Für die Welt gekreuzigt

08 November 2025

Predigt von Erzpriester Andrej Lemeschonok

Der Apostel Paulus schrieb im Brief an die Galater: “Ich trage die Wundmale Jesu Christi an meinem Leibe” (Gal 6, 17). Und jetzt tragen die Nonnen diese Wundmale des Herrn zeichenhaft an sich. Und das verurteilt sie die ganze Zeit, und deshalb weinen sie darüber, weil sie unwürdig sind. Aber auch wir müssen die Wundmale des Herrn tragen, denn heute sind wir Teilhaber des Leibes und Blutes Christi, wir haben die Hl. Kommunion empfangen. Außerdem schrieb der Apostel: “Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt” (Gal 6, 14)”. Es ist eben egal, ob du reich, berühmt, talentiert oder glücklich in diesem Leben bist, wenn du Christus gefunden hast. Das ist die Freiheit im Geist. Es ist egal, ob sie mich anlächeln oder auf mich spucken, ob sie ein gutes Wort zu mir sagen oder mich verraten. Das bedeutet "der Welt gekreuzigt sein". Dies ist das Maß unseres Lebens.

Eine Frau müht sich zu Hause für die Familie ab. Aber ihr Mann schimpft mit ihr. Einfach ausgedrückt, er zieht ihr die Hammelbeine lang. Doch sie dient um des Herrn willen der Familie, ihren Kindern und ist nicht beleidigt. Und so wird sie bereits zur Großmärtyrerin. Sie sehen, wir haben eine einfache, simple Vorstellung von Askese: Wir wollen uns jetzt irgendwo zurückziehen, uns verstecken - im Wald oder an einem See, wo niemand ist. Na und? Wirst du dadurch zum Helden? Nichts dergleichen! Du bist kein Held, sondern nur ein sich ausruhender Mensch, “sonnenmüde”. Deshalb müssen wir das Maß und die Höhe verstehen, die Christus uns als Norm des Lebens gibt — durch die Apostel, durch die Märtyrer, durch die Narren in Christo, die, nachdem sie ihr falsches Verständnis aufgegeben hatten, in dieser Welt als verrückt galten, aber bei Gott weise waren.

Trotz allem sollen wir immer noch über ernste Dinge nachdenken, nicht nur darüber, was wir morgen zum Mittagessen zubereiten werden. Wir sollen darüber nachdenken: "Was ist Gottes Vorsehung für mich?" Gott sagt zu dir: “So muss es sein.” Und dann muss man sich demütigen, es so machen, wie Gott es gesagt hat, und nicht so, wie du es willst. Dies ist ein sehr ernsthafter Kampf. Ich gebe nicht auf, aber ich habe mir das Murren und das Selbstmitleid, das mein Leben vergiftet, noch nicht abgewöhnt. Lass die Sünde dein Leben nicht vergiften. Danke Gott. Nichts passiert im Leben zufällig. Alles, was passiert, muss angenommen werden. Wenn wir das akzeptieren, uns nicht dagegen stemmen, nicht murren, dann beginnen sich die Augen zu öffnen. Dann beginnt der Mensch zu verstehen, wie sehr er es gebraucht hat. Wenn es vorher Gedanken gab: "Das ist unfair, ungerecht!" - das geistige Kind hat gejammert und sich selbst bemitleidet, dann sagst du nach einiger Zeit: "Oh, wie gut! Ich musste lernen, es mit Geduld zu ertragen."

Und später wird es noch schwieriger. Sucht nicht nach irdischer Wahrheit, sucht Gott. In allem und in allen. Wir denken ständig an etwas Schlechtes: "Die Nachbarn sind böse, die Kollegen sind noch schlimmer ..." Verstehst du, in welchem Albtraum wir leben können? Aber man muss auf die Person schauen. Nun gut, er ist ein Dieb, ein Betrüger, aber es gibt trotzdem etwas von Gott in ihm?.. Und plötzlich finden wir es: Man kann ihn bemitleiden, man kann es verstehen und annehmen. Und der Sieg Christi vollzieht sich in uns.

Bei jedem von euch kann man sehen, wie und wovon ihr lebt. Ein unzufriedener, murrender Mensch macht ein entsprechendes Gesicht. Sein Gesicht wird so, als würde er milde gesagt ... Na, sie wissen es selbst. Man möchte am liebsten sagen: “Komm, geh weg.” Aber eine andere Person, die du ansiehst, lächelt.

Predigt Für die Welt gekreuzigt

Eine Schwester erzählte mir von einem Fall, der sich vor einer Woche im Krankenhaus ereignete. Es ist wie ein Szenario für einen Film. Ein Krankenzimmer für psychisch kranke Menschen. Sie kommt herein und versucht, ein Gespräch zu beginnen. Ich kann ihre Geschichte sicherlich nicht in allen Details vermitteln. Es gibt spezielle Charaktere, verschiedene Typen. Sie geht auf einen der Patienten zu. Er ist Künstler, Bildhauer, wütend und von allen enttäuscht. Er sagt: “Ich werde mich bald umbringen. Alle sind korrupt, alles ist schlecht. Alles ist schrecklich, die Welt ist schrecklich. Es macht keinen Sinn darin zu leben.” Und plötzlich kommt ein selig lächelnder, geitsig behinderter Mann herein. Er nähert sich diesem wütenden Mann und streckt seine Hand aus. Aber da ist die Faust des Anderen! Siehe, Hand und Faust sind Symbole ... Und der Behinderte lächelt trotzdem und sagt: "Du bist doch gut!.." Und der Künstler breitet seine Faust aus und streckt auch seine Hand hin. Haben Sie eine Ahnung, was für ein Sieg das ist?

So müssen auch wir selig sein. Mögen wir auch manchmal böse sein, aber wir müssen darüber hinaus wachsen. Wir haben uns für diese Welt gekreuzigt, die mit ihren falschen Werten einen Menschen anlockt, verwirrt, täuscht, entstellt. Und diese Welt spricht: "Nimm, was für eine leckere Süßigkeit!" Und wenn du es versuchst, ist es bitter. Versuchen Sie, folgendes geistliches Experiment durchzuführen: In jedem wollen wir heute etwas Gutes sehen. Und dann schauen Sie abends in den Spiegel. Sie erkennen sich selbst nicht: Sie werden ein schönes, liebes Gesicht haben…

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