Ich habe Ihnen an diesem großen Feiertag bereits mehr als einmal die Bedeutung der Beschneidung des Herrn ausgelegt, und ich habe mehr als einmal über den großen Heiligen Basilios den Großen gepredigt, dessen Andenken die Kirche an diesem großen Feiertag des Herrn feiert. Ist Ihnen aufgefallen, dass dies das einzige Fest ist, an dem die Verherrlichung Christi mit der Verherrlichung eines Heiligen verbunden wird? Dies ist an keinem anderen Fest der Fall, und so feiert und betont die Kirche die Größe dieses Heiligen.
Heute erzähle ich Ihnen, was Sie gestern im Morgengottesdienst der Vigil aus dem Munde Christi gehört haben und was Sie später noch einmal im Bittgottesdienst nach der Liturgie hören werden.
Ich predige über das 10. Kapitel des Johannesevangeliums: „Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen.“ (Johannes 10,1-5)
Von welchem Schafstall spricht der Erlöser? Dies ist die Kirche, die neutestamentliche Kirche, denn nur Christen werden Schafe Christi genannt, und deshalb sprechen wir über sie.
Der Herr Jesus Christus sagt: Wer nicht durch die Tür in den Schafstall geht, ist ein Dieb und Räuber.
In der Antike wurden Schafe nachts und bei schlechtem Wetter in speziell umzäunte Höfe oder Höhlen in den Bergen getrieben, an deren Eingang waren die jüngsten Hirten zur Bewachung postiert.
Wer sind nun jene, von denen Christus sagt, dass sie nicht durch die Tür in den Schafstall gehen, sondern “woanders hineinklettern” wie Diebe und Räuber?
Sie sollten beachten, dass dieses Gleichnis von Christus unmittelbar nach der Heilung des Blindgeborenen erzählt wurde, als er die Pharisäer und Schriftgelehrten ihrer Blindheit überführte. Sie waren empört: Was! Wir sollen blind sein?! - Ja, ja, du bist blind. Du bist blind, obwohl du denkst, sehend zu sein, aber in Wirklichkeit bist du blind.
Zuallererst war die Rede Christi, die ich Ihnen vorlas, die Sie mehrfach gehört haben, an sie gerichtet.
Der Herr nannte sie Diebe und Räuber. Wen? Zuallererst jene jüdischen Lehrer, die sich als religiöse Führer des Volkes Israel betrachteten. Sie galten als Führer, man betrachtete sie als Anführer, und der Herr Jesus Christus nannte sie Diebe und Räuber.
Was soll das, warum ist das so? Da sie den Schafstall nicht durch die Tür betraten, riefen sie die Schafe nicht beim Namen, wie es wahre gute Hirten tun, indem sie jedem ihrer Schafe einen Namen gaben. Und die Schafe hörten nicht auf ihre Stimme, weil sie nicht auf die Stimme eines Fremden hören: Sie kennen die Stimme ihres Hirten, aber einem Fremden folgen sie nicht.
Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. (Joh 10, 6-8)
Er, allein Er, unser Herr Jesus Christus, ist die Tür zu den Schafen, und alle guten Hirten, alle, die nicht aus eigenem Antrieb, nicht auf eigenen Wunsch in den Schafstall gehen, sondern denen der Herr Jesus Christus diese Aufgabe übertragen hat, nur diese sind gute Hirten. Alle anderen und alle, die „woanders hineinklettern“, und nicht durch die Tür eintreten, alle, die vor ihm kamen, sind Diebe und Räuber.
Wer waren diese, die vor ihm kamen? Natürlich nicht die heiligen Propheten, die den Weg für das Kommen Christi, für das Reich Gottes, ebneten.
Wir sprechen nicht von ihnen, sondern von den falschen Propheten, wir sprechen über die Schriftgelehrten und Pharisäer, die den Herrn Jesus Christus nicht als den Sohn Gottes erkannten, ihn nicht einmal für einen Propheten hielten, ihn beschimpften, ihn lästerten, nicht an Ihn glaubten.
Diese haben sich den Namen Diebe und Räuber verdient, denn nur durch die Tür, die Christus ist, kann man in den Schafstall eintreten: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.“(Joh 10, 9)
Nur Er, Jesus Christus, ist der eine Hirte, nur Er ist die Tür zu den Schafen.
Nur diejenigen, die im tiefen Glauben an den Herrn Jesus Christus, mit glühender Liebe zu Ihm, mit Entschlossenheit, dem Weg zu folgen, auf den Er ruft, durch jene Tür eintreten, nur diejenigen, finden Weide, finden alles, was sie brauchen, so wie Schafe ihre Weide brauchen. Nur sie werden Weide im Reich Gottes finden – nur sie allein werden in den Schafstall eintreten.
Denken Sie daran, dass Sie, die Schafe Christi, einen Weg, eine Tür ins Reich Gottes haben.
Diese Tür ist unser Herr Jesus Christus selbst. Gehen Sie durch keine andere Tür, meiden Sie stets den fremden Stall, leben Sie im Stall Christi, umzäunt von Seiner Liebe, Seiner Fürsorge.
Vertraue auf ihn, und du wirst ein- und ausgehen und Weide finden.
„Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“
Wißt Ihr etwa nicht, glaubt Ihr nicht mit ganzer Seele, dass Er, unser Herr Jesus Christus, für uns alle, verdammungswürdigen Sünder, gelitten hat, dass Er uns mit Seinem Blut, Seinem Tod am Kreuz gerettet hat? Schließlich ist dies die Grundlage unseres Glaubens, denn das ist alles, woran wir uns jeden Tag erinnern und verinnerlichen sollten. Wir sollten uns daran erinnern, dass Er die Erlösung unseres Geschlechts um des höchsten Preises willen, um des Preises des schrecklichsten Leidens am Kreuz willen, um des Preises Seines gottmenschlichen Blutes vollbracht hat.
Und nach ihm gab es viele, sehr viele gute Hirten, die ihr Leben für die Schafe gaben.
Gab es nicht genug heilige Märtyrer, Bischöfe und Priester, die für den Namen Christi die schwersten Qualen und das Martyrium erduldeten?
Wie viele dieser wahren, guten Hirten gab es, die Christus selbst berufen hatte, seine Herde zu hüten.
Und wie viele Märtyrer gab es, die keine heiligen Weihen empfangen hatten, aber ihr Leben für den Glauben an Christus und Seine Verkündigung gaben.
Er ist die Tür zu den Schafen, er ist der gute Hirte, der sein Leben für seine Schafe hingegeben hat.
„Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.“ (Joh 10, 12f.)
Sie alle kennen diese bezahlten Tagelöhner, diese falschen Hirten, die sich selbst mästen, böse Hirten, die sich nicht um die Schafe kümmern, die sie bei der ersten Gefahr im Stich lassen und die dann von den Wölfen in Stücke gerissen werden.
Christus sagt über solche falschen Hirten: „Ich bin der gute Hirte; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.“ (Joh 10, 14-16)
Der Herr Jesus Christus hatte in diesen alten Zeiten nur eine Aufgabe und zwar nicht nur diejenigen, die im alttestamentlichen Tempel versammelt waren und dann Mitglieder der neutestamentlichen Kirche wurden, zum ewigen Leben zu geleiten. Es gibt sehr viele Schafe, die nicht aus Seinem Stall stammen, es gibt viele Heiden, die nie vom Guten Hirten gehört haben, doch auch sie mussten geweidet werden.
Und der Herr brachte durch seine Apostel alle Völker der damaligen Welt zum Glauben an ihn, unseren Erlöser.
Und wir müssen alle Nationen zusammenbringen, wir müssen die neuen von überall her rufen: Kommt, kommt zum Schafstall!
Beachten Sie, dass es jene gibt, die stark von diesem Ruf beeinflusst werden. Ich weiß, dass einige, die zuvor ungläubig waren, den Weg Christi einschlugen und die kleine Herde Christi wieder auffüllten.
Was Sie gehört haben, dieses Gleichnis von Christus wird an den Gedenktagen aller großen heiligen Bischöfe Gottes gelesen. Es wurde auch gestern bei der Nachtwache zum Gedenken an Basilios den Großen vorgelesen, denn es gab keinen oder nur wenige wie ihn. Er war der größte christliche Hirte, der Hirte der gesamten Kirche, nicht nur Cäsareas in Kappadokien. Dies war einer der leidenschaftlichsten Hirten der Herde Christi, der Christus von ganzem Herzen liebte. Alles, was man über den guten Hirten gesagt wurde, kann man über ihn sagen. Aber über die Tagelöhner und falschen Propheten sagte der Prophet Ezechiel ein äußerst starkes Wort. Hören Sie sich dieses Wort an und Sie werden ein genaues Porträt einiger unwürdiger Hirten sehen, die es leider schon immer gab und immer noch gibt.
„Ihr trinkt die Milch, nehmt die Wolle für eure Kleidung und schlachtet die fetten Tiere; aber die Herde führt ihr nicht auf die Weide.“ (Ez 34, 3)
Durch die Gnade Gottes kenne ich im Bistum Krim keinen einzigen Hirten, auf den diese schrecklichen Worte des Propheten Ezechiel zutreffen würden. Viele, wahrscheinlich alle, haben Laster, es gibt viel Sünde, wie bei allen Menschen. Aber untreue Hirten, Hirten, die sich selbst hüten und die Schafe vernachlässigen, wie Tagelöhner es tun. Solche Leute kenne ich nicht.
Aber für uns alle, die sündigen Hirten, weit entfernt von der Fülle der Würde, möge der große, gerechte Basilius, Bischof von Cäsarea in Kappadokien, ein leuchtendes Vorbild sein. Lasst uns ihm nun im Gebet Lobpreis darbringen und ihn verherrlichen.
Amen.
14. Januar 1953