Flussbiegung der Moskwa gewählt, drei Werst vom Moskauer Kreml entfernt, genau dort, wo sich die Moskauer 1456 von der Smolensker Ikone verabschiedeten, die auf Bitte des Bischofs von Smolensk Misail der Stadt Smolensk und seinen Bewohnern zurückgegeben wurde.

Die erste Äbtissin und die ersten Insassen des Klosters waren Nonnen aus dem alten Susdal, die in das neue Kloster eine strenge Klosterregel mitbrachten.

Im Kloster fanden Angehörige des regierenden Zarenhauses und wohlhabender Bojarenfamilien Aufnahme. Das Nowodewitschi-Kloster erhielt entsprechende Zuwendungen, reiche Geldbeträge, große Ländereien mit leibeigenen Bauern.

Sowohl Kloster als auch Gefängnis

Sowohl Kloster als auch Gefängnis

Ein weiterer Grund für den Bau des Nowodewitschi-Klosters, eines der schönsten Klöster Russlands, lag den Forschern zufolge darin, dass die Ehe von Großfürst Wassili und seiner Frau Salomonia 20 Jahre lang kinderlos blieb. Obwohl der Großfürst Salomonia liebte, schloss er sie aus dynastischen Interessen in das neu gegründete Neujungfrauenkloster ein und erhielt im selben Jahr die Erlaubnis für eine zweite Ehe.

Die Großfürstin Solomonia musste sich jedoch nicht im Nowodewitschi-Kloster niederlassen. Aufgrund heftiger Streitigkeiten um die damals beispiellose Scheidung wurde sie im Moskauer Christi Geburtskloster (November 1525) mit dem Namen Sophia zur Nonne geweiht und in das Susdaler Mariä Schutz - Kloster geschickt, wo sie für ihr heiligmäßiges Leben berühmt wurde (+ 16.12.1542). Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wird sie als Heilige Nonne Sophia von Susdal verehrt.

Zwei Jahrhunderte lang diente das Nowodewitschi-Kloster auch als Gefängnis für weibliche Mitglieder der Zarenfamilie.

Verbindung mit Zarendynastien

Die Geschichte des Nowodewitschi-Klosters ist eng mit dem Schicksal der Zarendynastien verbunden. 1549 wurde hier die erstgeborene Tochter des Zaren Iwan des Schrecklichen Anna getauft und ein Jahr später begrub er sie im Kloster. Im Jahr 1564 wurde die Großfürstin Juliania Dmitrijewna Paletskaja (Nonne Alexander), Witwe des Großfürsten Juri Wassiljewitsch, des jüngeren Bruders von Zar Ivan, zur Nonne geweiht mit dem Namen Alexandra. 1582 kam Elena Iwanowna Scheremetjewa, Witwe seines ermordeten Sohnes, des Zarewitsch Iwan, ins Kloster und wurde zur Nonne Leonida geweiht.

1598 zog Zarin Irina Fedorowna Godunowa (später Nonne Alexandra) aus den Gemächern des Kreml in das Nowodewitschi-Kloster. Hier verweilte auch von Januar bis April 1598 ihr Bruder, der Bojar Boris Godunow, der nach dreimaligem Fürbittgebet des Volkes, vor die Mauern des Klosters trat und schließlich in der Smolensker Kathedrale zum Zaren und Alleinherrscher gesalbt wurde.

Verbindung mit Zarendynastien

Während der Regierungszeit von Boris Godunow genoss das Nowodewitschi-Kloster seine besondere Stellung. Die Kathedrale zu Ehren der Gottesmutterikone von Smolensk wurde komplett renoviert, eine neue Ikonostase wurde errichtet, die Fresken wurden erneuert, die wundertätigen Ikonen erhielten teure Verkleidungen aus Edelsteinen. Für die Kaiserinwitwe-Nonne baute Godunow riesige Wohngebäude, genannt Irininskij-Gemächer mit der Hauskirche zu Ehren der Geburt des Täufers (heute Amwrosiewskaja). Um das Kloster zu einem Festungs-Außenposten zu machen, errichtete Godunov um das Kloster herum mächtige Steinmauern mit Zinnen, Schießscharten, Galerien und vielen Türmen (ca. 900 m lang, 13 m hoch und 3 m dick). An jeden Turm wurden Wachräume für bis zu 350 Bogenschützen angeschlossen. Das Kloster wurde zu einem starken Festungs-Außenposten an den westlichen Zugängen zu Moskau.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Nowodewitschi-Kloster durch den Eifer der ersten Zaren der Romanow-Dynastie - Michail, Alexej und Feodor - nach den Verwüstungen aus der Zeit der Unruhen vollständig restauriert, von Steuern an die Staatskasse befreit und mit Stände. Zu dieser Zeit gab es in Russland kein reicheres Kloster als dieses.

Fortsetzung folgt

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