Resozialisierungs-Zentren

Resozialisierungs-Zentrum für Männer

Versammlung der Brüder im Resozialisierungszentrum
Versammlung der Brueder

Entstehung und Zielsetzung des Zentrums

Im Jahr 1998 stellte das Exekutivkomitee des Bezirkes Minsk der Schwesterngemeinschaft ein Stück Land für den Betrieb einer Nebenwirtschaft zur Verfügung. Es handelt sich um eine Fläche von 120 ha im Dorf Lysaja Gora, das ungefähr 30 Kilometer vom Kloster entfernt liegt.

Auf diesem Territorium wurde ein Zufluchtsort für Männer in schwierigen Lebenssituationen eingerichtet: für Obdachlose, Haftentlassene, Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängige. Bis zu 200 Männer, „Brüder“ genannt, leben dort für unterschiedlich lange Zeit. Sie werden stetig von den Nonnen und Priestern des Klosters betreut und begleitet. Versorgt werden sie mit allem Lebensnotwendigen: Gewand, Verpflegung, Hygiene-Artikeln, Medikamenten und so weiter.

Liebevoll und behutsam - ein Bruder bei der Arbeit
Ein Bruder bei der Arbeit

Arbeitsalltag und geistliche Begleitung

Die Bewohner arbeiten mit Tieren, auf den Feldern, im Garten und in den Gewächshäusern, in der Imkerei und als Bauarbeiter. Auf dem Areal des Resozialisierungszentrums leben Rinder, Pferde, Schweine, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Hühner, Gänse und Wachteln. Wurzelgemüse, Mais, ein- und mehrjährige Kräuterpflanzen werden angebaut. Apfel- und Birnbäume, Himbeer- und Johannisbeer-Sträucher bringen reiche Frucht. Außerdem wurden zentralasiatische Owtscharka-Hunde gezüchtet. Auch im Bereich der darstellenden Kunst werden die Brüder gefördert: So brachten sie beispielsweise im Herbst 2018 mit Bravour das Musiktheater „Das hässliche Entlein“ zur Aufführung.

Ein Mal pro Woche wird den Brüdern das Gespräch mit einem Priester angeboten. Mittwochs lesen sie den Akathistos-Hymnus vor der Ikone der „Gottesmutter vom unerschöpflichen Kelch“. Mittwochs und samstags wird die Liturgie gefeiert und ebenfalls am Samstag wird die nächtliche Vigilfeier gehalten. Sonntags gibt es eine sogenannte “Sonntags-Schule”, in der die Bewohner in die Grundlagen der Orthodoxie eingeführt werden.

Gottesdienst im Resozialisierungszentrum für Männer, 1999
Vater Andrej beim Gebet

Mönchsweihe im Resozialisierungs-Zentrum

Ein erfreuliches Ereignis fand am 3. Januar 2010 statt. Metropolit Filaret von Minsk und Sluzk weihte die Kirche zu Ehren der Ikone der „Gottesmutter vom unerschöpflichen Kelch“ und vollzog die Mönchsweihe an sechs Brüdern, die sich dem Kloster der Heiligen Elisabeth zu Gehorsam verpflichteten.

Weiteres soziales Projekt

Ein besonderes soziales Projekt, das auf dem Gelände des Resozialisierungszentrums verortet ist , soll hier hervorgehoben werden:

Der Klosterhof beheimatet zwölf Pferde, die nicht nur ein glückliches Leben auf dem weiten Gelände verbringen, sondern einen besonderen Dienst tun: Unter der Leitung von Schwester Vera bietet das Kloster kostenlos Pferdetherapie für Menschen, deren Stütz- und Bewegungsapparat beeinträchtigt ist. Über die Pferdetherapie informiert ein Video.

Resozialisierungs-Zentrum für Frauen

Die Bewohnerinnen des Resozialisierungszentrums für Frauen mit Nonne Barbara
Die Nonne Barbara mit den Bewohnerinnen

Während bereits seit einigen Jahren das Resozialisierungszentrum für Männer bestand, wurde die Notwendigkeit immer offensichtlicher, ein solches Zentrum auch für Frauen einzurichten. Denn häufig wandten sich auch Frauen mit der Bitte um Hilfe an das Kloster.

Es wurde ein Areal gefunden, auf dem sich früher eine militärische Anlage und noch früher eine Kirche zu Ehren des Heiligen Sergius von Radonesch befunden hatten. Dieses Areal liegt in der Gegend des Dorfes Njalidowitschi, sieben Kilometer von Wischniowka und 15 km von Minsk entfernt. Im Jahr 2011 schuf man dort die Rahmenbedingungen, damit Frauen in schwierigen Lebenssituationen wieder ins Leben zurückfinden könnten. Die Kirche des Hl. Sergius, die in der Sowjetzeit einem Feuer zum Opfer gefallen war und von der nur das Fundament und die Unterkirche geblieben waren, wurde neu aufgebaut. Mit der Hilfe Gottes gelang es, diesen Bau im Jahr 2018 zu vollenden.

Auf dem Gelände des Resozialisierungszentrums leben heute, unter der Begleitung und Betreuung der Nonnen Barbara, Wassa und Maria, ungefähr 30 Frauen. Aus verschiedenen Gründen haben sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen: wegen Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Vereinsamung, Alkohol-, Drogen- oder Medikamenten-Abhängigkeit oder nach der Haft-Entlassung. Doch sie haben den Entschluss gefasst, ihr Leben zu ändern. Im Resozialisierungszentrum finden sie sich in einen geregelten Tagesablauf ein und bauen ihr Leben auf ein festes Fundament, das aus Gebet und Arbeit besteht.

Die Bewohnerinnen des Resozialisierungszentrums für Frauen nach dem Gebet
Bewohnerinnen des Resozialisierungszentrums fuer Frauen

Die Frauen wohnen in einem zweistöckigen Haus und teilen sich jeweils zu dritt oder zu viert ein Zimmer. Frauen mit Kindern leben in speziellen Familienhäusern, die für ihre besonderen Bedürfnisse geschaffen wurden. Die verantwortlichen Klosterschwestern arbeiten eng mit den staatlichen Vormundschafts-Behörden zusammen und sorgen dafür, dass die erforderlichen Auflagen eingehalten werden.

Der Weg der sozialen Reintegration

Mit dem Segen von Vater Andrej Lemeschonok, dem geistlichen Leiter des Klosters, kann eine Hilfe suchende Frau in das Zentrum einziehen. Dieser Segen wird erst nach einem Erstgespräch und nach einer Gesundheitsuntersuchung im nahe gelegenen Krankenhaus gegeben.

Zwischen den verantwortlichen Klosterschwestern und der neu ankommenden Frau wird eine persönliche Probezeit vereinbart, deren Länge zwischen drei Monaten und einem halben Jahr liegt. Nach dieser Probezeit gibt es ein weiteres Gespräch: Dieses ist eine Betrachtung und Analyse der bereits im Zentrum verbrachten Zeit, der geistlichen Verfassung und der weiteren Pläne. Man einigt sich auf eine neue Aufenthalts-Zeitspanne, nach deren Ablauf wiederum eine Lage-Besprechung erfolgt. Wenn die Lebensumstände dies erfordern, kann eine Frau die Möglichkeit bekommen, auf unbegrenzte Zeit im Zentrum zu bleiben. Das Leben im Zentrum fußt auf dem gemeinsamen Gebet und auf dem gemeinsamen Tätig-Sein und der Verwirklichung individueller Talente.

Bewohnerin des Resozialisierungszentrums für Frauen beim Teppichweben, 2018
Bewohnerin des Resozialisierungszentrums

Das Gebet

Im Gebet beginnt und endet jeder Arbeitstag der Bewohnerinnen. Darüber hinaus lesen sie täglich gemeinsam einen Akathistos-Hymnos an einen Heiligen, so zum Beispiel an den Heiligen Bischof Nikolaus und an die Eltern des Hl. Sergius von Radonesch. Die Arbeit tun sie in einer Haltung des inneren Gebetes. Am Ende des Tages bitten sie einander um Verzeihung für all diejenigen Momente des Tages, in denen sie der Liebe ferngeblieben sind.

Bekanntlich ist der Aufbau eines spirituellen Lebens, das trägt und Halt gibt, keine einfache Angelegenheit. Die Frauen werden darin von den verantwortlichen Klosterschwestern und vom geistlichen Leiter des Klosters Vater Andrej begleitet. Kraft schöpfen sie in der Göttlichen Liturgie, die jeden Dienstag in der Kirche des Heiligen Sergius gefeiert wird, in der Beichte und der Heiligen Kommunion. Wichtig sind auch die wöchentlichen Gesprächstreffen mit Vater Andrej, nach denen die Frauen den Segen empfangen können.

Die Frauen, die im Resozialisierungszentrum des Klosters wohnen, legen ihr Leben bewusst in Gottes Hände. Sie leben in dem Bewusstsein, dass sich nur mit Gottes Hilfe ihre Lage zum Besseren ändern wird. Viel Staunenswertes hat Gott bereits gewirkt. So ist zum Beispiel eine der Bewohnerinnen des Zentrums eine Klosterschwester geworden, eine andere eine Schwester der Barmherzigkeit.

Bewohnerin kümmert sich um die Hühner, 2018
Bewohnerin des Resozialisierungszentrums fuer Frauen

Das Tätig-Werden

Jeder Bewohnerin werden nach ihren Kräften und Fähigkeiten Arbeiten übertragen. Oftmals sind sie im Haushalt beschäftigt: in der Küche und in der Reinigung. Aber auch im Garten und im Gewächshaus, wo Obst, Gemüse und Kräuter angebaut werden, ist einiges zu tun.

Die Handarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens der Frauen im Resozialisierungszentrum. Sie weben, nähen und verzieren Keramik. So machen sie zum Beispiel aus alten Stoffen kleine Tischteppiche; sie knüpfen Gebetsschnüre und nähen lederne Anhänger, die mit Kreuzen oder Heiligenbildern bestickt sind.

2018 wurde auf dem Gelände des Resozialisierungszentrums das Gebäude der ehemaligen Militärkaserne umgebaut. In diesem Haus der beruflichen Integration befinden sich nun die Handwerksstätten, darüber hinaus auch ein Kräuterstudio. Im Kräuterstudio stellen die Frauen aus den Kräutern eigenen Anbaus Tess und Gewürze her. Die Erzeugnisse aus dem Haus der beruflichen Integration werden im In- und Ausland verkauft.

Die Frauen erledigen auch Näh- und Buchbinderarbeiten für das Kloster. Sie nehmen sich beispielsweise der Gewänder der Schwestern, Tischtücher, Kopf- und Halstücher an. Für den Palmsonntag binden sie die Palmbuschen, wobei durchschnittlich 50 000 Zweige verarbeitet werden. Zu Ostern helfen sie in der Backstube und färben im Speisesaal die Eier.

Was wäre das Zentrum ohne Haustiere? Auch Ziegen, Hunde, Hühner und Kaninchen haben hier ihre Heimat gefunden und werden von den Frauen liebevoll betreut.

Ein Einblick

Einen Einblick in das Resozialisierungszentrum der Frauen und in die persönliche Geschichte einer Bewohnerin und ihres Sohnes können Sie in diesem Video (mit deutschen Untertiteln) sehen.