Gottesmutterfasten - Geschichte und Traditionen

14 August 2024

Gottesmutterfasten

Das Gottesmutterfasten begleitet uns seit den Anfängen des Christentums.

In einer um 450 gehaltenen Rede Leos des Großen finden wir einen klaren Hinweis auf dieses Fasten: „Die kirchlichen Fastenzeiten sind im Jahr so angeordnet, dass jeder Jahreszeit ihre eigene Periode der Enthaltsamkeit zugewiesen wurde. So gibt es im Frühling die Große Fastenzeit vor Ostern, im Sommer das Apostelfasten vor dem Fest der Heiligen Apostel Petrus und Paulus, im Herbst das Gottesmutterfasten vor dem Fest der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin und im Winter das Weihnachtsfasten in Vorbereitung auf das Fest der Geburt unseres Herrn und Gottes Jesus Christus.“

Der heilige Simeon von Thessaloniki schreibt: „Das Fasten im August wurde zu Ehren der Mutter des göttlichen Wortes eingeführt, die, nachdem sie von ihrer Entschlafung erfahren hatte, wie immer für uns fastete, obwohl sie, da sie heilig und rein war, des Fastens nicht bedurfte; so betete sie besonders für uns, als sie von diesem Leben in das zukünftige übergehen und ihre gesegnete Seele mit ihrem Sohn durch den göttlichen Geist vereinigt werden sollte. Deshalb sollen auch wir das Fasten halten und beten, indem wir ihr Leben nachahmen und sie so veranlassen, für uns zu beten. Einige sagen jedoch, dass dieses Fasten anlässlich zweier Festen eingeführt wurde, nämlich des Festes der Verklärung und des Festes der Entschlafung. Und auch ich halte es für notwendig, dieser beiden Feste zu gedenken, das eine als Heiligung, das andere als Sühne und Fürbitte für uns.”

Obwohl das Gottesmutterfasten nur zwei Wochen dauert, ist es in der Strenge der Enthaltsamkeit der Großen Fastenzeit gleichzusetzen. Nach den klösterlichen Statuten darf während dieses Fastens nur pflanzliche Nahrung gegessen werden, und zwar ohne Öl. Pflanzenöl ist nur am Samstag und Sonntag erlaubt.

Der Frühherbst schenkt uns Gemüse, das reich an Vitaminen und nützlichen Substanzen ist: Gurken, Tomaten, Zucchini, Kürbis, Paprika, Auberginen, Zwiebeln, Knoblauch. All diese Gemüsesorten bilden zusammen mit Kartoffeln die Grundlage für den Fastentisch, ebenso wie Pilze, die am Ende des Sommers eher anzutreffen sind als zu Beginn.

Obwohl das Gottesmutterfasten streng ist, gilt es in Russland seit langem als das angenehmste und leichteste. Deshalb wurde das Sprichwort „Apostelfasten bedeutet hungern, doch Gottesmutterfasten ist schlemmen“ geprägt.

Das Gottesmutterfasten erhielt den liebevollen Namen „Spasowka - Erlöserzeit“, weil es mit drei freudigen Festen zu Ehren des allbarmherzigen Erlösers Jesus Christus verbunden ist: das erste und das dritte fallen auf den Beginn und das Ende des Fastens, das zweite - auf die Mitte.

das Kreuz

Die Erlöserfeste sind insofern bemerkenswert, weil mit jedem von ihnen die Segnung bestimmter Lebensmittel der neuen Ernte verbunden ist.

Am ersten Tag des Gottesmutterfastens, dem 14. August, wird das Fest der Prozession mit dem kostbaren und lebenspendenden Kreuz des Herrn - das erste Erlöserfest - gefeiert. Das griechische Stundenbuch erklärt den Ursprung dieses Festes folgendermaßen: „Wegen der Krankheiten, die im August sehr häufig auftraten, wurde in Konstantinopel von alters her der Brauch eingeführt, das verehrungswürdige Kreuz durch die Straßen zu tragen, um Orte zu heiligen und Krankheiten abzuwehren“. In der russischen Kirche wurde dieses Fest mit dem Gedenken an die Taufe Russlands im Jahr 988 durch den heiligen Fürsten Wladimir von Kiew verbunden.

Zum Gedenken an die Taufe der Kiewer Rus wird am 14. August Wasser in den Gewässern des Dnjepr und des Kreschtschatyk geweiht. Parallel dazu wird Honig geweiht und die neue Ernte gesegnet. Aus diesem Grund wird das erste Erlöserfest auch “Honig-Erlöser” genannt. Es ist ein Feiertag der Imker, denn sie ernten die erste Tracht in den Bienenstöcken.

Segen des Honigs

Am 14. August ist neben dem Fest des ersten Erlösers der Gedenktag für die sieben alttestamentarischen Makkabäer-Märtyrer. Mak Wej (russ.) sagte man früher und dies bedeutet Mohnblumen. In den südlichen Regionen Russlands wurden an diesem Tag Mohn und Blumen geweiht, mit denen ein Jahr lang die Ikonen geschmückt wurden.

Mohn war ein sehr gebräuchliches Produkt in der slawischen Küche. Mohnmilch wurde zur Herstellung von Brei in der Fastenzeit verwendet und war ein obligatorisches Gericht am Vortag großer Fest. Und natürlich wurde Mohn für Backwaren verwendet. Deshalb wurden am ersten Erlöserfest Honiglebkuchen, Kuchen, Brötchen und Brötchen mit Mohn und Honig gebacken.

Am 19. August feiert die Kirche das Fest der Verklärung des Herrn zu Ehren der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor - dem zweiten Erlöserfest.

Ikone der Verklaerung des Herrn

Die Reifung der Früchte in den Gärten am Ende des Sommers, die die Arbeit des ganzen Jahres krönen, ist ein sichtbares Bild für die künftige Verklärung der Welt. Indem die Kirche am Tag der Verklärung Früchte weiht, bringt sie die Hoffnung zum Ausdruck, dass alle irdische Arbeit durch die Gnade Gottes geheiligt wird. In Byzanz wurden an diesem Tag Weizenähren und Weintrauben geweiht - jene Früchte, die während der Liturgie in Leib und Blut Christi verwandelt werden. In Russland wurde die Konsekration von Trauben durch die Konsekration von Äpfeln ersetzt. Daher erhielt der Feiertag den Namen „Apfel-Erlöser“.

Fruchtsegen

Am 28. August wird die Entschlafung der Gottesmutter gefeiert. Am Tag der Entschlafung wird das Gottesmutterfasten beendet. Wenn das Fest auf einen Mittwoch oder Freitag fällt, wird das Verzehren von Fisch gesegnet. Ab dem nächsten Tag, dem Fest der Übertragung des nicht von Menschenhand geschaffenen Bildes unseres Herrn Jesu Christi von Edessa nach Konstantinopel oder dem dritten Erlöserfest, dem „Erlöser auf Leinwand“ kann wieder Fleisch gegessen werden. Am dritten Fest war es üblich, Nüsse und mancherorts auch Brot zu weihen.

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