Lebensbeschreibung des Heiligen Apostels Andreas, des Erstberufenen

12 Dezember 2025

Vita des Hl. Apostels Andreas

Der heilige Apostel Andreas, der Erstberufene, stammte aus Galiläa. Dieser nördliche Teil des Heiligen Landes zeichnete sich durch seine Fruchtbarkeit und landschaftliche Schönheit aus, und seine Bewohner waren warmherzig und gastfreundlich. Die Galiläer kamen gut mit den Griechen aus, die ihr Land in großer Zahl bevölkerten; viele sprachen Griechisch und trugen sogar griechische Namen. Der Name Andreas stammt aus dem Griechischen und bedeutet „mutig“.

Als Johannes der Täufer am Ufer des Jordan zu predigen begann, folgte Andreas zusammen mit Johannes, dem Sohn des Zebedäus (der aus derselben Stadt Bethsaida stammte), dem Propheten in der Hoffnung, in seinen Lehren Antworten auf ihre spirituellen Fragen zu finden. Viele begannen zu glauben, Johannes der Täufer könnte der erwartete Messias sein, doch er erklärte den Menschen, dass er nicht der Messias sei, sondern nur gesandt worden sei, um Ihm den Weg zu bereiten. Zu dieser Zeit kam der Herr Jesus Christus zu Johannes dem Täufer an den Jordan, um ihn zu taufen. Er wies auf den Herrn und sagte zu seinen Jüngern: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt.“ Als Andreas und Johannes dies hörten, folgten sie Jesus. Als der Herr sie sah, fragte er: „Was sucht ihr?“ Sie sagten: „Rabbi (Lehrer), wo wohnst du?“ „Kommt und seht“, antwortete Jesus, und von diesem Augenblick an wurden sie seine Jünger. Am selben Tag ging der Apostel Andreas zu seinem Bruder Simon Petrus und sagte ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Daraufhin schloss sich auch Petrus den Jüngern Christi an.

Die Apostel widmeten sich jedoch nicht sofort ganz ihrer apostolischen Berufung. Aus dem Evangelium wissen wir, dass die Brüder Andreas und Simon Petrus sowie die Brüder Johannes und Jakobus für eine Weile zu ihren Familien zurückkehren und ihre gewohnte Arbeit – das Fischen – wieder aufnehmen mussten. Einige Monate später kam der Herr am See Genezareth vorbei und sah sie fischen. Er sagte: „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Da verließen sie ihre Boote und Netze und wurden von diesem Tag an treue Jünger Christi.

Kreuz und Reliquien des Hl Apostel Andreas

Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel machte sich der heilige Andreas auf, um das Wort Gottes in den östlichen Ländern zu predigen. Er reiste durch Kleinasien, Thrakien und Mazedonien, erreichte die Donau, die Schwarzmeerküste, die Krim, die Schwarzmeerregion und ging den Dnjepr hinauf bis zum heutigen Kiew. Hier, in der Nähe der Kiewer Berge, verbrachte er die Nacht. Als er am Morgen aufstand, sagte er zu seinen Jüngern: „Seht ihr diese Berge? Auf diesen Bergen wird die Gnade Gottes leuchten, eine große Stadt wird entstehen, und Gott wird viele Kirchen bauen.“ Der Apostel bestieg die Berge, segnete sie und errichtete ein Kreuz. Nach einem Gebet ging er noch weiter den Dnjepr entlang und erreichte slawische Siedlungen, aus denen später Nowgorod hervorging. Von hier aus reiste der Apostel durch die Länder der Waräger nach Rom, um zu predigen, und kehrte wieder nach Thrakien zurück, wo er in dem kleinen Dorf Byzanz, dem späteren mächtigen Konstantinopel, eine christliche Gemeinde gründete. Der Name des heiligen Apostels Andreas verbindet die Mutterkirche, die Kirche von Konstantinopel, mit ihrer Tochterkirche, der russischen Kirche.

Kreuz des Hl Apostel Andreas

Auf seiner Reise erlitt der erstberufene Apostel viel Leid und Qualen durch die Heiden: Er wurde aus Städten vertrieben und geschlagen. In Sinope wurde er gesteinigt, doch der treue Jünger Christi blieb unverletzt und predigte unermüdlich dem Volk über den Erlöser. Durch die Gebete des Apostels vollbrachte der Herr Wunder. Durch die Arbeit des heiligen Apostels Andreas gründete der Apostel christliche Kirchen, für die er Bischöfe und Geistliche einsetzte. Die letzte Stadt, die der erstberufene Apostel erreichte und wo er den Märtyrertod erleiden sollte, war Patras am Golf von Korinth. Der Herr vollbrachte durch seine Jünger in Patras viele Wunder. Kranke wurden geheilt, Blinde erhielten ihr Augenlicht zurück. Durch das Gebet des Apostels wurde der schwerkranke Sosius, ein angesehener Bürger, wieder gesund; durch das Auflegen seiner Hände wurden Maximilla, die Frau des Statthalters von Patras, und sein Bruder Stratokles geheilt. Die Wunder des Apostels und seine feurigen Worte erleuchteten fast alle Bürger von Patras mit dem wahren Glauben. Nur wenige Heiden blieben in Patras zurück, darunter der Statthalter der Stadt, Aigeatos. Der Apostel Andreas wandte sich wiederholt mit den Worten des Evangeliums an ihn. Doch selbst die Wunder des Apostels konnten Aigeatos nicht erleuchten. Der heilige Apostel appellierte liebevoll und demütig an seine Seele und bemühte sich, ihm das christliche Geheimnis des ewigen Lebens und die wundersame Kraft des Heiligen Kreuzes des Herrn zu offenbaren. Wütend befahl Aigeatos die Kreuzigung des Apostels. Dieser Heide wollte damit die Predigt des Heiligen Apostel Andreas, diffamieren, indem er ihn ans Kreuz schlug. Der Heilige Andreas, der Erstberufene nahm die Entscheidung des Statthalters freudig an und begab sich mit einem Gebet zum Herrn selbst zur Hinrichtungsstätte. Um die Qualen des Apostels zu verlängern, befahl Aigeatos, Hände und Füße des Heiligen nicht anzunageln, sondern ans Kreuz zu binden. Zwei Tage lang lehrte der Apostel vom Kreuz aus, die um ihn versammelten Stadtbewohner. Die Menschen, die ihm zuhörten, hatten von ganzem Herzen Mitgefühl mit ihm und forderten, den heiligen Apostel vom Kreuz zu nehmen. Aus Angst vor einem Volksaufstand befahl Aigeatos, die Hinrichtung zu stoppen. Doch der heilige Apostel begann zu beten, dass der Herr ihm den Tod am Kreuz schenken möge. So sehr die Soldaten auch bemühten die Fesseln des Apostels Andreas zu entfernen, ihre Hände versagten ihnen den Dienst. Der gekreuzigte Apostel lobte Gott und sagte: „Herr Jesus Christus, nimm meinen Geist auf.“ Dann erleuchtete ein heller Glanz göttlichen Lichts das Kreuz und den daran gekreuzigten Märtyrer. Als der Glanz verschwand, hatte der heilige Andreas, der Erstberufene, seine heilige Seele bereits dem Herrn übergeben († 62). Maximilla, die Frau des Herrschers, nahm den Leichnam des Apostels vom Kreuz und begrub ihn ehrenvoll.

Ikone des Hl Apostel Andreas

Mehrere Jahrhunderte später, unter Kaiser Konstantin dem Großen, wurden die Reliquien des heiligen Andreas, des Erstberufenen feierlich nach Konstantinopel überführt und in der Apostelkirche neben den Reliquien des heiligen Evangelisten Lukas und des Apostels Timotheus, eines Jüngers des Apostels Paulus, beigesetzt.

Die russische Kirche, die den Glauben von Byzanz übernommen hatte, dessen Bischöfe ihre Nachfolge auf den Apostel Andreas zurückführen, betrachtet sich auch als dessen Nachfolger. Deshalb wurde das Andenken an den heiligen Andreas, den Erstberufenen im vorrevolutionären Russland so feierlich begangen. Zar Peter I. stiftete den ersten und höchsten Orden zu Ehren des Apostels Andreas, der an staatliche Würdenträger verliehen wurde. Seit der Zeit Peters des Großen hat die russische Marine die Andreasflagge als Banner übernommen, ein blaues Kreuz in X-Form auf weißem Grund, unter diesem Zeichen errangen die Russen auf den Meeren viele Siege.

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