Die Ewigkeit mit unserem Leben verbinden

20 Dezember 2025

Predigt von Erzpriester Anderej Lemeschonok

Auf menschliche, irdische Weise kann ich niemanden lieben. Ein Egoist ist unfähig, einen anderen Menschen zu lieben, ohne einige seiner eigenen Privilegien und Rechte aufzugeben. Ich möchte irgendwohin gehen, aber meine Frau wird verärgert sein, und deshalb werde ich nicht gehen. Ich möchte ein volles Haus haben, Freunde einladen und ein Fest geben, aber meine Lieben werden unzufrieden sein, und ich sage: „Nein, Herr, ich werde mich demütigen!“ Ich gebe etwas für meine Nächsten auf, weil ich lernen möchte, wahrhaftig zu lieben. Aber nicht so, dass ich nur liebe, was ich mag und was ich begehre. Das ist keine Liebe. Liebe nimmt nicht, Liebe gibt. “Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.” (1 Kor 13, 4-7)

Das ist alles, was Liebe ausmacht. Auch wir lieben manchmal, aber gleichzeitig lähmen wir unsere Nächsten. Solche Liebe ist, wie Sie wissen, sehr fragwürdig.

Heute haben wir im Evangelium von der Heilung von zehn Aussätzigen gehört. Sie litten an einer schrecklichen Krankheit. Und Christus heilte sie. Aber nur zu einem von ihnen, der zurückkam, um zu danken, sagte er: „Geh hin; dein Glaube hat dich geheilt“ (Lukas 17,19). Heilung selbst von einer so schrecklichen Krankheit ist also noch keine Erlösung. Wie oft wenden wir uns an Gott: „Heile mich, hilf mir!“ Und es scheint, als gäbe es keine Hilfe. Und es scheint, als ob unser Gebet unerhört geblieben wäre … Aber wir verstehen Christi Absicht nicht. Sein Ziel ist ein ganz anderes: dass wir uns demütigen und stark werden, dass wir unser Fleisch und Blut überwinden und dass der Geist Christi für immer in uns wohnt.

Wir sind alle Aussätzige. Wir haben diese Krankheit, Lepra, nicht. Vielleicht kommt sie nur noch selten vor – vielleicht irgendwo in Afrika oder Asien. Aber dennoch sind unsere Seelen Aussätzige. Sie stinken manchmal. Und so kommen wir zu Christus, um Heilung zu finden. Und er sagt: „Eure Sünden sind vergeben.“ Wir haben uns an diese Worte gewöhnt. Aber wie können wir unsere Einstellung dazu ändern? Was wäre, wenn ein Priester zu einem, zwei, drei sagen würde: „Also, nehmt ein Jahr lang nicht die Kommunion. Macht jeden Tag hundert Verbeugungen. Haltet ein strenges Fasten. Ihr habt gesündigt.“ Würden wir uns sofort bei der Diözese beschweren? Oder wäre es vielleicht für uns dringend notwendig? Vielleicht haben wir uns schon an alles gewöhnt, an die Heiligen Gaben? Ich gehe in die Kirche, der Gottesdienst ist fast vorbei, aber ich gehe trotzdem zum Kelch, ich dränge nach vorn, will ja schließlich zur Kommunion … Ich verstehe sie alle. Auch ich kann ohne die Kommunion nicht leben. Ich brauche die Kommunion. Aber ich sehe, wie die Angst schwindet: „Was, wenn ich sterbe, wenn ich mich dem Kelch nähere? Was, wenn ich wegen meiner Sünde verbrenne?“ Vielleicht kommen uns solche Gedanken manchmal in den Sinn. Wir müssen die Dinge anders, tiefer betrachten … Die Ewigkeit in unser Leben integrieren. Damit wir eines Tages vom Herrn hören: „Geh, dein Glaube hat dich gerettet.“

Predigt Die Ewigkeit mit unserem Leben verbinden

Noch immer beten manche Menschen zur heiligen Großmartyrerin Barbara, um vor dem Ausscheiden aus diesem vergänglichen Leben noch die Heiligen Gaben zu erhalten. Manche – selbst diejenigen, die sich als Gläubige bezeichnen – sagen: „Es wäre gut, sofort zu sterben! Einfach so, du gehst, du stirbst – und das war’s.“ Aber die Heilige sagt: „Nein, das ist schlecht. Du musst leiden, dich quälen. Austrocknen, damit die Seele sich vorbereiten kann, alles Körperliche, alles Vergängliche hinter sich lassen, sich demütigen…“ Ihr seht, wie unterschiedlich der Tod wahrgenommen wird. Und Krankheit ebenso. Die Heiligen sagten oft, wenn sie erkrankten: „Der Herr hat uns besucht…“

Wir bereiten uns auf das neue Jahr vor. Und wir wollen uns wie immer abends versammeln, um Gott zu danken, um seinen Segen für das kommende Jahr zu bitten und die Hl. Kommunion zu empfangen… Ich halte diesen Moment für sehr wichtig. An Silvester herrscht eine besondere Atmosphäre in der Kirche. Und am 1. Januar feiern wir dann das „Blaue Licht“. Wir wollen es auf die alte Art und Weise tun – so wie wir es vor langer Zeit einmal getan haben. Also kommt vorbei. Ich möchte den Menschen ein wenig Freude bereiten. Ich weiß nicht, ob uns das gelingt, aber ich möchte, dass es zur Tradition wird. Wir werden versuchen, es schön und tröstlich zu gestalten.

Ich wünsche euch allen Kraft für die zweite Hälfte der Fastenzeit, die bereits begonnen hat. Möge der Herr euch für eure Liebe, für eure Gebete, für eure gütigen Herzen und Augen Erlösung gewähren. Wir hoffen, dass wir verändern können, was verändert werden muss, damit wir uns dem großen Fest der Geburt Christi nähern können und diese Schönheit und Liebe, mit der der Herr unsere Seelen heilt, in uns aufnehmen können.

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