
In der heutigen Evangeliumslesung geht es nicht nur um den reichen jungen Mann. Es geht um uns alle. Wir haben die Hl. Gaben empfangen, sind mit Gott vereint: Gott ist bereits in uns! Und wir erkennen unsere sündige Schwäche, wenn auch vielleicht nicht so deutlich, sonst könnten wir nicht in dieser Welt leben. Dennoch fällt es uns sehr schwer, um des Herrn willen auf uns selbst und unseren Reichtum zu verzichten.
Da trat ein junger Mann an Christus heran und fragte: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen und gerettet zu werden?“ Und der Herr antwortete: „Kennst du die Gebote? Halte sie.“ Und dieser Mann sagte mutig: „Ich habe all dies von Jugend an gehalten. Was muss ich noch tun?“ Er meinte es gewiss aufrichtig. Und der Herr sagte zu ihm: „Verzichte auf dein Leben. Gib alles hin und folge mir nach.“ Und der junge Mann ging betrübt fort … (siehe Lk 18,18-23).
Das mag hart klingen, aber wenn wir in die Kirche kommen, müssen wir unserem Leben entsagen und es in Gottes Hände legen. Nicht mehr und nicht weniger. Gott setzt dir gewisse Grenzen, aber du willst sie nicht. Du sagst: „Ich will so sein wie alle anderen, ich will ein freies Leben!“ Doch gleichzeitig verstehst du bereits, dass der Tod in dir und um dich herum ist und dass diese vergängliche Welt dem Untergang geweiht ist. Und trotz dieser inneren Unruhe musst du die Freude am Leben bewahren, die Freude an der Auferstehung, die Freude am Sieg über die Sünde, über den Teufel und über diese Welt. Du verstehst, was für eine schwierige Aufgabe das ist … Obwohl wir im Allgemeinen immer sagen, dass wir einfach leben müssen. Aber wie können wir uns zu dieser Einfachheit demütigen?
Nachdem wir ein neues Leben kennengelernt haben, verstehen wir, dass diese Welt mit all ihrer Schönheit uns nichts geben wird. Du kannst dich bis zum Sterbebett selbst täuschen. Aber dann wirst du erkennen und davon überzeugt sein, dass dies alles Illusionen, Märchen und Fabeln sind. Und wenn das Wichtigste in deinem Leben geschieht und du Christus begegnest, dann wirst du für einen Moment, und vielleicht sogar noch länger, in der Freude des Herrn leben, in wahrer Freiheit, in der dich nichts einschränkt. Vater Nikolaj Gurjanow sagte, wenn ein Mensch bei Gott ist, fühlt er sich überall wohl, sogar im Gefängnis. Aber bei uns drückt alles: Die Schuhe sind eng, die Nachbarn stören, die Beziehungen zueinander sind nicht, wie sie sein sollten.
So ist das Leben jetzt: Man weiß nicht, was als Nächstes passiert … Und es wird nichts Gutes passieren. Wenn du Gott begegnet bist, hast du schon alles gehabt. Und wenn nicht, dann kommt ein Moment der Begegnung mit der Ewigkeit. Und dann kommt der Fall, und du musst dein ganzes Leben lang klettern, so wie Menschen Berge besteigen – des Adrenalins wegen, der Schönheit wegen. Aber auch wir klettern für die Schönheit, die in uns ist. Ein Bergsteiger sah seinen Sohn direkt vor seinen Augen in den Tod stürzen. Und trotzdem klettert er immer noch auf die Berge … Du solltest dich irgendwo zurückziehen und für deinen Sohn beten! Wir suchen nach Adrenalin, aber es rettet uns nicht. Wir suchen alles, versuchen uns selbst zu entkommen, fürchten uns vor uns selbst, weil wir scheußlich sind. Ohne Gott sind wir abscheulich.
Der Feind sagt: „Da drüben gibt es so tolle Menschen! Was für ein interessantes Interview, ein tiefgründiger Film!“ Aber all diese Filme haben wir schon gesehen. Suche nicht, wo du nichts findest. Grabe nicht in unfruchtbarem Boden. Du wirst nichts ausgraben als verweste Knochen. Denn die Erde ist ein Friedhof, ein Massengrab für Tausende von Generationen. Die Erde besteht aus Humus: Pflanzen, Tiere, Menschen sterben, und ihre Überreste werden zu Humus, zu Erde. Und du wirst auch dort sein. Deshalb sagt der Herr: „Folge mir nach!“ (Matthäus 8,22). Und es ist beängstigend! Der alte Mensch will nicht: Er hat Angst, er hat panische Angst davor, Gott wirklich zu folgen. Obwohl er scheinbar bei Gott sein möchte: „Aber ich bin bei Gott! Ich habe alles gelesen, ich habe es studiert, ich habe gefastet. Ich bin ein guter Mensch. Ich zwinge mich dazu …“ Aber ist das „gut“? Du bist ein guter Schauspieler! Solches Theater passiert natürlich unbewusst, aber du hast Angst vor Christus. Denn er wird dich nach Golgatha führen, wo Blut, Leid und Tränen sein werden. Davor hast du Angst … Und auch der „fromme“ junge Mann aus dem Evangelium hatte Angst. Er hörte die Worte des Herrn: „Verzichte auf alles, womit du heute lebst, und folge mir nach.“ Aber wohin? Nach Jerusalem. Dort werden sie dich schmähen, dich steinigen. Gegen wen wirst du kämpfen? Gegen dich selbst, gegen deine Natur, gegen die Sünde und diese Welt.
Am Anfang, als du zum ersten Mal in die Kirche kamst, war das alles wahrscheinlich unmöglich zu verstehen und zu akzeptieren. Du fühlst dich einfach gut, weil Gott dich gerufen und dir seine Gnade geschenkt hat. Ich erinnere mich, wie ich nach meiner Taufe geflogen bin. Die ganze Welt veränderte sich für mich. Ich sah physisch eine andere Welt. Ich sah Gott in jedem Menschen. Es dauerte nicht lange – ein paar Monate –, aber für mich war es eine lange Zeit. Meine Familie sagte: „Er ist verrückt geworden. Er braucht eine Behandlung.“ Sie verstanden nicht, was mit mir geschah. Aber ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden: „Lasst mich in Ruhe. Ich setze mich in die Ecke und bete. Ich werde mit Gott leben …“

Also, meine Freunde, wenn ihr Christen sein wollt, seid ihr dazu verdammt, in dieser Welt zu sterben. Aber wir werden auch eine Auferstehung erleben. Deshalb endet unser Glaubensbekenntnis mit den Worten: „Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben in der kommenden Welt. Amen.“
Ich selbst bin noch nicht bereit, allem zu entsagen … Aber ich spüre, wie Gott seinen Griff verstärkt, und ich verstehe, dass er dies aus Liebe tut. Eine Zeit lang fühlte ich mich sehr krank. Ich hatte einige Erkrankungen zu überstehen. Und es fiel mir sehr schwer, zu zelebrieren. Aber jetzt verstehe ich, dass dies Gottes Barmherzigkeit mir gegenüber war. Obwohl ich solche Sorgen und Kummer nicht mehr erleben möchte, geschah es doch aus Gottes Erbarmen! Es gab einen Moment, da steckte ich in großen Schwierigkeiten. Und ich verstand, dass der Herr mir damit folgendes sagen wollte: „Wenn du wirklich frei wärst, wenn du bei mir wärst, würdest du verurteilt und dann heilig gesprochen werden. Aber du bist noch nicht bereit dafür. Also wird das alles vorübergehen. Mach dir keine Sorgen, wie man so schön sagt, sondern bemühe dich einfach weiter. Es ist zu früh für dich, ins offene Meer hinauszuschwimmen. Versuche es erst einmal im seichten Wasser…“ Aber seht ihr, selbst in dieser Nichtschwimmerzone können wir Gott begegnen. Er kommt zum Nichtschwimmerbereich und sagt zu dir: „Gut gemacht! Halte durch! Wir arbeiten weiter! Von nun an wird es etwas schwieriger – aber nur ein bisschen.“ Das war's.
Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag!