Die Bewohner der Stadt, in der Eine Maus lebte, hatten ziemlich widersprüchliche Meinungen vom Ziegenbock. Niemand konnte sagen, ob er schlecht oder gut war, aber alle waren sich einig, dass der Ziegenbock ein ziemlich seltsamer Typ war, wenn nicht sogar eine Type.
Der Ziegenbock war der Nachbar von Einer Maus, und rund um sein Haus gab es ständig Bewegung. Ständig wurde etwas angeliefert und wieder abgeholt, hereingetragen oder herausgebracht, übergeben und zurückgenommen. Autos mit der Aufschrift „Lieferdienst“ oder „Post“ wurden hier täglich gesichtet. Der Ziegenbock lief geschäftig um ausgepackte Kisten, Holzpaletten, Lader und Fahrer herum. Er hatte immer ein großes Notizbuch dabei, in das er ständig etwas schrieb.
Eines Tages kam Eine Maus vom Kindergarten, in dem sie als Erzieherin arbeitete, nach Hause und sah ihren Nachbarn mit seinem wertvollen Notizbuch auf der Schwelle seines Hauses stehen. Eine Maus begrüßte ihn freundlich. Der Ziegenbock riss seine Augen von dem Notizbuch los und sah sie verwundert an.
“Wie geht es Ihnen?” fragte die Maus. Sie interessierte sich schon immer für die um sie herum lebenden Tiere. Plötzlich braucht vielleicht jemand Hilfe, Rat oder einen Hinweis? Oder jemand hat Kopf- oder Bauchschmerzen. Oder heute ist ein sehr wichtiger Tag.
„Das Geschäft läuft ...“, antwortete der Ziegenbock im Ton eines seriösen Geschäftsmanns. Gleichzeitig blickte er unter seinen Brauen hervor, als wäre er von einem sehr wichtigen Gedanken weggerissen worden.
Die Maus wollte schon weitergehen, weil sie nicht wusste, was sie sonst fragen sollte, aber der Bock begann weiterzureden: “Ich habe gerade ein Fernsehgerät verkauft und dafür eine Gitarre gekauft.
“Oh, das ist gut!”, pflichtete die Maus unterstützend bei. “Das Fernsehen nimmt so viel nützliche Zeit in Anspruch, die für etwas Gutes genutzt werden kann. Wirst du jetzt Gitarre spielen lernen?, fragte sie den Bock.
„Ich habe nie ferngesehen“, antwortete der Ziegenbock. Ich habe ihn erst letzte Woche gekauft. Und ich die Gitarre morgen werde ich morgen an einen Ziesel verkaufen, der beschlossen hat, ein Rockstar zu werden.”
“Glaubst du, du kannst dieses Instrument an einem Abend beherrschen lernen?” fragte Eine Maus verblüfft.
”Warum?” Der Ziegenbock verstand die Frage ganz und gar nicht.
“Schau, du hast dir eine Gitarre gekauft, um spielen zu lernen, nicht wahr?” Diesmal verstand die Maus nicht, worum es ging.
“Ich habe die Gitarre gekauft, um sie weiterzuverkaufen. Und den Fernseher auch. Weißt du, junge Dame,” der Ziegenbock senkte das Notizbuch und betrachtete aufmerksam Eine Maus,” zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde mir klar, dass das Wichtigste im Leben darin besteht, sich Ziele zu setzen und sie zu erreichen. Und heute kann ich mit Stolz sagen, dass ich alle Ziele, die ich mir gesetzt habe, erreicht habe!”
Der Bock schüttelte fröhlich seinen Bart und stampfte sogar leicht mit dem Vorderhuf auf.
“Ich verstehe ... “- sagte Eine Maus gedehnt, obwohl sie eigentlich nichts verstand.
Ich wollte ein altes Sofa kaufen und ich habe es gekauft. Dann wollte ich es verkaufen und ich habe es wieder verkauft. An einen älteren Tausendfüßler. Darin bewahrt er seine Schuhe auf. Einmal habe ich zehn identische Bücherregale gekauft, dabei hätte ich nur zwei gebraucht. So habe ich dann acht Regale mit Gewinn an meinen Nachbarn, das Kaninchen verkauft. Er pflanzt jetzt seine Karotten dort an.”
“Kann man wirklich alles verkaufen?”, fragte Eine Maus eher aus Höflichkeit.
“Alles! Und genau das ist auch meine Entdeckung, auf die ich stolz bin!”, wieder stampfte der Bock mit seinem Vorderhuf auf.
“Aber warum?”, wollte Eine Maus wissen, die immer noch nicht begriff.
„Sie sind aber eine seltsame junge Dame“, der Bock schüttelte den Kopf.”Aber warum? Na, um etwas Neues zu kaufen!”
Eine Maus stand eine Weile in Gedanken versunken da, und während sie überlegte, was sie noch fragen sollte, hatte sich der Ziegenbock schon abgewandt und wieder etwas in sein Notizbuch geschrieben.
Eine Maus schlenderte langsam nach Hause. Ein paar Minuten später saß sie bereits auf ihrer Lieblingsschaukel, die an einem Ast der alten Eiche hing, und schaukelte bedächtig hin und her.
Gut, dachte sie, dass ich mir nicht wie der Ziegenbock so wichtige Ziele setzen muss. Sonst müsste man ständig etwas aufschreiben und könnte nicht mal eine Minute ruhig auf der Terrasse sitzen, Tee trinken oder Gäste einladen …
Eine Maus überlegte auch, dass das Leben doch eine höchst erstaunliche Sache ist, wobei der Wind sie warm und sanft streichelte. Es liegt noch so viel Interessantes vor uns: das, was schon fast ausgedacht wurde, und das, was noch in der Luft liegt, wie der Duft der ersten Frühlingsblumen ...