Kapitel 1: Wir haben das Gesetz verlassen Teil 5

18. Mai 2023

Das Buch von Erzpriester Andrej Lemeschonok

Von der Beständigkeit zur Freiheit

Die Seele versucht sich zu befreien. Jeder von uns hat seine eigene persönliche Erfahrung mit dieser Freiheit. Es ist jener Augenblick der Gnade, wenn der Mensch nichts mehr braucht, er alles hat, was er braucht, weil Gott selbst in ihm ist. Dies ist der Moment, in dem ein Mensch von nichts und niemandem abhängig ist und selbst der Tod keine Macht hat, ihn von Gott zu trennen.

Die Sünde aber hält den Menschen an der Leine, zieht ihn runter, herrscht über den Menschen. Aber wir erleben es auch selbst. Jemand beleidigt uns und sofort ist unser Stolz verletzt. Und sogleich wenden wir uns von denen ab, die wir gestern noch geliebt haben.

Es ist traurig, dass wir so unbeständig sind und ständig nur an der Oberfläche dieser zeitlichen Welt dahin schlittern.

Das geistliche Leben hingegen baut auf Beständigkeit, auf den inneren Kampf mit unserem emotionalen sinnlichen Menschen. Deshalb sollen wir die Gebete lesen. Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr lesen wir unsere Regel und gewöhnen uns auf diese Weise an das Gebet, es tritt in unser Leben ein. Uns fehlt momentan noch Aufmerksamkeit, wir sind oft zerstreut und unsere Gedanken sind verwirrt, aber wenn wir fleißig und beständig arbeiten, wird all dies Früchte tragen.

Denn die Seele, die gelernt hat, sich oft an Gott zu wenden, wird in der Lage sein, sich von der zeitlichen eitlen Welt loszureißen und innere Stille in sich selbst zu finden.

Wie man ein Heiliger wird

Der Mensch sagt: "Ich bin ein Sünder, wie kann ich ein Heiliger werden?" Und Hl. Simeon, der Neue Theologe, sagte kühn, dass Reue die Jungfräulichkeit eines Menschen wiederherstellt. Was für eine Kraft und Schönheit offenbart sich, wenn wir Buße tun! Aber es ist eben echte Buße vonnöten und nicht dieses Herumjammern, wie unglücklich und sündig ich bin und dass es keine Erlösung für mich gibt. Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe (Mt 4,17).

Reue ist die Tür zum Himmelreich Gottes. Es ist Vertrauen in Gott, der uns liebt und uns deshalb vergeben und von den Sünden heilen wird. Es ist sehr wichtig für uns, dass wir anfangen zu bereuen. Damit wir nicht in den Wolken schweben, sondern Gott Schritt für Schritt näher kommen.

Was brauchen wir dafür? Erst einmal Aufmerksamkeit, Nüchternheit, öfter an das Leben denken, das wir gelebt haben, an weitere Wege, daran, wie wir heute gelebt haben, in dieser Woche, in diesem Monat. Wir müssen in allem die Vorsehung Gottes suchen, besonders in Bezug auf uns und unsere Nächsten.

Was will Gott? Gott möchte, dass jede Seele lieben lernt, damit Licht und Frieden darin sind und die Menschen um uns herum erleuchtet werden. Gott möchte, dass der Mensch beginnt, für seine eigene Errettung zu arbeiten, indem er seine Seele bewusst von der Sünde reinigt.

Der Mensch wurde als freies Geschöpf erschaffen, ausgestattet mit dem Recht zu wählen. Und wir müssen lernen, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen, dafür, wie wir leben und wie wir uns unseren Nächsten gegenüber verhalten.

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