Steckbrief III

31. Januar 2022

nonne Serapiona Sheleg

Was ist das: ein Wunder?

Etwas Ungewöhnliches, Unvorhergesehenes und anscheinend im natürlichen Lebenslauf sogar unmögliches bezeichnen wir als Wunder. Aber ist nicht unser natürlicher Lebensprozess, unsere persönliche Anteilnahme am Leben nicht Wunder genug.

Wir haben uns einfach an das Wunder des Seins gewöhnt und es wurde für uns zu etwas ganz Alltäglichem ...

Und auch ein Wunder ist, wenn Sie plötzlich die Berührung Gottes spüren, die Teilhabe Gottes an Ihrem Leben: "Was ist der Mensch, dass Du Dich seiner erinnerst?"

Also, in meinem Leben gab es solch ein Wunder - eine Gottesbegegnung. Es geschah unerwartet, und war doch das wichtigste Ereignis für mich, denke ich.

Gott ist lebendig. Er verhält sich unvorhersehbar, nicht vorherbestimmbar, ganz und gar nicht so, wie Sie es planen. Im folgenden würde ich gern meine persönlichen Erfahrungen mit Euch teilen.

Was war das größte Wunder in Ihrem Leben?

Meine Gottesbegegnung!

Ich wurde oft gefragt, wie diese Begegnung verlief. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Gott versteht es, mit dem Menschen zu sprechen, den Er selbst geschaffen hat. Er versteht es,  dich ohne Worte anzusprechen und du fühlst sofort, dass GOTT zu dir spricht. Du lebst dein Leben, erwartest nichts. Dann plötzlich irgendwann betritt der GROSSE GOTT deine kleine Welt ...

Dann war es, als ob der Schleier, der immer deinen Geist bedeckte, plötzlich wegfällt, und du siehst:

GOTT EXISTIERT. GOTT IST UNGEWÖHNLICH SCHÖN. GOTT IST DIE LIEBE…

Im nächsten Moment blitzt mir der Gedanke durch den Kopf: "Wie viel habe ich vor Gott gesündigt!" Und keine Angst, sondern ein stechender Schmerz im Herzen: "Ich habe den LIEBEN GOTT beleidigt ..."

Seitdem hat mich Gott, so könnte man sagen, in seine Arme genommen. Ungefähr einen Monat später ließ ich mich taufen (ich war noch nicht getauft), und dann schaute ich wie von außen auf mich selbst und sah, dass ich mich sehr veränderte, dass sich mein Leben veränderte, aber das kam nicht von mir. Es passiert mir, aber ich bin nur ein Beobachter. Ein sehr ungewöhnlicher Zustand, ich dachte sogar: Was passiert mit mir? Vielleicht verliere ich den Verstand?

Gott brachte mich dann wie ein Baby in seinen Armen zu Seinem Tempel, in Seine Kirche. Und er trägt mich noch immer im Arm.

Die Leute fragen sich oft: Gibt es Gott oder nicht? Wie kann man es beweisen? Wie Ihn sehen? Ich möchte sagen: Wenn dies wirklich eine wichtige Frage für Sie ist, wenn Sie, nachdem Sie Gott begegnet sind, bereit sind, Ihm Ihr Leben zu widmen, nach Seinen Gesetzen zu leben, so wie Er es will, werden Sie nicht ungehört bleiben. Sie werden nicht ohne Antwort bleiben. Gott ist ganz nah, Gott hört sogar deine geheimen Gedanken. Sie benötigen nur Aufrichtigkeit in Ihrem Verlangen, Sie müssen daran glauben, dass Gott Sie hören wird! Und so viel wie möglich Demut ...

Wie empfinden Sie jetzt Ihr Leben im Kloster?

Dies ist ein weiteres Wunder. Zunächst begann ich, als Postulantin im Kloster mitzuleben und mitzuarbeiten. Diese Zeit ist der Kindheit vergleichbar. Dann beginnt mit der Einkleidung das Noviziat. Es war eine unerwartete Freude und Sie erfahren, wie Gott mit Ihnen ein Wunder durch Gehorsam bewirkt: Sie spüren seine Gegenwart, seine Hilfe, seine Barmherzigkeit. Du wirst nach und nach erwachsen.

Das Ablegen der ersten Mönchsgelübde ist wieder die Gnade des Gehorsams, und Sie beginnen auch sich selbst zu erkennen, Ihre Schwächen. Sie lernen, sich selbst zu demütigen, nicht zu verurteilen und nicht zu urteilen. Sie kommen zu dem Schluss: Das Wichtigste, was der Allgütige Gott von Ihnen erwartet, ist Ihre Demut.

Und jetzt, fast 15 Jahre nach meiner Ankunft im Kloster, wurde ich zur Nonne geweiht. Gott gibt dir einen neuen Namen und die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen, du fängst bei Null an. Tue es! Lebe wie ein irdischer Engel Gottes - in Gehorsam, Demut, Arbeit, Gebet, Reue.

Das Mönchtum ist die Hingabe an Gott.  Das Mönchtum ist ungeteilte Liebe zum Schöpfer und Erlöser. Das Mönchtum ist das engelhafte Leben, das Leben der kommenden Welt bereits hier auf Erden.

Nun ist das Mönchtum für mich ein großes Geschenk Gottes, ein großes Vertrauen Gottes in mich und natürlich ein Wunder: Was für ein Engel bin ich denn?! Der Schöpfer jedoch schenkt uns diese Gnade aus reiner Liebe.

Dies sind die Wunder, die Gott an mir getan hat. Das letzte Wunder ist jedoch noch nicht vorbei – es geht weiter: Bist du schon Mönch? Werde wie unser Herr Jesus Christus. Schließlich ist der Mönch einer, "der in höchstem Maße mit Gott verglichen wird".

Gott, stehe mir bei! Ehre und Dank sei Gott für alles!

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