Der heilige Kirill stand zunächst in den Diensten des Rostower Fürsten Konstantin II. Borissowitsch und dann von Konstantin III. Wassiljewitsch, den er als einer der engsten Vertrauten mehr als einmal zur Goldenen Horde begleitete. Der heilige Kirill besaß ein für seine Stellung ausreichendes Vermögen, aber wegen der Einfachheit der damaligen Sitten und da er auf dem Lande lebte, vernachlässigte er die übliche Landarbeit nicht.
In der Lebensbeschreibung des Hl. Sergij wird erzählt, dass seine Mutter und alle Anwesenden bei der Göttlichen Liturgie noch vor der Geburt ihres Sohnes einen dreifachen Laut des Kindes vor der Lesung des Heiligen Evangeliums, während des Cherubim-Gesangs und bei der Proklamation des Priesters "Das Heilige den Heiligen" hörten. Die ehrwürdigen Kirill und Maria fühlten über sich die große Barmherzigkeit Gottes; ihre Frömmigkeit verlangte, dass ihre Gefühle der Dankbarkeit gegenüber Gott in einer äußeren Frömmigkeitshandlung, einem gottesfürchtigen Gelübde seinen Ausdruck finden sollten. Und wie die heilige Anna, die Mutter des Propheten Samuel, legte Maria zusammen mit ihrem Mann das Versprechen ab, Gott, dem Wohltäter aller, ein Kind zu weihen. Der Herr schenkte ihnen einen Sohn, den sie Warfolomej (Bartholomäus) nannten. Von den ersten Tagen seines Lebens an überraschte der Säugling alle durch seine Askese. Mittwochs und freitags nahm er die Milch seiner Mutter nicht an, und an anderen Tagen, wenn sie Fleisch gegessen hatte, verweigerte der Säugling ebenfalls die Milch. Als die ehrwürdige Maria dies bemerkte, unterließ sie es, in der Folge überhaupt Fleisch zu essen.
Die Rechtschaffenheit von Kirill und Maria war nicht nur bei Gott bekannt. Als strenge Hüter aller kirchlichen Satzungen halfen sie den Armen, vor allem aber hielten sie sich an das Gebot des heiligen Apostels Paulus: "Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.”(Hebr 13,2) Dasselbe lehrten sie auch ihre Kinder, indem sie sie streng anwiesen, keine Gelegenheit auszulassen, einen Wandermönch oder einen anderen müden Wanderer in ihr Haus zu bitten. Über das fromme Leben dieses gesegneten Paares sind keine detaillierten Informationen überliefert, aber wir können mit dem Heiligen Bischof Platon sagen, dass die Früchte, die sie hervorbrachten, die Güte des gesegneten Baumes besser zeigten als jedes beredte Lob. Glücklich sind die Eltern, deren Namen für immer in ihren Kindern und Nachkommen verherrlicht werden! Glücklich sind die Kinder, die die Ehre und den Edelmut ihrer Eltern und glorreichen Vorfahren nicht nur nicht beschmutzt, sondern vermehrt und vergrößert haben, denn wahrer Edelmut besteht aus Tugenden!
Um 1328 zogen die Kyrill und Maria von Rostow nach Radonesch. Drei Werst von Radonesch entfernt befand sich das Chotkowo-Mariä Schutz-Kloster, das zu dieser Zeit sowohl von Männern als auch von Frauen bewohnt wurde. Nach dem in Russland verbreiteten Brauch wurde das Mönchtum im Alter von Bürgern, Fürsten und Bojaren angenommen. Der Geist des Mönchtums wurde vom Sohn an seine Eltern weitergegeben: Am Ende ihres langen und elenden Lebens wollten die rechtschaffenen Kirill und Maria selbst die Gestalt eines Engels annehmen.
Sie lenkten ihre Schritte in dieses Kloster, um dort den Rest ihrer Tage im Zeichen der Buße zu verbringen und sich auf ein anderes Leben vorzubereiten. Doch wurde ihnen nur eine kurze Zeit zu ihrer Vervollkommnung geschenkt. Im Jahr 1337 entschliefen sie in Frieden zum Herrn.
Am 3. April 1992, zum 600. Jahrestages der Heiligsprechung des Heiligen Sergij, wurden die Heiligen Kirill und Maria vom Bischofskonzil der Russischen Orthodoxen Kirche zur Ehre der Altäre erhoben. Die Heiligsprechung bildete einen würdigen Abschluss der sechs Jahrhunderte währenden Verehrung der Eltern des großen Asketen, die der Welt ein Vorbild an Heiligkeit und christlicher Familienordnung schenkten.