Jakobsbrunnen in unseren Tagen
Als der Erlöser das Land der Juden verlassen hatte und schon beim fremden Volk angekommen war, ruhte er sich am Jakobsbrunnen aus. Wie in einem Bild (Typos) und durch ein Zeichen weist er uns auch jetzt darauf hin, dass die Verkündigung des Evangeliums von Jerusalem ausgeht und das Wort Gottes dann zu den Heiden eilt, damit Seine Liebe zu den Vätern nicht mit Israel zusammen untergehe, sondern Christus bei den Heiden zur Blüte komme, bei ihnen ruhe und bei ihnen bleibe wie unter Heiligen, um ihnen von neuem die ursprüngliche Gnade als nicht verwelkende Blume zu schenken.
…Lebendiges Wasser nennt er die leben schaffende Gabe des Heiligen Geistes. Durch sie allein kehrt die Menschheit, die bereits, Baumstümpfen im Gebirge gleich, ohne Kraft, weil schon verdorrt, und trotz ihres tugendhaften Kampfes von des Teufels Bosheit gekennzeichnet war, zur ursprünglichen Schönheit ihres Wesens zurück. Aus ihr trinkt sie die leben erweckende Gnade und blüht in vielfältiger Art guter Sitten wieder auf; sie wächst zu einer schönen Gestalt empor, die an der Tugend Freude hat, und treibt Zweige, die Früchte schwer sind von der Liebe zu Gott.
Darauf hat Gott uns schon durch den Propheten Jesaja hingewiesen: „Preisen werden mich die Tiere des Feldes, die wilden Bienen und die jungen Strauße, dass ich Wasser in der Wüste fließen ließ und Ströme im wasserlosen Land, um mein auserwähltes Volk zu tränken; das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.“ (Jes 43,20 f.)“Die Seele des Gerechten wird wie ein Frucht tragender Baum sein“, sagt ein anderer Heiliger; „er wird sprießen wie ein Garten, der vom Wasser durchflossen wird, wie ein Weidenbaum am Wasserlauf wird er erscheinen.“ (Jes 44,4) Diesen Aussagen könnten wir noch weitere Zeugnisse aus der Heiligen Schrift anfügen, durch das sich ganz leicht aufzeigen lässt, dass mit dem Begriff „Wasser“ zumeist der göttliche Geist gemeint ist.
Cyrill von Alexandria, Kommentar zum Johannes – Evangelium, II, 4; PG 73, 292C-297B