Mit Beginn der Fastenzeit lesen wir den Großen Kanon des Hl. Andreas von Kreta. Er gehört zu den schönsten geistlichen Dichtungen, die im Gottesdienst gelesen werden.
Anhand unzähliger Beispiele aus der Hl. Schrift ruft uns der Hl. Andreas zur Umkehr und weckt in uns ein Gefühl tiefer Reue und Zerknirschung über unsere Abkehr von Gott, über unser sündiges, Gott vergessenes Tun. Dabei stellt uns der Hl. Andreas einige Gerechte aus dem Alten Testament vor, die uns auf unserem Weg durch die Fastenzeit begleiten und als Vorbilder dienen, um uns zu ermutigen und geistlich stärken.
Den im Kanon erwähnten Sujets wollen wir in den Texten des Alten Testaments nachspüren, um so ihren tieferen Sinn zu verstehen, auf den der Hl. Andreas anspielt.
Aus dem Kanon:
Dem ersten Menschen Adam hab ich nachgestrebt durch Übertretung und ich erkannte, dass ich nackt war Gottes und des ewigen Reiches der Wonne ob meiner Sünden.
Mit Recht ward aus Eden Adam verbannt, da er dein einziges Gebot, o Heiland, nicht hielt. Was muss ich erst erleiden, der ich stets deine Leben bringenden Worte verworfen?
Aus dem Alten Testament:
Der Fall des Menschen (Gen 3, 1 – 19)
Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. 7 Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz…9 Aber Gott, der HERR, rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? 10 Er antwortete: Ich habe deine Schritte gehört im Garten; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. 11 Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen? 12 Der Mensch antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen… 17 Zum Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hatte, davon nicht zu essen, ist der Erdboden deinetwegen verflucht. Unter Mühsal wirst du essen alle Tage deines Lebens. 18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes wirst du essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst; denn von ihm bist du genommen, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.
Aus dem Kanon:
Kains Blutschuld hab ich auf mich genommen durch eigene Wahl, bin zum Mörder der armen Seele geworden durch ein fleischlich Leben, hab wider sie gekämpft durch schlimme Taten.
Abel ward ich, Jesus, an Gerechtigkeit nicht ähnlich. Nie hab ich jemals wohlgefällige Geschenke dir gebracht, nicht heilge Werke, nicht ein reines Opfer, nicht ein Leben ohne Fehl.
Wie Kain, so haben, arme Seele, auch wir dem Schöpfer aller der Werke Schmutz, ein tadelnswürdig Opfer und ein unnütz Leben in gleicher Weise dargebracht. Darum auch wurden wir verdammt.
Aus dem Alten Testament:
Kain tötet seinen Bruder Abel (Gen 4, 3 – 11)
3 Nach einiger Zeit brachte Kain dem HERRN eine Gabe von den Früchten des Erdbodens dar; 4 auch Abel brachte eine dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der HERR schaute auf Abel und seine Gabe, 5 aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich. 6 Der HERR sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick? 7 Ist es nicht so: Wenn du gut handelst, darfst du aufblicken; wenn du nicht gut handelst, lauert an der Tür die Sünde. Sie hat Verlangen nach dir, doch du sollst über sie herrschen. 8 Da redete Kain mit Abel, seinem Bruder. Als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen Abel, seinen Bruder, und tötete ihn. 9 Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist Abel, dein Bruder? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders? 10 Der HERR sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders erhebt seine Stimme und schreit zu mir vom Erdboden. 11 So bist du jetzt verflucht, verbannt vom Erdboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen.
Aus dem Kanon:
Die zu Noes Zeit zügellos lebten, ahmte ich nach, Heiland, und erloste ihre Strafe in der Flut des Ertrinkens.
Aus dem Alten Testament:
Die Sintflut (Gen 6, 5 – 13)
5 Der HERR sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. 6 Da reute es den HERRN, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh. 7 Der HERR sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben. 8 Nur Noach fand Gnade in den Augen des HERRN…11 Die Erde aber war vor Gott verdorben, die Erde war voller Gewalttat. 12 Gott sah sich die Erde an und siehe, sie war verdorben; denn alle Wesen aus Fleisch auf der Erde lebten verdorben. 13 Da sprach Gott zu Noach: Ich sehe, das Ende aller Wesen aus Fleisch ist gekommen; denn durch sie ist die Erde voller Gewalttat. Siehe, ich will sie zugleich mit der Erde verderben.