An einem ruhigen Frühlingstag flog ein Specht zur Eule Anfisa. Er strahlte vor Freude.
“Ich habe eine Medaille verdient, liebe Freundin!”
“Und wofür?, fragte die Eule ruhig. Der Specht holte hinter seinem Rücken eine riesige Schriftrolle hervor, die von oben bis unten beschrieben war, und sagte geschäftstüchtig:
“Für gute Taten! Schauen Sie sich die Liste an, die ich gemacht habe.”
Anfisa setzte ihre Brille auf und fing an zu lesen: „Sie können einen Blaubeerkuchen backen und Ihre Freunde verwöhnen. Sie können früh aufstehen und den Bienen beim Nektar sammeln helfen. Sie können zum Fluss gehen, einen traurigen Frosch finden und ihn aufheitern ... "
Dann zögerte sie und fuhr unsicher fort: „Sie können die alte Dame über die Straße bringen …“
„Hören Sie, aber wir haben keine Straßen im Wald! Und auch keine alten Damen!”
Da begann der Specht zu erklären, er habe in einem Buch von der alten Frau gelesen. Dabei spielt es aber auch keine Rolle, ob sie im Wald zu finden ist oder nicht. Die Hauptsache ist, herauszufinden, wie man Gutes tut. Dafür erwartete er eigentlich eine Medaille.
„In Ordnung“, stimmte die Eule zu. Fragen wir die Tiere, was sie darüber denken.
Der Specht war zufrieden. Er war sich sicher, dass niemand mehr über gute Taten wissen konnte als er, weil er sein ganzes Leben lang an seiner Liste gearbeitet hatte. Inzwischen flog die Eule zum Fuchs: „Hör zu, Reineke Fuchs, warum steht dein Schuppen so schief da?
„Er ist alt geworden, also steht er jetzt schief“, seufzte der Fuchs.
“Dann ruf doch den Specht. Lass ihn von ihm reparieren!” riet Anfisa.
Danach besuchte sie den Hasen, das Eichhörnchen und ihren Busenfreund, den Igel und riet allen, sich an den Specht zu wenden. Drei Tage später organisierte sie ein Treffen auf der Lichtung.
„Auf der Tagesordnung“, rief die Eule feierlich, „steht das Thema, dem Specht eine Medaille für gute Taten zu verleihen!“
Da beginnen auch schon die Tiere durcheinander zu schreien: “Was? Im Winter kann man ihn nicht einmal um Schnee bitten!”
“Er wollte den Schuppen nicht für mich reparieren“, warf der Fuchs empört ein.
„Mir und dem Eichhörnchen hat er auch nicht geholfen”, bekräftigte der Hase. „Und mit mir hat er nicht einmal gesprochen“, gab der Igel verärgert zu.
Der Specht war verwirrt, begann sich zu rechtfertigen: “Aber ich habe eine Liste ... ich kenne alle, alle, alle guten Taten der Welt ... ich habe sie sogar auswendig gelernt!”
Die Eule erklärt ihm: „Es reicht nicht, einfach etwas Gutes zu kennen. Es muss auch unbedingt gemacht werden!”
Der Specht bedauerte, dass ihm die Medaille nicht verliehen wurde. Und dann überlegte er: „Die Eule hatte recht. Wir müssen anderen helfen." Also begann er, Gutes zu tun. Er beschloss, alles genau nach seiner Liste zu machen. Hatte er sie denn etwa umsonst gemacht? Es stimmte, Omas findet man nicht im Wald. Aber wenn wenigstens eine gute Tat passen würde, dann könnte er bestimmt irgend etwas umsetzen!