Was ist “das ewige Leben”?

01 Juni 2025

Hl. Erzbischofs Lukas von der Krim

In der heutigen Lesung haben Sie äußerst wichtige Worte unseres Herrn Jesus Christus gehört, die wir Ihnen erklären müssen, damit Sie sie richtig verstehen und in Ihr Herz einprägen können.

Vor seinem schrecklichen Leiden betete der Herr Jesus Christus zu seinem Vater: „Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, damit auch dein Sohn dich verherrliche, denn du hast ihm Macht über alles Fleisch gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe. Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den einzigen wahren Gott, und Jesus Christus, den du gesandt hast, erkennen“ (Johannes 17,1-3).

Was ist das ewige Leben? Es ist dasselbe wie das Himmelreich.

Und hier erklärt der Herr, was das Himmelreich ist, was das ewige Leben ist. Er sagt, dass das ewige Leben darin besteht, dass wir Gott, den Vater, und Jesus Christus, der von ihm gesandt wurde, erkennen.

Der Apostel Paulus sagt in einem seiner Briefe: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17), d.h. nicht die Annehmlichkeiten und Vergnügungen des Fleisches, sondern “Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ Aber viele Menschen verstehen die Tiefe der Worte Christi nicht.

Und das wissen auch die Muslime nicht. Sie stellen sich das Reich Gottes, das ewige Leben so vor, wie man es sich nicht vorstellen sollte: genau wie Essen und Trinken, genau wie irdische Vergnügungen. Die Muslime denken, dass das ewige Leben darin bestehen wird, dass die Gerechten in ständiger Gemeinschaft mit jungen, schönen Frauen sein werden, die sie mit ihrem Gesang, ihrer Musik und ihrem Tanz erfreuen werden, dass sie außergewöhnliche, exquisite Mahlzeiten genießen werden. Das ist eine äußerst sinnliche Vorstellung. So dürfen wir Christen nicht über das Reich Gottes und das ewige Leben denken. Wir sollten uns daran erinnern, was der Herr Jesus Christus gesagt hat: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und Jesus Christus, den du gesandt hast, erkennen“.

Das ewige Leben, das Reich Gottes, die ewige Freude im Heiligen Geist, der ewige Friede bestehen in der Erkenntnis Gottes des Vaters und unseres Herrn Jesus Christus. Das ist es, was Sie sich merken müssen.

Aber wie kann man das verstehen, wie kommt man dazu, was bedeutet es, Gott den Vater und Gott den Sohn zu kennen? Wir können das verstehen, wenn wir uns überlegen, wie wir die Menschen um uns herum erkennen.

Wir erkennen sie durch ihre Taten, durch ihre Worte, durch ihre Gefühle und Wünsche, durch ihre Gedanken, die sie in ihren Gesprächen mit uns zum Ausdruck bringen. Wir erkennen sie durch einen ständigen und langen Dialog mit ihnen.

So werden wir auch Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist im ewigen Leben kennenlernen.

Wie und womit werden wir sie erkennen?

Mit unserem Herzen, mit unserer Liebe, denn der Apostel Johannes, der Theologe hat uns die größte und wichtigste Wahrheit offenbart: Gott ist Liebe. Die Liebe ist das Wesen der Natur Gottes. Gott zu kennen, heißt, die vollkommene, absolute Liebe zu kennen.

Wie erkennen wir die Liebe der Menschen um uns herum? Ist es nicht mit unserem Herzen?

Natürlich, mit dem Herzen, und nur mit dem Herzen!

Deshalb muss die Erkenntnis Gottes des Vaters und seines ewigen Sohnes Jesus Christus in der Erkenntnis der Liebe Gottes in unserem Herzen bestehen.

Wie genau erkennen wir Gott mit unserem Herzen?

Wir können ihn nur mit einem reinen Herzen erkennen, einem Herzen voller Liebe, einem Herzen, das vom Bösen, vom Hass, von Flüchen, von allem Schmutz gereinigt ist, einem reinen Herzen, einem Herzen, das die heilige Liebe in sich bewahrt.

Auf diese Weise, in der Gemeinschaft mit der Liebe Gottes, wird unsere Erkenntnis von Gott bestehen. Wir werden die Liebe mehr und mehr als das Wesen der Gottheit erkennen und ihrer teilhaftig werden.

Aber wird dies der einzige Weg sein, Gott den Vater und Gott das Wort zu erkennen?

Nein, nicht nur. Neben dem Herzen, dem wichtigsten Organ der höheren Erkenntnis überhaupt, werden wir Gott auch mit dem Geist erkennen.

Das wird dann der Fall sein, wenn wir in unserem zeitlichen Leben lernen, unseren Geist von allen Lügen, von allem Schmutz zu reinigen, wenn wir nach dem Wort des Apostels den Geist Christi empfangen (1 Kor 2, 16); wenn alle unsere Gedanken dorthin gelenkt werden, wohin der Herr Jesus Christus sie zu lenken befiehlt; wenn wir nur an das Höchste, an das Heilige, an das Reine denken; wenn unser Geist frei ist von allen Verwicklungen, von allen Lügen, wenn er rein ist; wenn er tief, ganz auf die Erkenntnis des Höchsten konzentriert ist.

Heilige Dreifaltigkeit

So lasst uns mit unserem Herzen und mit unserem Geist die Heilige Dreiheit erkennen.

Unsere ewige Glückseligkeit wird in dieser Erkenntnis bestehen, die sich ständig und immer weiter ausbreitet und vertieft. Denn es gibt keine höhere Glückseligkeit als die, die wir empfangen, wenn wir den Geist Christi, die Liebe Gottes erkennen.

Die ewige Glückseligkeit der Gerechten wird gerade in der ständigen Gemeinschaft mit Gott bestehen.

Wo wird dieser lebendige Austausch stattfinden? Wo ist dieses Reich Gottes? Wird es nur ein uns unbekanntes, geistiges Reich sein, von dem wir nicht wissen, wo es sich befindet? Nein, das wird es nicht sein.

Es wird dort sein, wo wir nach dem Wort Gottes, das durch den großen Apostel Johannes, den Theologen geoffenbart wurde, im ewigen Leben verweilen werden, es wird im neuen Jerusalem sein, das vom Himmel herab kommt.

Hören wir, was der große Apostel im 21. Kapitel seiner Offenbarung sagt: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der vorige Himmel und die vorige Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.”

Ein neuer Himmel und eine neue Erde: Das Alte ist vergangen. Wie ist es vergangen? Wir erfahren dies vom Herrn selbst und vom großen Apostel Petrus, wir erfahren, dass, wenn das Ende der Welt kommt, „das Universum und alle Werke darin verbrannt werden“ - durch Feuer zerstört, werden aufhören zu existieren, und an ihrer Stelle wird alles neu geschaffen werden.

„Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt Jerusalem, eine neue Stadt, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: 'Siehe, das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen; sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird mit ihnen ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, und das Weinen und Schreien und die Krankheit werden nicht mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der, der auf dem Thron sitzt, sprach: Ich mache alles neu“ (Offb 21,1-5).

Wenn die Erde zerstört ist und alle Werke auf ihr verbrannt sind, wird der Herr alles neu erschaffen: ein neues Universum, eine neue Erde, einen neuen Himmel. Dann wird das neue Jerusalem vom Himmel herabkommen, das für die Wohnung der Heiligen bei Gott bestimmt ist.

In der folgenden Erzählung beschreibt der heilige Evangelist Johannes der Theologe die Stadt Jerusalem im Detail. Ich werde nicht weiter darauf eingehen, sondern nur das sagen, was für uns besonders wichtig ist, was gesagt werden muss. Dort, im neuen Jerusalem, „wird nichts mehr verflucht sein, sondern der Thron Gottes und des Lammes wird darin sein, und seine Knechte werden ihm dienen. Und sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird auf ihrer Stirn stehen“ (Offb 22,3-4).

Und in dieses neue Jerusalem, das für die ewige Seligkeit der Gerechten bestimmt ist, „wird nichts Unreines und niemand, der sich dem Schmutz und der Lüge hingibt, eintreten, sondern nur die, die vom Lamm in das Buch des Lebens eingeschrieben sind“ (Offb 21,27).

Dies wird die Stadt der Kinder Gottes sein. Dort werden sie die ewige und unveränderliche Gemeinschaft mit Gott selbst genießen.

Hier, in unserem irdischen Leben, haben wir Gemeinschaft mit Gott nur in unseren Gebeten, in unseren tiefen, tränenreichen Gebeten. Dann aber kommuniziert unser Geist mit dem Geist Gottes. Und dort wird diese Gemeinschaft ewig, endlos, unendlich sein.

Werden wir dann unseren Gott von Angesicht zu Angesicht sehen?

Oh nein! Gott ist Geist, er hat keine Körperlichkeit.

Wir können ihn uns nicht als einen gut aussehenden alten Mann vorstellen, der auf einem Thron sitzt. Niemand hat Gott je gesehen. Gott ist für unsere Augen unsichtbar, weil er Geist ist, weil er immateriell ist. Merken Sie sich das.

Johannes, der Theologe spricht über das, was er in seiner großen Vision sah: „...ich war im Geist, und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß der, der wie ein Jaspis und ein Sardes aussah, und ein Regenbogen um den Thron, der aussah wie ein Smaragd“ (Offb 4,2-3).

Diese Worte beschreiben den Gott, der auf dem Thron sitzt:

Diese Worte beschreiben den Gott, der auf dem Thron sitzt: Dieser, der auf dem Thron saß, war wie ein Stein aus Jaspis und Sardis.

Das ist kein menschliches Bild, sondern etwas Geheimnisvolles, schön und glänzend wie Edelsteinen, wie wir es uns nicht vorstellen können....

Wir aber werden den Herrn Jesus Christus mit unseren Augen sehen, denn Er ist von den Toten auferstanden und in Seinem menschlichen Leib, in Seinem verherrlichten Leib, in den Himmel aufgefahren.

Als die heiligen Apostel dem auffahrenden Heiland nachsahen, der schon hinter einer Wolke verschwunden war, erschienen ihnen zwei Männer in weißen Gewändern und sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel auf? Dieser Jesus, der von uns in den Himmel aufgefahren ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen“ (Apg 1,11) - in gleicher Weise, d.h. in einem menschlichen Körper.

Und wenn unser Herr und Gott Jesus Christus Seinen menschlichen Körper bis zu Seiner Wiederkunft bewahrt, bedeutet das nicht, dass Er ihn für immer bewahren wird?

Wir wissen, dass der Herr Seinen Märtyrern und großen Heiligen viele Male in Seiner irdischen Gestalt erschienen ist, und wir werden Ihn in einem menschlichen Körper im Neuen Jerusalem mit unseren Augen sehen.

Aber Gott den Vater und Gott den Heiligen Geist werden wir nur mit geistigen Augen sehen.

Wessen Geist wird sich dieser höchsten Glückseligkeit erfreuen können?

Nur ein reine Geist, nur jene, die reinen Herzens sind, werden Gott sehen, nur die, in denen es keinen Schmutz gibt, denn nichts Übles wird in das Neue Jerusalem eingehen.

Um in dieser ewigen Stadt bleiben zu können, müssen wir die ganze Zeit unseres irdischen Lebens einem großen Werk widmen - der Reinigung unseres Herzens.

Wie läutert man sein Herz? Wisst ihr nicht, wie ihr eure Wohnungen sauber haltet: ihr fegt und wischt die Böden, fegt Spinnweben und Schmutz weg, putzt Fenster und Türen, wäscht Tischtücher und Vorhänge; und nur dann, wenn ihr euch ständig um die Sauberkeit eurer Wohnung kümmert, ist sie sauber.

Genauso sollte man sich um die Reinheit des Herzens kümmern: man sollte Tag für Tag schauen, ob sich darin Schmutz befindet, man sollte streng darauf achten, was und wann es verunreinigt und beschmutzt ist, man sollte diesen Schmutz, diesen Unrat sofort abwaschen. Womit soll man ihn abwaschen? Mit Tränen, mit Tränen der Reue. Das ist die Aufgabe unseres Lebens.

Ich habe Ihnen den Sinn und die Bedeutung der Worte Christi erklärt: „Das ist das ewige Leben, dass sie dich, den einzigen wahren Gott, und den von dir gesandten Jesus Christus erkennen“.

Und nun werde ich meine Rede fortsetzen und die Frage beantworten, die sich viele von Ihnen gestellt haben.

Denkt ihr: Was wird mit den guten Menschen geschehen, die nichts Böses tun, sogar viel Gutes tun, aber sich nicht zu Gott bekennen? Werden sie in das Himmelreich kommen? Werden sie mit dem ewigen Leben begünstigt werden? Oh nein, oh nein! Das sage nicht ich, sondern Christus selbst.

Gute Taten allein genügen nicht, wir müssen von ganzem Herzen an den Herrn Jesus Christus und an Gott, den Vater, der ihn gesandt hat, glauben, wir müssen den Schmutz unserer Sünden im Taufbecken abwaschen, und wir müssen teilhaben am Leib und Blut Christi.

Das sage nicht ich, sondern Christus selbst hat vor seiner Himmelfahrt zu seinen Aposteln gesagt: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ (Markus 16,15f.).

Diejenigen, die keinen Glauben haben, die nicht getauft sind, die nicht am Leib und Blut Christi teilhaben, haben keinen Zugang zum Neuen Jerusalem, kein ewiges Leben, so wie es auch für Juden und Muslime kein Leben gibt, obwohl es unter ihnen viele gute und würdige Menschen gibt.

Wo wird es dann einen Platz für sie geben? Diese Frage wird von Christus beantwortet, der sagte: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.” Es stimmt, dass sich dieses Wort auf diejenigen bezieht, die in das hohe Jerusalem einziehen werden, aber wir können aus diesen Worten eine weitere Schlussfolgerung ziehen.

Wir sollten uns vorstellen, dass diejenigen, die Christus nachgefolgt sind und von ganzem Herzen an ihn geglaubt haben, die auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft worden sind, die ewige Seligkeit, das ewige Leben erben werden.

goldene Stadt

Alle blutbefleckten Übeltäter, alle Lästerer, alle Ehebrecher, alle, die von der Reinheit des Herzens weit entfernt sind, werden zur ewigen Qual verdammt werden.

Aber zwischen diesen beiden extremen Gruppen, zwischen den Gerechten auf der einen Seite und den Bösen und Gottlosen auf der anderen, gibt es eine große Zahl von Menschen, die weder gerecht noch böse sind.

Was wird ihr Schicksal sein? Wir wissen es nicht, aber da der Herr sagte: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen”, denken wir, dass es für sie eine bescheidene Wohnung im Haus des himmlischen Vaters geben wird. Sie werden das Reich Gottes nicht vollständig erben, aber sie werden auch nicht gequält werden. Sie werden sich in einem Zwischenzustand befinden. Wie dieser Zustand genau aussieht, wissen wir natürlich nicht.

Der menschliche Geist ist unsterblich, und er wird entweder in der ewigen Freude der Gerechten oder in der ständigen Qual der Sünder oder schließlich in einem uns unbekannten Zwischenzustand weiterleben.

Aber sagen wir noch mehr: Der Heilige Geist, der Lebensspender aller Dinge, vergeistigt auch jedes lebende Geschöpf, und deshalb müssen wir auch an die Unsterblichkeit aller Geschöpfe glauben, die von Gott erneuert werden, wenn er alles neu schafft.

Das können wir natürlich nicht behaupten, sondern nur vermuten.

Ihr, die kleine Herde Christi, unterscheidet euch von der großen Zahl der Menschen, die Christus fremd sind, die nie in die Kirche kommen, die nie die Kommunion empfangen.

Ihr solltet immer darauf achten, dass ihr hier, in eurem irdischen Leben, das Recht erhaltet, in die ewigen Wohnungen des Reiches Gottes einzugehen.

Das solltet ihr versuchen, euch zur Gewohnheit zu machen, so oft wie möglich im Gebet mit Gott zu kommunizieren. Und dabei wird Ihnen unser Herr Jesus Christus helfen, der gesagt hat: “Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und Jesus Christus, den du gesandt hast, erkennen.”

30. Juli 1950

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