Vitaikone des Hl. Nikolaus
Die folgenden Erzählungen wurden nach der vorliegenden Vita des Heiligen Bischofs Nikolaus, verfasst durch Abt Michael im 8. Jahrhundert, für Kinder umgeschrieben und gekürzt.
Der heilige Nikolaus gehört zu den großen Gestalten der frühen und ungeteilten Kirche. Obwohl im Morgenland geboren und dort bis heute in einzigartiger Weise verehrt, hat er auch unter den Heiligen des Abendlandes eine überragende Stellung erworben. Er ist beheimatet in den offiziellen Liturgien (Gottesdiensten) der Kirchen und gleicherweise zu Hause in den volkstümlichen Festen der Familien und Kindergärten, auch jener, die keine kirchliche Bindung haben.
Doch welche Verzerrungen hat dieser ehrwürdige Bischof erdulden müssen, wie viel Kitsch hat sich um ihn gerankt! Zum Weihnachtsmann und gar zum Väterchen Frost ist er degradiert worden. Als verkrampfte Erziehungshilfe tritt er am 6. (19.) und 24. Dezember (7.Januar) in Erscheinung, um ungeschickten Eltern die pädagogischen Aufgaben zu erleichtern. Mit Mitra und Stab, mit weißem Bart und goldenem Buch umnebelt er wie mit exotischem Parfüm aus himmelshöhen, was unter Christen selbstverständlich sein sollte, die Nächstenliebe und den Einsatz für andere.
Der heilige Nikolaus gibt uns ein glanzvolles Beispiel der Gottesfurcht und leuchtet durch seine Wundertaten seit Jahrhunderten wie ein heller Stern in der Kirche. Seine Gedächtnisfeiern, die wir zweimal im Jahr, festlich begehen künden von seiner Heiligkeit und verbreiten den Ruhm seiner Tugenden. Er bewegt die Christus Liebenden, seinen Gedenktag mit Psalmen und Hymnen sowie mit Großherzigkeit und Liebe zu den Bedürftigen zu begehen. Dies tun wir, weil uns sein Vorbild dazu antreibt. Es gibt wohl auf der ganzen Welt niemand, der nicht in Gefahren seine Hilfe und seinen schnellen Beistand erfahren hat. Aus diesem Grunde besingen wir ihn als unseren Beschützer.
Nikolaus, der spätere Erzbischof aus Myra, stammte selbst aus Lykien in Kleinasien, heute Türkei. Seine Eltern waren von vornehmer Herkunft und vermögend. Sie übertrafen die meisten in ihrer Liebe zu Christus. Im ersten Jahr ihrer Ehe wurde nach Gottes Plan Nikolaus geboren, der der einzige Sohn seiner Eltern blieb. Von Geburt an liebte er die Reinheit und war vom Mutterleib an von Gott geheiligt. Wie jeder Säugling ernährte er sich an der Mutterbrust. Doch nahm hielt er mittwochs und freitags die festgelegte Fastenordnung ein. Damit wies der Heilige im voraus auf die richtige Lebensweise für ein glückliches und heiles Leben hin. Er nahm an Lebensjahren zu und vervollkommnete seine Tugenden, die in gleichem Maße wuchsen. Das monastische Leben, die Existenzweise der Engel, schien dem künftigen Leben des Nikolaus angemessen zu sein.
Der Junge wuchs heran und erlernte von den Eltern die Grundlagen der guten Sitten. Er war auf weise Besonnenheit bedacht und liebte es in der Kirche zu sein, die “Heiligen Hallen” waren seine Freude. Seine Lehrer erleuchteten seinen Geist und erzogen ihn zu reiner Frömmigkeit, die ihn zu göttlicher Begeisterung hinaufzog.
Als die Eltern zum Herrn heimgegangen waren, hatten sie ihm ein beachtliches Vermögen hinterlassen. Er aber wusste, dass er Gott zum Vater hatte, und schaute auf ihn mit den Augen des Geistes und mit reinem Herzen. So verteilte er ständig von seinem Besitz an die Bedürftigen. Dabei war er fest davon überzeugt, dass er damit Schätze im Himmelreich sammelte.