Von den apostolischen Zeiten bis heute haben alle, die Christus wirklich lieben, diejenige geehrt, die Ihn geboren, in den Tagen Seiner Kindheit genährt und beschützt hat. Wenn Gott, der Vater, sie erwählt hat, den Heiligen Geist auf sie herabkommen ließ, und Gott, der Sohn, in ihr gewohnt hat, ihr in den Tagen Seiner Kindheit gehorcht und später für sie gesorgt hat, als Er am Kreuz hing, sollte sich dann nicht jeder, der die Göttliche Dreiheit anbetet, vor ihr verneigen?
Schon in den Tagen ihres irdischen Lebens zeigten die Freunde Christi, die Apostel, große Fürsorge und Verehrung für die Mutter des Herrn, insbesondere der Evangelist Johannes der Theologe, der, den Willen ihres göttlichen Sohnes erfüllend, sie als Mutter zu sich nahm und für sie sorgte, so wie es der Herr vom Kreuz herab zu ihm gesagt hatte: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19,27).
Der Evangelist Lukas hat mehrere Darstellungen von ihr gemalt, einige zusammen mit dem vorewigen Kind, andere ohne ihn. Als er sie der heiligen Jungfrau brachte und zeigte, billigte sie sie und sagte: „Die Gnade meines Sohnes wird mit ihnen sein“, und sie wiederholte das Loblied, das sie einst im Haus der Elisabeth gesungen hatte: „Meine Seele preist den Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter“ (Lk 1,46).
Die Jungfrau Maria vermied jedoch während ihres irdischen Lebens den Glanz und Ruhm, die ihr als Mutter des Herrn zustanden. Sie zog es vor, ihr Leben in Stille zu verbringen und sich auf den Übergang zum ewigen Leben vorzubereiten. Bis zum letzten Tag ihres irdischen Lebens war sie bestrebt, des Reiches ihres Sohnes würdig zu sein, und vor ihrem Tod betete sie, er möge ihre Seele von den bösen Geistern befreien, die den menschlichen Seelen auf ihrem Weg zum Himmel begegnen und sie zu ergreifen suchen, um sie zu sich in die Hölle zu bringen. Der Herr erfüllte das Gebet Seiner Mutter, und in der Stunde ihres Todes kam Er selbst mit einer Schar von Engeln vom Himmel, um ihre Seele zu empfangen.
Da die Mutter Gottes darum betete, auch von den Aposteln Abschied zu nehmen, versammelte der Herr bei ihrem Tod alle Apostel mit Ausnahme des Thomas. Sie alle wurden an diesem Tag durch eine unsichtbare Macht aus allen Teilen des Universums, wo sie gepredigt hatten, nach Jerusalem gebracht, und waren bei ihrem gesegneten Übergang zum ewigen Leben anwesend.
Mit heiligen Hymnen übergaben die Apostel ihren unbefleckten Leib der Beerdigung, und am dritten Tag öffneten sie das Grab, um die sterblichen Überreste der Mutter Gottes zusammen mit dem Apostel Thomas, der nun in Jerusalem angekommen war, erneut zu verehren. Doch sie fanden keinen Leichnam im Grab und kehrten verwirrt nach Hause zurück. Während des Mahls erschien ihnen die Gottesmutter selbst in der Luft in himmlischem Licht und sagte ihnen, dass ihr Sohn auch ihren Leib verherrlicht habe und sie, auferstanden, vor seinem Thron stehen werde. Sie versprach, immer bei ihnen zu sein.
Die Apostel begrüßten die Gottesmutter mit großer Freude und begannen daraufhin, sie nicht nur als Mutter ihres geliebten Lehrers und Herrn zu verehren, sondern auch als ihre himmlische Helferin, Patronin der Christen und Fürsprecherin für das ganze Menschengeschlecht vor dem Gerechten Richterstuhle Christi. Und wo immer das Evangelium Christi gepredigt wurde, wurde nun auch Seine Allreine Mutter verherrlicht.
Hymnen zum Hochfest der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin und immerwährenden Jungfrau Maria.
Troparion, 1. Ton:
Im Gebären hast du die Jungfräulichkeit bewahrt * und im Entschlafen die Welt nicht verlassen, Gottesgebärerin, * denn zum Leben gingst du hinüber, selbst Mutter des Lebens ** und rettest auf deine Fürsprache vom Tode unsere Seelen.
Kondakion, 2. Ton:
Die in Fürbitten unermüdliche Gottesmutter * und in der Hilfe unerschütterliche Hoffnung, * konnten Grab und Tod nicht halten, * denn als Mutter des Lebens hat sie zum Leben geführt, ** Er, der einst ihren jungfräulichen Schoß zur Wohnung genommen.