Über die Himmelfahrt des Herrn und das Pfingstfest

14. Juni 2021

Metropolit Antonij von Surosch

Ikone der Himmelfahrt Christi

Ikone der Himmelfahrt Christi

Wir befinden uns jetzt zwischen dem Feiertag der Himmelfahrt des Herrn und dem Pfingstfest, dem Fest der Hl. Dreifaltigkeit. und ich möchte etwas sagen, das sich sowohl auf das eine wie auch auf das andere bezieht.

Der Prophet Jesaja sagt im 53. Kapitel seiner Prophetie: Wenn Er, der Christus kommt, dann ist er auserwählt, unsere Sünden auf sich zu nehmen, unsere Gebrechen auf Seine Schultern zu nehmen und durch seine Wunden wurden wir geheilt … Wenn wir an den auferstandenen Christus denken, der Seinen Jüngern erschien und ihnen ermöglichte, Seine Hände zu befühlen, der den Apostel Thomas aufforderte, die Echtheit und Tiefe Seiner Wunden zu prüfen, die sich auf Seinen Händen, Füssen und Seiner Seite befanden, dann verlieren wir etwas aus dem Blick.

Wir vergessen, das der zum Himmel auffahrende Christus sich mit Seinem durch unsere Sünden entstellten und verwundeten Leib in den Himmel erhebt und dass auf unbegreifliche Art nicht nur der auferstandene sondern auch der in den Himmel auffahrende Christus, der in die Herrlichkeit Gottes eintritt und sich zur rechten Gottes, des Vaters setzt, an Seinem menschlichen Körper Wunden trägt, die Ihm durch die menschliche Sünde zugefügt wurden. Er trägt noch immer auf Seinen Schultern die menschlichen Gebrechen, und die Auferstehung Christi und die schreckliche, leiden erfüllte Stille Woche sind jetzt eingeschlossen in das Geheimnis des dreieinigen Gottes, der Heiligen Unfassbaren Dreifaltigkeit. Das ganze Elend, der ganze Schmerz, das ganze Grauen wurde auf Christus gelegt, aber Er hat dies alles weder durch Seine Auferstehung noch durch Seine Himmelfahrt in der Herrlichkeit abgeworfen. Christus bleibt das Lamm Gottes, das zur Rettung der Welt geschlachtet wurde …

Und wenn am Pfingsttag, den wir als Fest der Allheiligen Dreifaltigkeit begehen, Er Seinen Geist auf die Jünger, die Apostel, auf die Kirche, die ganze Welt herab sendet, dann sendet Er ihn auf zweierlei Weise. Einerseits sind wir der Leib Christi, der lebendige, ängstliche, der in tausend Jahren gepeinigte, verwundete Leib Christi, nach den Worten des hl. Apostels Paulus, der die Wundmale des Retters auf seinem Körper trug und das an Ihm ergänzte, was an dem irdischen Leiden und den körperlichen Qualen Christi noch fehlte. Jahrhundert um Jahrhundert ist die Kirche berufen Leib Christi zu sein. Und wir als Sein Leib, die wir dessen ganz und gar unwürdig sind, stellen die Kirche Christi dar und werden der Gabe des Heiligen Geistes teilhaftig.

Ikone von der Herabkunft des Heiligen Geistes

Ikone von der Herabkunft des Heiligen Geistes

Aber der Heilige Geist kommt nicht nur auf uns herab, weil wir schon auf unbegreifliche Weise mit Christus verbunden sind, sondern weil wir hilflos, kraftlos und sündig sind und nur die Kraft Gottes, die sich in der menschlichen Schwachheit vollendet, kann uns retten. Wir empfangen den Heiligen Geist nicht nur als Leib Christi, sondern auch einzeln und gemeinsam als Sünder und als sündige Gesellschaft, die dringend der Kraft Gottes für ihre Rettung bedürfen …

Und deshalb sollten wir uns auf den am kommenden Sonntag stattfindenden Feiertag besonders vorbereiten. Wir sollen mit unserer Schwachheit kommen, aber in aller Offenheit, mit unserer Trauer um Gott, mit dem ganzen Hunger und Durst, den wir nach Gott haben, um unsere Seele zu beleben, um unser Leben zu verändern …

Verbringen wir diese Woche, indem wir überlegen. Verbringen wir diese Woche in der Erwartung und im Gebet., damit wir gemeinsam dem Heiligen Geist diese Gebet singen können: “Komm und wohne in uns!”. Denn es soll kein alltägliches Gebet werden, sondern die Beendigung unserer Trauer um Gott, unserer ganzen Gottesliebe, damit unser Unvermögen sich Ihm öffnet, so wie die Seele sich der Liebe, der Freude öffne kann.

Und dann, ganz als ob wir keine sündigen und schwachen Menschen wären, vermögen wir wieder und von Neuem ein großes Maß Gnade zu empfangen, das uns einander und unserem Gott näher bringt. Jenem Gott, der in die Herrlichkeit eingegangen ist mit dem Leib, der durch unsere Sünde unheilbar entstellt wurde, denn unsere Sünde existiert noch …

Wie unermesslich tief ist unser Gott! Mit wie viel Dankbarkeit können wir an Ihn denken! Wir Halbgläubigen, die wir so schlecht dahin leben, aber von Ihm geliebt werden. Er glaubt an uns, er hofft für uns alle und mit Seiner ganzen Kraft, die Er uns schenken kann, wenn wir Ihm nur das Recht geben, die Macht über uns, die Weite frei tätig zu werden. Wollen wir uns also ehrfürchtig auf das Kommen des Heiligen Geistes vorbereiten. Amen.

(Predigt vom 18. Mai 1980)

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