Unsere irdische Zeit ist begrenzt

16 November 2025

Erzpriester Andrej Lemeschonok

Brüder und Schwestern, es ist schön, Sie alle zusammen zu sehen! Es ist gut, dass wir an solchen wolkenverhangenen Tagen über das Licht, über die Heiligen, über die Liebe sprechen. Und dieses Licht scheint in der Finsternis (Joh 1, 5).

Heute hörten wir im Evangelium über die Kranken, und damit haben wir faktisch einen professionellen Feiertag: Unser Kloster wurde von Gott umgeben von Krankenhäusern voller leidender Menschen geschaffen. Eigentlich leiden wir alle, sind wir alle krank. Kurz gesagt, hat wohl jeder von uns seine eigenen Krankheiten, doch jeder verhält sich zu ihnen anders.

In dem Auszug aus dem Evangelium lesen wir, dass man geistig geheilt werden muss, bevor man körperlich geheilt werden kann. Bevor du Gott berührst und bekommst, was die irdischen Ärzte nicht geben konnten, musst du glauben. So hat eine unglückliche, blutende Frau einen langen Weg zurückgelegt, um durch Berührung mit dem Erlöser geheilt zu werden (siehe: Lk 8, 43–48). Und welchen Glauben muss der Vater haben, dem gesagt wurde: Deine Tochter ist gestorben (vgl: Lk 8, 49), aber der Herr entgegnete: Fürchte dich nicht, glaube nur, und sie wird gerettet werden (Lk 8, 49f). Glaube nur! Auch an anderer Stelle im Evangelium fragte er einen anderen unglücklichen Vater: "Glaubst du?" (siehe: Mk 9, 23). Und dieser rief aus: Ich glaube, Herr! Hilf meinem Unglauben (Mk 9, 24).

Wir leben in Frieden und natürlich sind wir sehr beschäftigte Menschen. Wir haben wenig Zeit, aber viele Sorgen und Probleme. Und es fällt uns sehr schwer, mit Gott allein zu sein. Es ist sehr schwierig zu lernen, in sich selbst zu leben, in einer "Zelle": “Du aber geh in deine Zelle (Mt 6, 6), schließe dich ein und bleib allein mit Gott. Doch bei uns liegt alles offen, es geht ständig hin und her. Um uns herum gibt es Höhen und Tiefen, Neuigkeiten und Ereignisse. Und wir können uns nicht von dieser Zeit, von dieser Erde, von all dem Hektischen, von dem so viel in unserem Leben ist, lösen. Wir sind in die Kirche gekommen, aber wir sind noch randvoll angefüllt in unserem Verstand, in unserem Gedächtnis, in unseren Gefühlen. Verstehen Sie, was für ein Kampf hier in jedem von uns stattfinden sollte? Jetzt bin ich zu Gott gekommen, und das war's! “Lasst uns nun alles Irdische ablegen!” (Zeile aus dem Cherubin-Hymnus) Ich und Gott, niemand sonst. Niemand ist hier, außer mir und Gott ... wahrscheinlich brauchen wir unser ganzes Leben, um dahin zu kommen. Wenn wir das zeitliche Leben verlassen, brauchen wir keine Neuigkeiten mehr.

Gott wird alles arrangieren ..." Vielleicht ist das ja gut so? Gott wird alles arrangieren! Man kann in einer Zelle sitzen - auf moderne Weise in einer Wohnung - und für die ganze Welt beten. Und deine Kinder, deine Familie und Freunde, die tausend Kilometer entfernt sind, werden diese Liebe spüren, die in deinem Herzen liegt.

Wie sehr sind wir doch an diese Welt gebunden, an alles Äußerliche und Zeitliche! Es fällt uns sehr schwer, uns von all dem zu lösen. Es ist, als würde man ein Pflaster von einer Wunde entfernen, dies kann sehr weh tun. Aber wir müssen es abreißen! Denn unsere irdische Zeit ist begrenzt. Und wir müssen zu dem Arzt gehen, der unsere Krankheiten heilt. Werdet munter, wacht auf! Schließlich seid ihr heute die glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt: Ihr habt Christus aufgenommen. Ihr habt bereits alles, ihr braucht nichts mehr. Alle Probleme, das Geld, die Wohnungen, Ruhm oder Schande betreffend — all das wird gelöst, all das sind Kleinigkeiten. Die Hauptsache ist passiert: Ihr habt euch mit Gott vereinigt. Denkt darüber nach. Versinkt nicht im Sumpf des irdischen Lebens.

Natürlich rätseln wir die ganze Zeit herum und warten ständig auf etwas Glück. Doch wir haben Glück: Wir sind orthodoxe Gläubige. Und wir haben vor niemandem und vor nichts Angst, nicht einmal vor dem Tod. Denn der Tod in Christus ist ein Gewinn. Der Apostel Paulus hat gesagt: “Wie sehr möchte ich dieses zeitliche Leben verlassen und zu Christus gelangen! Aber um der Menschen willen werde ich wieder und wieder leiden.” (siehe: Phil 1: 21–26). Auch wir leiden. Es sei denn, wir leiden nicht durch unsere Dummheit, sondern weil wir jemandem helfen und jemanden unterstützen. Wir müssen verstehen: Ich lebe nicht für mich selbst, sondern für meinen Nächsten. Ich brauche nichts im Leben. Nun vielleicht, ein Stück Brot, eine Tasse Tee. Das reicht ...

Wir leben in der Heiligen Weißen Rus. Die ganze Welt ist verrückt geworden. Lasst sie verrückt sein. Es tut uns leid wegen der guten Menschen, die dort leben. Aber was können wir tun? Sie haben sich selbst in diese Sackgasse getrieben: Gier, hoher Lebensstandard ... Ich habe mir die Sendung über unsere großen Künstler angesehen, die nach Hollywood gegangen sind, um dort Filme zu drehen. Und niemand brauchte sie dort. Und hier wurde sie von allen Menschen geliebt. Küsst diese Erde, sie ist deine Heimat. Das muss man schätzen lernen. Es wächst eine Generation heran, die sagt: "Was soll ich hier machen? Ich werde dort mehr verdienen, ich werde dort mehr Komfort haben." Welche Annehmlichkeiten gibt es dort, bitte, welche?! Je weniger du als Christ an die Welt gebunden bist, desto freier bist du. Das ist die innere Freiheit, die in jedem Christen leben muss. Damit ein Christ schließlich bekennen kann: “Selbst wenn ich getötet werde, werde ich Christus nicht leugnen!” Das ist bereits ein Sieg über den Tod. Und dazu haben wir uns heute alle versammelt.

predigt Unsere irdische Zeit ist begrenzt

Also dankt Gott dafür, dass ihr die Heiligen Mysterien angenommen habt. Danken Sie Gott dafür, dass wir trotz unserer Krankheiten, von denen viele unheilbar sind, trotzdem wissen, dass unsere Seele, die den “himmlischen” Arzt braucht, heute alles erhalten hat, was sie braucht, um den Tod zu überwinden. Das ist das Wichtigste. Der Tod ist die Grenze, hinter der entweder ewiges Leben und Freude oder ewiger Tod und Finsternis beginnen. Verzettelt euch nicht, tauscht es nicht gegen Kleinkram ein. Streitet mit niemandem, geht mit niemandem zu Gericht, versucht, nichts zu beweisen. Hier ist meine Seele. Bald werde ich von hier verschwinden. Wohin? Das ist die Frage! Beeilt euch, Gutes zu tun. Beeilt euch, andere aufzubauen und lernt, einander zu lieben. Ohne die Liebe werdet ihr niemals ins Reich Gottes kommen. Das sage ich mir selbst auch, obwohl natürlich noch Faulheit, Selbstmitleid und Unmut überwiegen ... Bei diesem Wetter, wenn es dunkel und düster ist, scheint es, als gäbe es gar keine Sonne. Aber sie scheint! Und wärmt uns! Auch heute wurden wir durch diese Strahlen der Gnade Gottes erwärmt.

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