Ausgewählte Weihnachtshymnen und ihre Bedeutung

7. Januar 2024

Fresco der Geburt Christi

Fresco der Geburt Christi

Viele Christen im Westen haben bereits die Geburt Christi gefeiert und befinden sich in der Weihnachtszeit. Für die Gläubigen der russisch-orthodoxen Kirche steht Weihnachten vor der Tür. Wir hören sein Näherkommen in den Hymnen, die in unseren Gottesdiensten gesungen werden. Während die Stunde der Geburt Christi näher rückt, machen wir Sie mit den Weihnachtssticheren, Troparien und Irmen bekannt. Was haben sie uns zu sagen? In diesem Artikel wollen wir die sieben bekanntesten Hymnen zu Ehren der Geburt Christi in aller Kürze darlegen.

„Christ wird geboren: jauchzt und singt!“

Christ wird geboren: jauchzt und singt!
Christus vom Himmel: lauft Ihm entgegen!
Christus auf Erden: erhebet euch!
Singt alle Lande dem Herrn!
Ihr Menschen aber, frohlocket -
den herrlich hat Er sich kundgetan.

Mit diesem prominenten Irmos beginnt der Weihnachtskanons, der uns in die Atmosphäre des Festes einführt und uns einen Vorgeschmack auf die kommenden Freudentage gibt. Wir hören diese Irmen bereits einen Monat vor dem großen Fest in der Kirche. Sie werden zum ersten Mal bei der Nachtwache am Fest des Einzugs der Allerheiligsten Theotokos in den Tempel gesungen. Sie werden von da an als Katavasia an allen Sonn- und Feiertagen der vorweihnachtlichen Zeit gesungen, bis am Fest der Geburt des Herrn der gesamte Kanon feierlich gesungen wird.

Die Länge der Vorbereitungszeit hebt die Geburt Christi von allen anderen großen Feiertagen ab und unterstreicht ihre besondere Bedeutung. Wie Protopresbyter Alexander Schmemann feststellte, beginnt mit der Geburt Christi das Zusammenkommen von Gott und Welt, von Christus und Mensch. Es ist das Fest der grundlegenden christlichen Wahrheit über die Menschwerdung Christi und die Vergöttlichung des Menschen.

Der Autor dieses Irmos war der Heilige Kosmas von Maiuma, ein Hymnograph. Er wurde von der Predigt des heiligen Gregor des Theologen inspiriert, und vor allem von diesen Zeilen: „Christus wird geboren: verherrlicht ihn! Christus vom Himmel, geht Ihm entgegen. Christus auf Erden; erhebet euch. Singt dem Herrn die ganze Erde; damit ich beides in einem Wort vereinigen kann: Möge der Himmel jubeln und die Erde sich freuen über Ihn, der vom Himmel herkommt und dann von der Erde abstammt. Christus im Fleisch, freue dich mit Zittern und Freude; mit Zittern wegen deiner Sünden, mit Freude wegen deiner Hoffnung.“

„Bereite dich, Bethlehem, öffne dich allen, du Garten Eden!“

Bereite dich, Bethlehem, öffne dich allen, du Garten Eden; schmücke dich, Ephrata, denn der Lebensbaum entspross aus einer Jungfrau in der Höhle; ihr Leib nämlich erschien als geistiges Paradies, worinnen die Göttliche Frucht, von der wir essen und leben und nicht wie Adam sterben: Christus wird geboren, um das gefallene Bild wieder aufzurichten.

Dieses Troparion wird an den Tagen der Vorfeier des Festes der Geburt Christi, also vom 2. bis 5. Januar (20. bis 23. Dezember, gemäß dem Julianischen Kalender) gesungen. Mit seinen leuchtenden Bildern und lehrreichen Anspielungen auf die Erzählungen aus dem Buch Genesis über das Leben der ersten Menschen im Garten Eden bringt es uns die grundlegende Botschaft des Weihnachtsfestes nahe. Es vergleicht Bethlehem mit Eden, dem Garten Gottes, den er im Osten gepflanzt hatte und wo er den Menschen hin setzte, den er geformt hatte (Gen 2,8). Der von der Jungfrau geborene Christus wird mit dem Baum des Lebens verglichen, an dessen Frucht die ersten Menschen für immer leben konnten. Diese Erzählung ist mehr als eine kreative Metapher. Viele Kirchenväter, zu denen auch Johannes von Damaskus gehört, verwendeten diesen Vergleich und betonten, dass die Menschen durch das Essen vom Baum des Lebens Gott im Blick behalten. Als Adam und Eva sündigten, verloren sie ihre Fähigkeit, Gott zu sehen und wurden sterblich. Mit seinem Kommen gab Christus uns diese Fähigkeit zurück und führte uns damit auch zum ewigen Leben zurück.

Fresco der Geburt Christi

Fresco der Geburt Christi

Wir verehren Deine Geburt, o Christe!

Heute wird geboren von einer Jungfrau, der mit Seiner Hand die ganze Schöpfung hält; wie ein Knäblein wird in Windeln gewickelt der Seiner Natur nach unberührbare Gott; in eine Krippe wird gelegt, der da im Anfang durch Sein WORT die Himmel festigte; mit Milch wird getränkt, der in der Wüste den Menschen einst Manna regnen ließ; Weise ruft zu sich der Bräutigam der Kirche, und Geschenke nimmt von ihnen an der Sohn einer Jungfrau: wir verehren Deine Geburt, o Christe; wir verehren Deine Geburt, o Christe; wir verehren Deine Geburt, o Christe; o zeige uns nun Deine Heilige Gotteserscheinung!

Dieses Stichiron wird am Vorabend der Geburt Christi nach den königlichen Stunden gesungen, wenn wir bei der Lesung der Neunten Stunde an Sein Leiden und Sterben am Kreuz erinnern.

Dieser Text hilft uns, die Geburt Christi zu verstehen, die gleichermaßen ein Geheimnis Gottes und eine Herausforderung ist. Der ewige und allmächtige Gott und Schöpfer des Universums kam als wehrloses Kind auf diese Welt, das für alle seine Lebensbedürfnisse von Menschen abhängig war.

Das Stichiron stellt auch eine klare Verbindung zwischen der Theophanie und der Geburt Christi her, zwei Feste, die in der alten Kirche als eines gefeiert wurden.

Bemerkenswert ist auch die Anspielung auf den Hymnus, der am Großen und Heiligen Freitag (Karfreitag) gesungen wird: „Wir verehren deine Passion, О Christe; Zeig uns auch deine glorreiche Auferstehung!“ Die Reihenfolge der Gottesdienste am Vorabend der Geburt Christi und der Theophanie ist dem Gottesdienst des Großen Freitags nachempfunden. Auf die königlichen Stunden folgt die Typika anstelle der Göttlichen Liturgie. Die ähnliche Abfolge der Gottesdienste an diesen beiden Festen unterstreicht die Verbundenheit der Geburt Christi und seines Todes am Kreuz und die untrennbare Verbindung zwischen diesen beiden Ereignissen. Der unsterbliche Sohn Gottes kam in diese Welt, um als Mensch zu sterben und die Menschen von ihren Sünden zu erlösen.

Was sollen wir Dir darbringen, o Christe?

Was sollen wir Dir darbringen, o Christe, der Du als Mensch um unsertwillen auf Erden erschienest? Jedes Deiner Geschöpfe bringt Dir ein Dankgeschenk: Die Engel ihr Singen, der Himmel den Stern, die Weisen ihre Gaben, die Hirten ihr Staunen, die Erde die Höhle, der verlassene Ort die Krippe: wir aber bringen die Mutter und Jungfrau! Du Gott vor aller Zeit, erbarme Dich unser.

Diese Hymne ist eines der ersten Stichira der Vesper am Vorabend der Geburt Christi. Es besitzt eine Schlüsselbedeutung für den übrigen Gottesdienstes, insbesondere, dass die Menschen berufen sind, auf die Gaben zu antworten, die Gott ihnen schenkt. Sein letztes Geschenk an uns ist das Kommen unseres Erretters in die Welt, der die Menschheit durch sein Leiden und Sterben am Kreuz von ihren Sünden erlöst und uns das ewige Leben geschenkt hat.

Wie sollen wir im Gegenzug geben? Darauf gab der heilige Johannes von Shanghai und San Francisco eine Antwort in einer seiner Predigten. „Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott. (Micha 6,8). Dem Herrn, der in der Krippe liegt, bringen wir unsere Anbetung und unser Lob dar und auch eine gute Tat.“

Auch in diesem Stichiron finden wir eine schöne Beschreibung der Gottesmutter. Die Allerheiligste Jungfrau, die an Größe alle Macht der Engel übertrifft, ist das Geschenk der ganzen Menschheit an den Herrn, das Beste, was sie darbieten kann.

Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden!

Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden! Heute empfängt Bethlehem Ihn, der in Ewigkeit mit dem Vater regiert. Heute verherrlichen die Engel das neugeborene Kindlein in Gottes würdigen Hymnen: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen Seiner Gnade!“

Dieses Weihnachtsstichiron wiederholt die Zeilen des Engelshymnus aus dem Lukasevangelium (2, 13f.). Wir hören es bei der Nachtwache des Festes der Geburt Christi. Es folgt der Evangelienlesung über die Offenbarung des Engels an den gerechten Joseph, dass Maria, die mit ihm verlobt war, durch den Heiligen Geist schwanger ist und Christus, den Retter aller Menschen, gebären soll.

Sein feierlicher Text zeigt uns den Zusammenhang zwischen der Geburt Christi als einem historischen Ereignis, das zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort stattfand, und ihrer universellen Bedeutung für alle Menschen und zu allen Zeiten.

Es verkündet auch eine Einheit von drei Existenzebenen – der Welt des Himmels, in der unser dreieiniger Gott in der Ewigkeit wohnt, der Welt der Engel und der menschlichen Welt auf Erden. Diese Welten waren getrennt, als er kam, aber die Geburt Christi stellte ihre Verbindung wieder her.

Fresco der Geburt Christi

Fresco der Geburt Christi

Troparion zum Fest der Geburt Christi

Deine Geburt, Christus, Du unser Gott,
hat der Welt das Licht der Erkenntnis gebracht;
denn in Ihm wurden die Diener der Sterne
durch einen Stern belehrt,
Dich anzubeten als die Sonne der Gerechtigkeit
und Dich als Aufgang aus der Höhe zu erkennen:
Herr, Ehre sei Dir.

Es ist üblich, dem Glauben rationales Wissen gegenüberzustellen. Dieses Troparion aus dem 4. Jahrhundert trägt die gleiche Idee vor, die von christlichen Apologeten der ersten Jahrhunderte vertreten wurde, nämlich dass Glaube und Vernunft untrennbar miteinander verbunden sind. Im fünften Jahrhundert drückte der Heilige Augustinus Aurelius in seinem Spruch die gleiche Überzeugung aus: „Verstehe, um zu glauben, und glaube, um zu verstehen.“ Das Troparion spricht von den Heiligen Drei Königen, den Anbetern der Sterne, die vom Stern von Bethlehem belehrt wurden, die Sonne der Gerechtigkeit, den wahren Gott, anzubeten. Im Bewusstsein, dass die Magier die Prophezeiungen über die baldige Geburt des Großen Königs kannten und an die Vorzeichen der Sterne glaubten, brachte der Herr sie zum Herrn Jesus Christus, der zu ihnen sagen würde: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Er würde erklären, dass er geboren wurde und auf die Welt kam, um die Wahrheit zu bezeugen.

Dieses Troparion bezieht sich auf Christus als die Sonne, und das ist kein Zufall. Als das Fest der Geburt Christi getrennt von der Theophanie begangen wurde, gab es in Rom noch eine heidnische Tradition, das Fest des unbesiegbaren Sonnengottes am Tag der Wintersonnenwende zu feiern. Vielleicht lenkten die frühen Christen, indem sie ungefähr zur gleichen Zeit die Geburt Christi feierten, die Aufmerksamkeit des heidnischen Volkes von der Anbetung eines Himmelskörpers, der Sünde, auf die Anbetung Christi, der geistlichen Sonne, die niemals untergeht.

Kondakion zum Fest der Geburt Christi

Die Jungfrau gebiert heute den Überseienden, und die Erde bietet eine Höhle dem Unzugänglichen; Engel lobsingen mit Hirten, und Weise wandern mit einem Stern; denn für uns ward geboren ein kleines Knäblein: Der urewige Gott.

Dieses Kondakion ist ein weiterer bekannter Hymnus zu Ehren des Festes der Geburt Christi, das im 5./ 6. Jahrhundert vom Heiligen Romanos dem Meloden geschrieben wurde. In seinem Text stoßen wir auf eine charakteristische Frage: Wie konnte der für das Universum zu große Gott aus dem Schoß der Jungfrau geboren werden? Oder in einer bescheidenen Höhle Unterschlupf suchen?

Der Text in seiner vertrauten Form macht weniger als ein Zehntel des ursprünglichen Hymnus aus. Romanos der Melode hatte eine Vorliebe für lange Werke. Der Text, den wir als Kondakion der Geburt Christi kennen, war lediglich eine Einleitung zu weiteren 24 Versen, deren Anfangsbuchstaben das Akrostichon Τοῦ ταπεινοῦ Ῥομανοῦ ὁ ὕμνος («Hymnus des bescheidenen Romanos») bildeten.

Zusammengestellt von Anastasia Parchomtschik

Quelle: foma.ru

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