Bereiten wir uns auf das Jüngste Gericht vor?

14 September 2025

Predigt von Erzpriester Andrej Lemeschonok

Ich gratuliere euch zum Tag der Auferstehung und dazu, dass der Herr uns zu seinem Festmahl gerufen hat. Es gibt viele talentierte, fähige, verständige Menschen, aber leider kommen sie nicht zum Festmahl. Denn viele sind berufen, wenige aber auserwählt (Mt 22, 14). Aber wir sind gekommen. Die Zerlumpten... Ich denke, wir haben nichts zum Vorzeigen. Und so spricht der Herr zu uns: „Und wer seid ihr, die ihr nicht in Festgewändern gekommen seid?“... Hochzeitskleidung steht für Reinheit. Das schneeweiße Kleid der Braut ist ein Symbol ihrer Unschuld, Reinheit, Schönheit. Die Person aus dem Evangelium schwieg, antwortete dem Herrn nicht, und daraufhin wurde er hart bestraft. “Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.” (Mt 22: 13)

Was sollen wir tun, wenn wir keine Festgewänder haben? Wir sagen: „Herr, erbarme dich!“ Wir schweigen nicht, wir geben zu: „Ja, wir sind unwürdig“. Ich bin sehr überrascht, wenn jemand sagt: „Ich bereue, dass ich unwürdig die Kommunion empfangen habe“. Und ich frage immer: "Und was ist es, würdig die Kommunion zu empfangen? Was ist das? Eine Woche nicht essen? Zehntausend Verbeugungen machen? Ist das schon würdig? " Ich denke, hier sind Geschäfte unangemessen. Wir empfangen die Kommunion sowieso unwürdig. Und die Würde des Menschen liegt gerade darin, dass er sich seiner Unwürdigkeit bewusst ist, versteht, dass er der Letzte von allen ist. Aber die Liebe Gottes ist so, dass sie ihn auch annimmt - den Letzten wie den Ersten. Es ist wichtig, das zu verstehen. Wir werden hier nicht gemäß unserer Verdienste behandelt, wir können aus eigener Kraft nichts verdienen. Wir können nur auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen. Sonst steigt der Stolz, der in jedem von uns lebt. Und wir werden anfangen, alles zu teilen: "Dieser ist würdig, dieses ist unwürdig. Er ist geistlich und sie ist nicht geistlich.". Wer weiß denn schon, wer „geistlich“, wer „nicht geistlich“ ist?

Und doch müssen wir unser Leben vergeistigen, aufsteigen... Schließlich sagt uns der Herr nicht nur so in der Liturgie: „Erhebet die Herzen“. Darum lasst uns zum König gehen, lasst uns in eine andere Welt gehen. Man muss nicht in dem irdischen Dreck herumstampfen. Suchen Sie hier nicht nach Gerechten und Schuldigen. In diesem zeitlichen Leben sind alle von der Sünde durchdrungen. Deshalb kam einst die Sintflut: Sinnlos war die Existenz des Menschen, der seinen Schöpfer aufgegeben und nach eigener Lust und Laune, nach seinem Geist, seinen Kräften lebte... Warum Christus? Und heute sehen wir, dass die Welt wieder am Rande des Untergangs steht. Ihr seid die einzigen, die diesen Untergang aufhalten können. Weil Sie die Kommunion empfangen, sind Sie sich Ihrer Schwäche bewusst und sagen: „Herr, erbarme dich!“ Vielleicht nicht so aktiv, nicht so eifrig machen wir das, aber trotzdem geben wir nicht auf. Und Gott ist mit uns.

Deshalb sind wir zum Festmahl Gottes nicht im Hochzeitsgewand gekommen. Wir hoffen aber, dass wir, wenn wir in den Sarg gelegt werden, schon etwas von der Hochzeitskleidung tragen werden. Heute kleiden wir uns noch in die Lumpen der Sünde. Aber Gott ist gekommen, um die Sünder zu retten, und ich bin der erste von ihnen. Und das ist für uns Hoffnung, das ist für uns der Weg. Wir folgen Christus. Wir drehen uns nicht um, wir verlaufen uns nicht. Wir machen uns nichts vor. Wir versuchen, uns selbst zu finden, wie der Schöpfer es von uns verlangt. Wir sollen nicht nur ein anderes Bild von uns selbst erfinden, um ein eigenes Spiel zu spielen. Das brauchen wir nicht. “Wo es einfach ist, gibt es hunderte Engel.”

Bereiten wir uns auf das Jüngste Gericht vor?

Es ist alles ganz einfach. Schaut, es ist wie in der Kirche. „Es empfängt die kostbaren und heiligen Gaben zur Gesundheit an Körper und Seele“. Aber dem Menschen reicht das nicht: „Ich brauche noch etwas, ich brauche jemanden, der kompetent ist und mir sagt, wie ich genesen kann“. Wovon willst du genesen? Von Diabetes, Gicht, Tuberkulose? Sei nicht so kleinlich, mein Freund! Ich muss vom Tod genesen, der heute in mir lebt. Vom Widerwillen genesen, der mein Leben zu einem Albtraum machte; von der Sünde, die alles in meinem Leben auf den Kopf gestellt hat, so dass ich niemanden und nichts außer meinem „Ich“ sehe. Davon müssen wir uns erholen. Solange wir Zeit dafür haben. Und wenn die Zeit abgelaufen ist, worauf können wir dann hoffen? Nur auf die Barmherzigkeit Gottes.

Ich denke, wir bereiten uns nicht auf das Jüngste Gericht vor, weil wir faul und unaufmerksam sind. Wir finden tausend Ausreden und fangen an, mit Gott zu streiten. “Warum bist du so zu mir? Ich bin würdiger, als du denkst.” Und das spricht darüber, in welchem Zustand sich unsere Seele befindet.

Beginn des Neuen Kirchenjahres

Meine Lieben! Der Herbst hat begonnen. Heute erfreut sie uns mit Sonne, mit dem Licht, und wir werden uns bemühen, dass das Licht nicht nur auf uns, auf unseren Körper, sondern auch auf unsere Seele fällt, damit unser Leben nicht in Schwermut verfällt. Lasst uns unseren Alltag irgendwie vergeistigen, in allem die Schönheit Gottes suchen und sehen. Wenn du deine Augen weit genug öffnest, wirst du diese Schönheit sehen - in deinen Mitmenschen, in deinen Kindern, Enkeln, Eltern. In allen werden Sie Schönheit erblicken, aber Sie müssen Ihre Augen öffnen und nicht mit einem verengten Blick aus Ihrem Wohlbefinden und Ihrer Ruhe heraus schauen. “Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.” (vgl. Gal 6, 2)

Rette uns alle, o Herr!

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