Predigt von Erzpriester Andrej Lemeschonok vom 22. Mai 2019
Heute feiern wir die Überführung der Reliquien von Nikolaus dem Wundertäter aus Lykien nach Bari. Wir bitten den großen Heiligen, unseren Schutzheiligen, für uns bei Gott zu beten. Wir verherrlichen ihn, ehren sein Andenken. Das ist uns wichtig. Denn dieser Mensch wurde ein himmlischer Engel. Dieser Mensch liebte Gott und vergaß sich selbst, dieser Mensch liebte seinen Nächsten. Auch heute, nach vielen hundert Jahren, überrascht er uns immer noch mit seiner Menschenliebe, seiner Nähe, seiner Zugänglichkeit und Einfachheit. In der Tat, wenn der Mensch den Heiligen Geist erlangt, wenn der Mensch beginnt, Gott und den Nächsten zu lieben, wird alles einfach. Bisher sind wir nur reich an Lebenserfahrung, und wir leiden an unserem Verstand. Aber nachdem wir in die Kirche eingetreten sind und uns in einer solchen „Gesellschaft“ heiliger Menschen wiedergefunden haben, können wir einfach nicht so bleiben, wie wir heute sind.
Wir müssen uns ändern, unser Leben ändern, alles um uns positiv wahrnehmen, nicht grübeln, einfach, ruhig, sanftmütig sein und unser ganzes Leben, all unsere Energie auf das Herz richten. “Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu;...”(vgl.: Mt 6,6). Dort sollen wir Tag und Nacht arbeiten. Wir müssen unseren Geist von verschiedenen Gedanken befreien: von verführerischen, schmutzigen, eitlen Gedanken. Wir müssen sanftmütig und demütig sein – „eine Richtschnur des Glaubens und ein Vorbild der Sanftmut“, wie wir im Akafist zum heiligen Nikolaus lesen. Denn ohne Glauben geht natürlich nichts.
Wenn jemand geistlich lebt, braucht er nichts zu sagen. Wenn jemand nicht im Geiste lebt, schreit er, dass er ein Held ist, dass er ein Prophet ist, dass er jemand anderes ist. Aber das ist eine Krankheit. Manchmal vergeht es und manchmal bleibt es für immer. Also je einfacher desto besser. Werdet wie die Kinder (vgl.: Mt 18,3). Ein Beispiel aus dem Leben des Heiligen Nikolaus: Er hat Arius gehört. Unerhört! Wie kann das sein?! Ein Bischof als Schläger! Er wurde eingesperrt. Aber er war einfach empört, auf welche Weise sie Gott lästerten. Welchen Eifer hatte er! Das ist kein Zorn, das ist Eifer für Gott. Und so befreite der Herr seinen Heiligen, indem er mehreren heiligen Vätern erschien. Sie erkannten, dass solche Kühnheit Gott wohlgefällig ist, weil er es aus Liebe zu Ihm getan hat. Stellen Sie es sich einfach vor.
Aber wir brauchen das nicht, sonst fangen wir an, uns gegenseitig zu schlagen. Wir müssen zuerst anfangen, einander, unseren Familienangehörigen, unseren Vorgesetzten zu gehorchen. Wenn sie zu dir sagen: „Bleib zu Hause und koch Kohlsuppe!“ - koche Kohlsuppe. Und wenn sie dich in die Kirche gehen lassen, geh in die Kirche. Aber geh mit Anmut. Eigensinn, Stolz, Ungehorsam sind dämonisch. Daher muss man immer auf die Lebensumstände schauen, um sicherzustellen, dass wir niemandem Anstoß geben und alles friedlich bleibt. Dann wird es wirklich gut.
Sehen Sie, was das für ein Feiertag ist! Jeder Tag wird zum Feiertag. Die Kirche inspiriert uns ständig, damit wir nicht einschlafen, damit wir uns nicht langweilen, damit es schön ist. Wirklich schön - was für eine Ikone, was für ein Schmuck, was für Blumen! Das ist die Liebe. Und alles in Gott ist schön. Und ohne Gott ist alles hässlich, falsch, egal wie schön es auch sein mag. Also werden wir nach echter Schönheit suchen, wir werden den heiligen Nikolaus um Hilfe in unseren täglichen Angelegenheiten bitten. Aber das Wichtigste für uns ist, dass wir lernen, in solch einem Vertrauen auf Gott zu leben, in solcher Einfachheit, Reinheit und in solch einem orthodoxen Glauben.
Möge der Herr uns alle retten!