Die letzten Briefe des “Großen Mütterchens”

09 Februar 2025

Großfürstin Elisabeth Feodorowna

Heute gedenken wir der unzähligen Martyrer und Bekenner des orthodoxen Glaubens in Russland zur Zeit des Bolschewismus. Dabei denken wir natürlich zuerst an unsere Klosterpatronin die Hl. Martyrernonne Großfürstin Elisabeth Feodorowna.

Großfürstin Elisabeth Feodorowna wurde am dritten Tag des Osterfestes 1918, am Dienstag der Lichten Woche, verhaftet. Zwei Schwestern des Klosters, Barbara Jakowlewa und Ekaterina Janyschewa, durften sie begleiten. Sie wurden am 20. Mai 1918 in die sibirische Stadt Alapajewsk gebracht. Auch Großfürst Sergej Michailowitsch und sein Sekretär Fjodor Michailowitsch Remes, die Großfürsten Konstantin, Ioann und Igor Konstantinowitsch sowie Fürst Wladimir Paley wurden hierher gebracht. Die Begleiterinnen von Elisabeth Feodorowna sollten nach Jekaterinburg geschickt werden, um dort freigelassen zu werden. Doch Schwester Barbara konnte erreichen, dass sie bei der Großfürstin blieb.

Auf ihrem Weg in die Verbannung schrieb die Großfürstin zwei Briefe an die Schwestern ihrer Gemeinschaft:

Die Heilige Großfürstin Elisabeth

Herr, segne uns.
Möge die Auferstehung Christi Sie alle trösten und stärken. Um 6 Uhr sind wir an der Stadt Rostow vorbeigefahren, und am Abend am Dreifaltigkeits-Sergij-Lawra. ... Mögen der Hl. Sergij, der Heilige Dimitrij und die Heilige Jewfrosinija von Polotsk uns alle zusammen bewahren, meine Lieben. Wir sind sehr gut unterwegs. Es schneit überall. Ich kann den gestrigen Tag nicht vergessen, all die lieben, süßen Gesichter. Herr, was für ein Leid stand in ihnen geschrieben. Oh, wie hat mein Herz geschmerzt. Mit jeder Minute wurden Sie mir lieber. Wie kann ich euch allein lassen, meine Kinder, wie kann ich euch trösten, wie kann ich euch stärken? Erinnert euch, meine Lieben, an alles, was ich euch gesagt habe. Seid deshalb stets nicht nur meine Kinder, sondern meine gehorsamen Schülerinnen. Steht zusammen und vereint Euch zu einer Seele: alles für Gott - und sprecht, wie Johannes Chrysostomus: „Dank sei Gott für alles.“

Ich werde in der Hoffnung leben, bald wieder bei euch zu sein, und mich danach sehnen, euch alle vereint zu finden. Lest gemeinsam neben dem Evangelium auch die Apostelbriefe. Ihr älteren Schwestern versammelt die Jüngeren um Euch. Bittet Patriarch Tichon, meine Küken unter seine Fittiche zu nehmen. Bringt ihn in mein mittleres Zimmer. Meine Klosterzelle nehmt für die Beichte und das größere Zimmer als Empfangsraum.

Auch wenn es nirgendwo eine Verzögerung gibt, werden wir erst am fünften Tag ankommen. Ekaterina wird sich so bald wie möglich bei Euch melden und Euch alles berichten, wie wir uns eingerichtet haben.”

“Großen Mütterchens”

“Meine lieben Kinder, dank sei Gott, dass Sie zur Kommunion gegangen sind. So standen Sie alle wie eine Seele vor dem Erlöser. Ich glaube, dass der Erlöser mit euch allen zusammen auf dieser Erde war, und beim Jüngsten Gericht wird dieses Gebet wieder vor Gott stehen, als ein Akt der Barmherzigkeit füreinander und für mich. Ich kann nicht ausdrücken, wie sehr ich tief in der Seele berührt, mich über Ihre Briefe gefreut habe. Sie haben mir geschrieben, dass Sie sich alle, ohne Ausnahme, bemühen werden, so zu leben, wie ich es Ihnen oft dargelegt habe.

Wie werden Sie alle jetzt auf die Erlösung hin vervollkommnet werden! Ich sehe schon einen guten Anfang. Verlieren Sie nur nicht den Mut und werden Sie nicht schwach in Ihren guten Vorsätzen! Möge der Herr, der uns vorübergehend getrennt hat, uns geistlich stärken!

Beten Sie für mich, eine Sünderin, damit ich würdig werde, zu meinen Kindern zurückzukehren und für Euch vollendet zu werden, damit wir alle daran denken, wie wir uns auf das ewige Leben vorbereiten.

Wir machen jetzt alle dasselbe durch, und ungewollt finden wir nur bei Ihm allein Trost, um unser gemeinsames Kreuz der Trennung zu tragen. Der Herr fand, dass es für uns an der Zeit ist, Sein Kreuz zu tragen. Lasst uns versuchen, dieser Freude würdig zu sein. Ich dachte, wir wären noch zu schwach, nicht erwachsen genug, um ein großes Kreuz zu tragen. „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen.“ Wie es dem Herrn gefiel, so geschah es.

Welch ein Beispiel gibt uns der heilige Hiob durch seine Gottergebenheit und Geduld in der Bedrängnis! Dafür schenkte ihm der Herr anschließend Freude. Wie viele Beispiele für solche Bedrängnisse haben die heiligen Väter in ihren heiligen Klöstern erlebt, aber dannach erlebten sie unendliche Freude. Bereiten Sie sich auf diese Freude vor, bald wieder vereint zu sein. Lassen Sie uns geduldig und demütig sein. Lassen Sie uns nicht mürrisch sein und für alles danken.

Die Heilige Großfürstin Elisabeth und Schwester Barbara

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit Euch, und meine Liebe sei mit Euch allen in Christus Jesus. Amen.

Ich verbleibe als ständig zu Gott betende und liebende Mutter in Christus, Euer Mütterchen“.

Auszug aus dem Buch „Durch die Liebe“ (Kloster der Hl. Elisabeth, 2017).

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1 month ago

Шнайдер, Елизавета

1 month ago
Добрый день! Большое спасибо! Эта книга есть на английском языке?
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