Predigt zum Fest der Lichter (Theophanie), 39. Predigt

17. Januar 2022

Gregorios von Nazianz

Ikone der Taufe Christi

Ikone der Taufe Christi

Der heilige Tag der Lichter, zu dem wir gelangt sind und den wir heute zu feiern gewürdigt wurden, hat seinen Ursprung in der Taufe meines Christus, “des wahren Lichtes, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt” (Joh 1, 9). Es bewirkt meine Reinigung und bestärkt das Licht, welches wir am Anfang (bei der Schöpfung) von Ihm aus der Höhe empfangen haben, aber durch die Sünde verdunkelt und getrübt haben. …

Die Geburt Christi haben wir in geziemender Weise bereits gefeiert, ich als Zelebrant des Festes und ihr mit allem, was in der Welt und im Himmel ist. Mit dem Stern haben wir uns auf den Weg gemacht, mit den Magiern haben wir verehrt, mit den Hirten wurden wir umleuchtet, mit den Engeln haben wir Lieder gesungen, mit Simeon haben wir Christus in die Arme genommen und mit der greisen und weisen Anna haben wir uns zu ihm bekannt. Mit ihnen haben wir Dank gesagt, weil er als Fremder in sein Eigentum kam, um den entfremdeten Menschen zu ehren. Jetzt aber ist eine andere Tat Christi und ein anderes Mysterium zu feiern. Ich kann die Freude darüber nicht verbergen, ich werde von Gott ergriffen und beinahe verkünde ich wie Johannes die frohe Botschaft, zwar nicht als Vorläufer, aber wie einer, der aus der Wüste kommt. Christus wird erleuchtet; lasst uns mit ihm leuchten! Christus wird getauft; lasst uns mit ihm hinabsteigen, damit wir auch mit ihm hinaufsteigen. …

Johannes tauft; Jesus tritt hinzu, vielleicht um den Täufer zu heiligen, ganz sicher aber, um den alten Adam im Wasser zu begraben, vor allem jedoch, um ihretwegen den Jordan zu heiligen. Wie Er Fleisch und Geist war, so gab Er auch dem Wasser die Weihe durch den Heiligen Geist. Der Täufer lässt es nicht zu; Jesus disputiert mit Ihm. “Ich müßte von Dir getauft werden” (Mt 3, 14), spricht die Fackel zur Sonne, die Stimme zum göttlichen Wort, der Freund zum Bräutigam, “der Größte unter allen, die je von einer Frau geboren wurden” (Mt 11, 11) zum “Erstgeborenen vor der Schöpfung” (Kol 1, 15), der, welcher im Mutterleib aufhüpfte, zu dem, der im Mutterleib angebetet wurde (vgl. Lk 1, 44), jener, der Vorläufer ist und sein wird, zu dem, der erschienen ist und erscheinen wird. …

Jesus steigt aus dem Wasser. Er führt die Welt mit sich empor und sieht den Himmel offen, den Adam für sich und seine Nachkommen verschlossen hatte wie das Paradies durch das Flammenschwert. Und der Geist bezeugt die Gottheit Christi, da Er auf den Gleichen herabkommt, und ebenso die Stimme aus dem Himmel; denn von dort stammt der, für den sie Zeugnis ablegt. Der Geist erscheint leiblich wie eine Taube; denn Er ehrt Christi Leib, da Er durch die Vergöttlichung Gott ist. Zudem ist es seit ferner Zeit Eigenart der Taube, die frohe Kunde vom Ende der Sintflut zu bringen. …

Mose taufte, doch nur im Wasser, vor allem in der Wolke und im Meer. Das geschah als Vor-Bild, wie Paulus lehrt (1 Kor 10, 1-4). Das Meer versinnbildlicht das Wasser, die Wolke den Geist, das Manna das Brot des Lebens und der Trank (aus dem Felsen) den göttlichen Trank. Auch Johannes taufte, doch nicht mehr nach jüdischer Art, nicht nur im Wasser, sondern schon zur Umkehr, aber noch nicht in vollkommen geistiger Art; denn er fügte nicht “im Geist” hinzu.

Jesus tauft, doch im Heiligen Geist. Dies ist die Vollendung der Taufe. Wie sollte der nicht Gott sein, aus welchem auch du göttlich wirst! Ich kenne noch eine vierte Taufe, jene im Martyrium und im Blut, mit der selbst Jesus getauft wurde und die viel erhabener ist als die anderen, insofern sie durch eine Befleckung nicht mehr besudelt wird. Ich kenne noch eine fünfte Taufe, die der Tränen (bei der Buße); aber sie ist mühevoller, weil ihr Empfänger jede Nacht das bett und Lager mit Tränen benetzt (vgl. Ps 6, 7). …

Wir wollen heute Christi Taufe ehren und in schöner Weise das Fest feiern; wir wollen nicht für den Bauch schwelgen, sondern in geistiger Weise uns erfreuen. … Werdet wie Lichter in der Welt, eine lebensspendende Kraft für die anderen Menschen, damit ihr als vollendete Lichter an der Seite des großen Lichtes steht und für die jenseitige Erleuchtung eingeweiht werdet!

PG 36, 336 A - 360 A

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