
Alle Fastenzeiten im orthodoxen Kalender sind auf ihre Art einmalig. Die Kirche ebnet ihren Gläubigen den Weg zu den verschiedenen Festen im Verlauf des Kirchenjahres auf mehr oder weniger intensive Weise. Die Fastenzeiten sind die Vorbereitung der Christen mit Leib und Seele auf die wichtigsten Ereignisse aus der Heilsgeschichte, die wir jedes Jahr aufs Neue verinnerlichen sollen. Sie befreien unsere Seelen von unnötiger Hektik, unterdrückten Leidenschaften, Beleidigungen… Das Fasten besitzt einen reinigenden Charakter.
Doch insbesondere die jetzt beginnende Weihnachtsfastenzeit gehört bei groß und klein zu den beliebtesten Fastenzeiten.
Beginnend mit dem 28. November nehmen orthodoxe Christen nur noch Fastenspeisen zu sich und setzen einen jetzt verstärkten geistlichen Kampf um den Sieg über ihren alten Menschen fort. Das Weihnachtsfasten endet am 6. Januar und es folgt die lichte, freudvolle Weihnachtszeit, gefeiert zu Ehren der Geburt Christi.
Eine Fastenzeit vor dem Weihnachtsfest ist seit der Frühen Kirche bekannt. Es fand in den Schriften einiger Heiligen Erwähnung. Zum Beispiel Leo der Große, der selige Augustinus, Ambrosius von Mailand. Diese Erwähnungen beziehen sich auf das IV. ‒ V. Jahrhundert.
Im Volksmund wird das Weihnachtsfasten auch Philippusfasten genannt, da die Christen am Gedenktag des Apostels Philippus sich letztmals vor Beginn der Fastenzeit stärken konnten.
Die Aufgabe der Gläubigen während der Fastenzeit besteht darin, ihr Herz von allem unnötigen und leeren Dingen zu reinigen und sich auf die Begegnung mit Christus vorzubereiten. Denken wir an die Ereignisse des Evangeliums vor der Geburt des Messias. Für das heilige Paar, die Jungfrau Maria und den Verlobten Josef, gab es in ganz Bethlehem keinen Platz! Der Erretter wurde in einem Viehstall geboren ... Daher ist es wichtig, diese Zeitspanne so zu verbringen, dass Gott nach dem Fasten in unseren Herzen einen würdigen Platz findet.

Traditionell versuchen Christen in dieser Zeit, ein tieferes spirituelles Leben zu führen und verzichten auf unnötige Ablenkungen. Zum Beispiel verzichten heutzutage viele auf Fernsehen, Kino, Theater. Die freie Zeit kann damit verbracht werden, geistliche Literatur zu lesen — das Evangelium, die Werke der heiligen Väter. Es wird auch für viele nützlich sein, häufiger zu beichten und die Kommunion zu empfangen.
Es ist erwähnenswert, dass keine Sakramente der Ehekrönung in der Weihnachtsfastenzeit gespendet werden, da dies eine Zeit der Abstinenz (Enthaltung) ist.
Das Sakrament der Krankensalbung hingegen wird in vielen Gemeinden genauso wie in der Großen Fastenzeit vollzogen. Wenn sie also wünschen an diesem Sakrament teilzunehmen, dann können Sie das in dieser Zeit tun.
Und natürlich existiert die schöne Tradition, Weihnachtsgeschenke für Angehörige und Freunde vorzubereiten. Dies können Kleinigkeiten sein, die Sie mit Ihren eigenen Händen herstellen. Zum Beispiel etwas Gestricktes oder Gesticktes oder eine andere Bastelarbeit, die mit Liebe und Gebet verbunden ist ... mit einem Wort, alles, in das Sie Ihre Zuneigung und Wärme hineinlegen.
Gemäß der kirchlichen Satzung ist es während der Fastenzeit notwendig, auf schweres Essen, also tierische Lebensmittel, dies sind alle Fleisch- und Milchprodukte, Eier, zu verzichten.
Vom Anfang der Fastenzeit bis zum 19. Dezember, wenn die Kirche das Fest des Heiligen Nikolaus, des Wundertäters, feiert, kann eine warme Mahlzeit ohne Öl montags eingenommen werden. Am Mittwoch und Freitag ist ein ungekochtes Essen, bestehend aus rohem Obst und Gemüse sowie Brot, vorgeschrieben. Aber an den anderen Tagen - Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag - können Sie Fisch und Beilagen, mit Pflanzenöl zubereitet, essen.

Nach dem Fest des Hl. Nikolaus am 19. Dezember wird Fisch nur noch am Samstag und Sonntag zubereitet. An den Tagen der Vorfeier vor dem Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus ist Fischverzehr gänzlich untersagt. Speisen mit pflanzlichem Öl sind am Samstag und Sonntag erlaubt.
Am Fest der Einführung Mariens in den Tempel (4. Dezember) sind in jedem Fall, auch mittwochs und freitags, Fischgerichte erlaubt.
Das strengste Fasten fällt auf den Heiligabend, den 6. Januar. Es gibt sogar eine fromme Tradition, vor dem Erscheinen des ersten Sterns am Himmel vollständig auf Essen zu verzichten und erst dann eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen.