In den Wochen der Fasten- und Osterzeit haben viele von uns die Heiligen Kommunion empfangen. Zum Sakrament des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesu Christi sollten wir sehr bewusst herantreten und wissen, was wir tun, worum wir bitten und was dies für uns bedeutet. An der Heiligen Kommunion teilnehmen, heisst, den Herrn anzurufen, dass Er mit uns Eins sein möge. Nicht nur seelisch, sondern auch in unserem Leib vollzieht sich ein Mysterium. Sein Leben wird unser Leben und unser Leben wird Seins.
Jedes Mal wenn wir, nachdem wir an der Kommunion teilgenommen haben, erneut auf unsere dunklen Pfade zurückkehren, ziehen wir auch den Herrn qualvoll mit auf diese Bahn. Und wir tun Ihm damit Gewalt an, wir zerren Ihn auf den gleichen Weg des Leidens, der Ihn einst zu Seiner Kreuzigung führte, zu Seinen Schmerzen, zu Seiner Verspottung. Das alles sollten wir bedenken! Zur gleichen Zeit erhoffen wir uns vom Herrn ein neues Leben, ein Leben in Fülle. Und dieses Leben wird uns immer wieder gegeben, weil uns das Ewige Leben, wenn der Herr zu uns kommt und uns mit Sich Eins werden lässt, umarmt und ganz und gar erfüllt. Dieses uns geschenkte Neue Leben nehmen wir jedoch nicht an. Wir wollen nur Seine Freude nicht aber seine Last. In diesem ersten Vorgeschmack des Ewigen Lebens schon hier auf der Erde existiert auch eine Last und eine tragische Seite, nicht nur Freude und Jubel. Einerseits beginnt sich in uns das Leben der zukünftigen Welt zu entfalten. Aber dieses Leben wird in uns nur dann Wurzeln schlagen, wenn wir uns lossagen von den Werken des Bösen, der Dunkelheit, der Zersetzung und des Todes. Wir müssen uns bewusst dagegen entscheiden, mit aller Kraft des Willens, schonungslos uns selbst und unseren Schwächen gegenüber. Außerdem sollen wir dieses Ewige Leben in uns hegen und nähren durch ein Leben, wie es uns das Evangelium aufzeigt, d.h. durch ein Handeln, welches das Ewige Leben nicht mit Füßen tritt und das genährt wird aus dem Gebet.
Es gibt noch eine andere Seite. Wir bitten den Herrn, dass Er mit uns Eins sein möge und so all die schwere Last unseres Lebens auf Sich nehme und sie gemeinsam mit uns trage. Gleichzeitig jedoch sollten auch wir dazu bereit sein, das Schicksal des Menschgewordenen Gottessohnes auf der Erde auf uns zu nehmen. Einerseits dem Himmel, Gott und der Wahrheit anzugehören mit allem, was daraus resultiert: das heißt einen inneren Kampf zu führen mit dem, was in uns nicht aus der Wahrheit stammt, was in uns Tod bedeutet. Das heißt weiterhin, bereit zu sein für die Wahrheit Gottes einzustehen, für das Geheimnis des Gottesreiches, für die Liebe Gottes auf der Erde in unseren Beziehungen zu den Menschen. Auch dort wo dies bedeutet, ein Opfer zu bringen, sich zum Opfer zu bringen. Zuletzt bedeutet dies aber auch unsere Pflicht, im Namen des Herrn und Seiner Wahrheit dazu bereit zu sein, dass die Menschen einen schmähen werden, fremd zu sein für all die, die bewusst oder unbewusst nicht für diese Wahrheit leben.
Deshalb sollten wir uns auf die Heilige Kommunion sehr aufmerksam und mit voller Konzentration vorbereiten: Also sehr bewusst und vorbereitet zur Beichte zu gehen, sich von allem, was Falsch in uns ist, loszusagen, all das, was uns wieder gefangen nehmen kann, abzustreifen und sich innerlich darauf vorzubereiten, um nach der Beichte und dem Einswerden mit Christus zu beginnen, ein neues Leben zu leben, was dies uns auch kosten möge. Wenn wir so an das Sakrament der Kommunion herantreten, dann wird das Geschenk des Einswerden mit Christus, des Erfüllt werden mit der Gnade des Heiligen Geistes, jenes neue und unaussprechlich herzliche Du mit dem Vater und in Ihm mit allen Menschen, Früchte tragen. Wenn dies nicht geschieht, werden wir sehr, sehr betrübt sein. Weil wir merken, dass wir, obwohl wir Gott anrufen, keine Hilfe bekommen und kraftlos bleiben. Nicht weil Gott uns nicht helfen würde, nicht weil wir ohne Kraft sind, sondern weil wir das, was Gott uns schenkt, immer wieder so leichtfertig in einem leeren Leben verschleudern. Deshalb lasst uns nun voller Freude zu einem Neuen Leben herantreten. Wir alle, die bereits kommuniziert haben und auch jene, denen diese unbeschreibliche Freude noch bevorsteht. Mögen wir so zu leben beginnen, damit durch uns der Himmel auf die Erde herabkommt, damit das Himmelreich, welches in uns wohnt, all das, was um uns herum ist, umarmen möge, im Großen wie im Kleinen. Amen
Predigt von Metropolit Antonij von Surosch, 1967